Mittwoch 24. April 2024

Umkehr als Perspektivenwechsel

Sozialpredigt zum Aschermittwoch (26. Februar 2020)  im Jahreskreis

Lesejahr A

 

Autorin: Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Theologin


Lesung: 2 Kor 5,20 - 6,2

Evangelium: MT 6, 1- 6. 16 - 18
 

Einführung:


Mit dem Beginn des Advents verbinden viele Menschen Stress und Hektik, um alle Vorbereitungen und Erwartungen an ein gelungenes und harmonisches Weihnachtsfest unter einen Hut zu bringen.
Aber die Lesungen dieses Sonntages wollen unseren Blick in eine andere Richtung lenken. Der Advent ist jedes Jahr wieder eine Chance kleine Schritte zu machen, damit die Welt ein bisschen besser wird, damit Menschen so leben können, wie Jesus es uns vorgelebt hat. Das utopische Zukunftsbild aus dem Buch Jesaia kann uns dabei eine Hilfe sein.

 

Kyrie:
Wenden wir uns Jesus zu, der in unserer Mitte ist:
Jesus, du möchtest eine Welt voll Frieden und gegenseitiger Wertschätzung. 
Herr, erbarme dich unser.
Jesus, du rufst uns auf, wachsam zu sein, um Gutes zu stärken und Negativem entgegentreten zu können. - Christus, erbarme dich unser.
Jesus, du wirst wiederkommen und uns alle erlösen. - Herr, erbarme dich unser

 

Predigt:
Ist diese Bibelstelle aus dem Buch Jesaia nicht herzerwärmend, aufrichtend und verheißungsvoll? Völker werden auf die Weisung Gottes, die 10 Gebote, oder die Menschenrechte hören, sie wollen auf Gottes Wegen gehen. Gott spricht Recht im Streit der Völker. Nicht das Recht der Stärkeren oder „wir zuerst“ bestimmt die Politik. Aus Waffen werden Werkzeuge zur Produktion von Brot und Wein gemacht. Und statt Wehrpflicht gibt es Zivildienst. Keiner übt mehr für den Krieg, das heißt, wenn dann jemand zum Krieg ruft, weiß man nicht mehr, wie das geht.
Das ist doch wunderbar. Nur den ersten Satz haben wir überlesen: Am Ende der Tage. Wieder nichts, Bibel zugeklappt und die Zeitung aufgeschlagen. Dort lesen wir Nachrichten, die der Weltuntergangsstimmung aus dem Evangelium nahekommen. So schaut‘s also aus.

 

Was tun?
Eine Brücke über diesen Abgrund zwischen verheißungsvollen Utopien und bitterer Realität baut uns der Aufruf zur Wachsamkeit im Evangelium. Wachsam sein heißt: Genau hinzuschauen und zu hören und wahr zu nehmen, was sich so tut im Guten und im Bösen.
Frühwarnung heißt das Zauberwort, denn rechtzeitig zu erkennen, was sich da anbahnt, ist die Chance Negativem noch Einhalt gebieten zu können und Positives zu stärken und zu fördern.
Wehret den Anfängen, wenn Menschenverachtung und Hetze um sich greifen. Tretet auf, wenn Menschen ausgegrenzt, verachtet und zu Sündenböcken abgestempelt werden. Wachsamkeit ist nötig um Tendenzen zu erkennen, die unsere humane Gesellschaft schwächen und gefährden und dann Entschiedenheit und Mut, um dagegen aufzutreten.

 

Auf der anderen Seite lesen wir in der Bibel, dass Gott sagt: Seht her ich mache etwas Neues, schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht? Wachsamkeit für die vielen kleinen Ansätze, die unsere Welt verbessern und menschlicher machen. Können wir wahrnehmen, wann und wo Menschen ihre Konflikte fair und gewaltfrei austragen? Unterstützen wir Initiativen, wo das geübt werden kann? Merken wir, wo Werbung gemacht wird für Dankbarkeit, wo Ermutigung zum Teilen und zur Solidarität gelebt wird? Das Gute ist oft leise. Spüren wir es auf und geben wir ihm eine Stimme.

 

Schon jetzt beginnt die bessere Zukunft. Wir können den Utopien näherkommen, die uns der Prophet vor Augen stellt. Schon jetzt können wir negative Entwicklungen eindämmen und Gewalt hintanhalten.


Aber wir sind noch nicht am Ende. Wir sind unterwegs und müssen zugeben und uns bewusst bleiben, dass wir es noch nicht geschafft haben, dass wir noch nicht fertig sind.
Es ist wichtig für das Christentum diese Spannung zwischen „schon jetzt“ und „noch nicht“ aufrecht zu erhalten.


Wer behauptet, wir sind schon am Ziel, wir haben die gute Welt schon hergestellt, läuft Gefahr alles Unvollkommene zu verleugnen und alle, dem nicht entsprechende Menschen auszugrenzen und zu diffamieren. Das führt in die Diktatur. Jede Ideologie und sei sie noch so vielversprechend, kann zur unterdrückerischen Gewaltherrschaft entarten.
Und wer sich im „noch nicht“ verbeißt, der oder die beraubt sich der Kraft für bessere Zustände zu kämpfen. Wer nicht mehr glauben kann, dass etwas neu Werden und sich zum Besseren wenden kann, wird tatenlos zusehen und sich resigniert abwenden, wenn sich unsere Gesellschaft negativ entwickelt.

 

Nicht zufällig werden wir am Beginn des Advents zur Wachsamkeit aufgerufen. Nicht zufällig wird uns eine Welt vor Augen gestellt, wie sie sein sollte, damit alle Menschen gut und in Frieden leben können. Nicht zufällig wird aber auch auf die Spannung verwiesen, dass wir das noch nicht erreicht haben und uns nicht zurücklehnen und die Hände in den Schoß legen können.
Den Advent feiern heißt nicht nur, sich auf das Geburtsfest Jesu vorzubereiten mit allem was wir glauben, das dazu gehört. Advent feiern heißt einen oder mehrere Schritte tun, damit wir dem näherkommen, was dieser Jesus gewollt hat und was er getan und gelehrt hat. Advent feiern heißt auch sich zu engagieren, damit Liebe, Güte und Frieden das Leben aller Menschen in unserer Umgebung besser und lebenswerter machen.


Advent feiern heißt, auf das schauen, was uns am Ende der Tage verheißen ist und konkrete Schritte gehen, damit es jetzt schon Realität werden kann. Amen

 

Fürbitten:


Gl: Gütiger und treuer Gott mit Jesus deinem Sohn bitten wir dich:


+ für alle Menschen, die sich in diesen Wochen auf das Weihnachtsfest vorbereiten.

 

+ für die politisch Tätigen, damit sie sich für eine friedliche Welt engagieren.

 

+ für jene die in den Medien die öffentliche Meinung beeinflussen, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst sind.

 

+ für alle, die nicht mehr an eine bessere Zukunft glauben können und den Kopf in den Sand stecken.

 

+ für jene, die wachsam sind und wahrnehmen können wo und wann sich Dinge zum Schlechteren oder Besseren entwickeln.

 

+ für unsere Verstorbenen und ihre Angehörigen

 

Gl: Gott, du wendest dich uns liebevoll zu. Wir vertrauen dir alle unsere Sorgen und Anliegen an. Amen

 

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