Krippendarsteller Luigi im Interview
Die wärmende Nähe zu Jesus hilft
Interview mit Luigi, dem Esel - Stefan Schlager im Gespräch mit einem Multitalent
Stefan Schlager: Lieber Luigi, ich freue mich sehr, dass Sie mir in dieser für Sie so stressigen Zeit ein Interview gewähren.
Luigi: Ja, sehr gerne. Da ich in direkter Linie vom alttestamentlichen Esel des Bileam abstamme, ist es mir auch möglich, dies in Menschensprache zu tun.
Stefan Schlager: Das ist fein. Mein „Esel-isch“ ist nämlich sehr dürftig. Darf ich Sie nun bitten, uns einen kleinen Einblick in Ihren Tagesablauf zu geben? Was machen Sie zur Zeit so alles?
Luigi: Ich bin im wahrsten Sinn des Wortes ein Pädagoge, das heißt: ich führe Kinder zu spannenden Entdeckungen. Kinder, die mich besuchen und mich herumführen, sind zum Beispiel überrascht, dass ich ziemlich klug bin. So laufe ich gerade bei Gefahr nicht wie ein Pferd hektisch davon. Ich bleibe vielmehr ruhig stehen und wäge die Lage ab. Erst dann geht es Schritt für Schritt weiter. Und besonders wichtig ist mir die Freundschaft. Das zeige ich dadurch, dass ich das Fell meiner Esel-Freunde pflege und das Futter mit ihnen teile. Und wenn ein Freund oder eine Freundin zum Tierarzt muss, darf ich mitkommen. Dass nimmt ihnen dann die Angst und macht für alle weniger Stress. Apropos Angst: Es gibt unter uns Eseln Exemplare, die ohne Angst andere Tiere verteidigen. So wie Hirtenhunde. Haben sie sich zum Beispiel mit einer Herde Schafe angefreundet, dann verteidigen Esel diese Tiere bei Gefahr. Und wie!
Stefan Schlager: Sehr geehrter Luigi, ich bin wirklich beeindruckt. Sie sind ja ein wahres Multitalent.
Luigi: Ja, durch’s Red’n kumman d’Leit zaum. Und je mehr man miteinander zu tun hat, umso besser lernt man sich kennen. Das stimmt wirklich.
Stefan Schlager: Eine besondere Zeit ist für Sie der Advent. Warum?
Luigi: Ja, seit Jahren spiele ich die Rolle des Esels in der lebenden Krippe. Ich übernehme diese Rolle sehr gerne, weil Jesus immer nett zu uns Eseln war. Während für die mächtigen Römer nur Pferde wichtig waren, um ihre Macht zu zeigen, hat Jesus einen Esel gewählt, um in Jerusalem einzureiten. Wohl deshalb, weil der Esel immer auf der Seite der Armen steht. Er hilft ihnen treu ihre Last zu tragen. Und Jesus hat das gewusst. Vielleicht ist aus diesem Grund ja auch der Esel nachträglich in die Weihnachtsgeschichte gekommen. An der Krippe sollen wohl all jene Platz haben, die schwer zu tragen haben. Und die den Mächtigen da oben – auf ihren hohen Rössern – nichts gelten. Deshalb darf ich zusammen mit dem Ochsen stellvertretend an der Krippe des Heilands stehen. Was für eine Ehre!
Stefan Schlager: Das haben Sie aber schön gesagt. Darf ich Sie abschließend noch um ein Wort zur Lage unserer Zeit bitten: Stichwort Corona.
Luigi: Wir Esel wissen, dass es immer wieder schwierige Zeiten gibt. Wenn wir aber einander helfen, unsere Last zu tragen, uns immer wieder einmal das Fell kraulen und füreinander einstehen, wenn es bedrohlich und gefährlich wird, dann geht es gut weiter. Und für mich als religionserprobter Esel: auch die wärmende Nähe zu Jesus hilft.
Stefan Schlager: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Ich bedanke mich im Namen der Leserinnen und Leser für dieses tolle Gespräch mit Ihnen. Auf Wiedersehen und alles Gute!
Der Esel Luigi ist in Steegen bei Peuerbach zuhause und Stefan Schlager arbeitet im Pastoralamt Linz und leitet das Referat „Theologische Erwachsenenbildung & Weltreligionen“.