Freitag 29. März 2024

Salomo und die Bitte um ein hörendes Herz

Sozialpredigt zum 17. Sonntag (26. Juli 2020) im Jahreskreis | Lesejahr A


Autorin: Regina Leirich, Referentin KJ Fachbereiche

Liebe Feiergemeinde, 
 
als ich in der Vorbereitung für diese Predigt die Lesung das erste Mal gelesen habe, war ich verwundert, so ein Märchen in der Bibel zu finden?!


Warum mich das so verwundert hat? Weil viele Märchen oder auch moderne Geschichten  damit beginnen, dass jemand einen oder mehrere Wünsche frei hat. Anders als in der Lesung erscheint in diesen Geschichten nicht Gott, sondern eine gute Fee und gewährt jemandem einen Wunsch. In den meisten dieser Geschichten wünschen sich die Leute, etwas für sich selbst: Materielle Dinge wie viel Geld oder in neueren Geschichten ein schönes Auto oder Ähnliches; aber ganz gleich wie alt die Geschichten sind, immer wieder auch ewiges Leben. Eines ist den Wünschen gemeinsam, es geht nur um den oder die Wünschende selbst.  Das schöne ist, dass diese Geschichten meistens ein gutes Ende finden. Aber es ist nicht immer so, dass ihre Wünsche die Menschen in diesen Geschichten, auf Dauer glücklich(er) machen. Manchmal machen ihre Wünsche sie sogar unglücklicher. 


Ich weiß nicht, ob Sie sich die Frage gestellt haben, was Sie sich wünschen würden. Ich frage mich, was ich mir wünschen würde, wenn Gott kommt und ich einen Wunsch frei hätte. Ich weiß nicht, ob mein Wunsch sehr viel anders gewesen wäre, als die Wünsche aus den Geschichten von der guten Fee. 


Salomo jedoch dachte nicht nur an sich selbst. Er hat sich etwas Anderes gewünscht: Ein hörendes Herz. Er hat sich ein hörendes Herz gewünscht, um sein Volk gut und gerecht zu regieren. Er hat sich gewünscht zu wissen, was für die Menschen, die ihm unterstellt sind, „richtig“ ist. Das Herz war in der Zeit als Salomo König war, nicht der Platz, an dem die Gefühle angesiedelt sind. Sondern das Herz war der Ort des Verstandes. Es war der Mittelpunkt des eigenen Ichs. Das heißt, Salomo hat sich gewünscht als ganze Person ein hörender - ein verstehender - Mensch zu werden. (Der Ruf Salomos gerecht gewesen zu sein, ist bis heute sprichtwörtlich. Historisch ist es so, dass das Volk Israel zu Salomos Zeiten in relativer Ruhe und Sicherheit lebte.)


Das war, meiner Meinung nach, ein sehr kluger Wunsch, vor allem, wenn man daran denkt, dass Salomo damals noch sehr jung war. Heute würde man sagen, ein Teenager und trotzdem schon verantwortlich für ein Volk.
Ich denke, dass Salomo mit diesem besonderen Wunsch ein Vorbild für uns werden kann ganz gleich wie alt wir sind. Die Frage ist: Was würde sich in unserer Welt verändern, wenn wir uns ein hörendes Herz wünschen? Würden wir und insbesondere auch die PolitikerInnen mehr auf so vorausdenkende junge Leute wie die Klimaktivistin Greta Thunberg oder Boyan Slat – ein Teenager der einen riesigen Müllstaubsauger gegen Plastik im Meer erfunden hat- hören?! Würden MenschenrechtsaktivistInnen mehr gehört werden?! Was würde sich dadurch ändern? Was würde ein hörendes Herz in meinem oder auch in Ihrem Leben verändern?  


Ich glaube, eine solche Gabe würde uns in vielen Dingen weiterhelfen, denn zuhören zu können und die richtigen Entscheidungen zu treffen ist wirklich schwer - das scheint Salomo bewusst gewesen zu sein. Ich glaube, die meisten von uns kennen genauso wie ich Situationen, in denen es uns nicht gelingt, anderen zuzuhören. Situationen, in denen wir eine schlechte Entscheidung treffen. Situationen, in denen wir nur auf uns selber blicken können, weil es uns gerade nicht anders möglich ist. 
Zum Glück gibt es auch andere Situationen. Das fällt mir ganz besonders dann auf, wenn ich sehe, wie Eltern ihren Kindern zuhören, wenn ich beobachte wie in der Politik nach guten Entscheidungen gerungen und gesucht wird, wenn sich immer wieder Menschen für andere Menschen, Tiere oder die Umwelt einsetzen, entdecke ich immer wieder neu, dass Gott auch uns immer noch ein hörendes Herz schenkt. Und wahrscheinlich könnten auch jede und jeder von Ihnen noch viele Beispiele dazulegen, wo sie bei anderen Menschen oder bei sich selber diese Gabe entdecken. 
In diesem Sinne wünsche ich uns, dass es uns immer wieder gelingt, hörende Menschen zu werden. Menschen, die anderen zuhören, aber auch auf Gott hören, um gute und kluge Entscheidungen zu treffen.

 

 

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