"Das gab mir in meinem Sozialpraktikum zu denken"
Das Sozialpraktikum – Eine (Lebens)erfahrung
Wenn ich auf mein Sozialpraktikum im Zentralen Transportdienst im KH der Elisabethinen zurückblicke, blicke ich auf viele Eindrücke und Erfahrungen zurück. Dennoch möchte ich anhand eines Beispiels etwas hervorheben.
Unter den vielen Patienten, denen ich während des Praktikums im Zentralen Transportdienst im KH der Elisabethinen begegnet bin, war einer, der in den OP musste, und seine Frau war an seiner Seite. Die ganze Fahrt über wich die Frau nicht von der Seite des Bettes und als wir dann vor der Tür zum OP waren, war das fast wie in einem Film. Wie eine traurige Abschiedsszene. Als ich wieder rauskam in den Vorraum, war die Frau noch da und als ich sie fragte, ob sie etwa warte bis ihr Gatte fertig sei, antwortete sie mit „Ja“.
Diese Liebe zwischen diesen zwei Eheleuten hat mich sehr berührt. Es hat mir richtig vor Augen geführt, was es heißt, füreinander da zu sein. Ich habe der Frau dann gezeigt, wo der Aufwachraum ist und wo sie warten kann und auch eine Sitzmöglichkeit hat. Und die Dankbarkeit, die mir da entgegenkam war fast schon unvergleichlich. - Eine sehr schöne Begegnung, von der ich mir einiges mitgenommen habe. Zum einen, was es heißt füreinander da zu sein, auch wenn man nicht im selben Raum ist. Die Frau die extra ihr Alltagsprogramm pausiert, um bei ihrem Gatten zu sein, das ist Hingabe.
„Christus im Mitmenschen begegnen“ war das Motto des Praktikums. Bin ich das, bin ich ihm begegnet? Womöglich, vielleicht. Aber in dem Moment, als ich mich von der Frau verabschiedet habe, ist mir eingefallen, was Jesus gesagt hat: „Ich war krank und ihr habt mich besucht“. Oder wie ich es in diesem Kontext gesehen habe „Ich war krank und ihr habt euch Zeit für mich genommen“.
Diese Geschichte ist nur stellvertretend für die vielen guten und schönen Erfahrungen, die ich in meinem Sozialpraktikum gemacht habe. Rückblickend kann, nein muss ich sagen, dass das Sozialpraktikum, zumindest wie ich es erleben durfte, eine Lebenserfahrung war. - Eine Lebenserfahrung, die mich nicht nur mehr Bescheidenheit und Dankbarkeit für die eigene Gesundheit gelehrt hat, mir auch auf menschlicher Ebene geholfen hat, mich mehr in die Situation der Kranken einzufühlen, sie hat mich auch in meinem Glauben gestärkt und das alles nehme ich gerne in meine Zukunft mit.
Andreas F., Diözese Linz
Was ein christlicher Blick auf die Arbeit bewirkt
Das Praktikum umfasste einen kleinen Aufgabenbereich, der von Tag zu Tag minimal variierte. Somit ist Routine nach kurzer Einarbeitung vorprogrammiert. Normalerweise versucht man Erfahrung im Pflegebereich zu sammeln oder einfach nur des Geldes wegen zu arbeiten. Dem ist hier nicht so. Die Zeit im Krankenhaus soll genützt werden, um näher zu Jesus zu finden. Unter diesem „Leitfaden“ galt es, Jesus in allen Dingen zu entdecken. Also versuchte ich, in der Struktur der Arbeiten und in den Menschen Jesus zu sehen. Im Krankenhaus kommt man den Menschen nicht aus und Kommunikation ist Alltag. Man lernt viele Menschen kennen und schließt so manche ins Herz. Der Umgang ist oft herausfordernd, aber auch umso schöner, vor allem, wenn positive Rückmeldungen kommen. Die Begegnung im Gespräch hilft, Jesus, der die Liebe ist, im Nächsten – in diesem Fall Patienten – zu erkennen. Selbst wenn der Patient oder der Mitarbeiter nicht vom Glauben her geprägt ist, spürt man sofort eine freundliche Atmosphäre. Wenn auch nur eine Person die Dinge im Blick des Glaubens betrachtet, werden auf einmal ganz banale Abläufe zu einem Hinweis, zu einer Begegnung mit Gott.
Eine der Aufgaben beim Praktikum war das Entgegennehmen, Einräumen, Verteilen und Aussortieren von Wäsche. Dass die saubere Wäsche bei mir in der Station ankommt, braucht es einen Mitarbeiter. Die Wäsche wird von jemandem gewaschen und sortiert – wieder ein Mitarbeiter. Die Wäsche ist von Gott nicht geschaffen, das heißt es braucht wiederum Leute, die die Wäsche aus Rohstoffen herstellen. Die Rohstoffe hat Gott geschaffen. Somit kann alles zu einer Verbindung mit den Menschen und Gott werden, wenn nur die geistigen Augen geöffnet werden. Durch solch einen Blick fühle ich mich direkt, natürlich in geistiger Weise, mit den Menschen verbunden, die in dieser Kette mitarbeiten – obwohl ich sie gar nicht kenne. Doch Gott kennt sie und er liebt sie, so wie er mich liebt. Und wenn ich so nach Hause gehe, dann nehme ich diese Menschen mit, auch im Gebet. Auch wenn solch ein Gedankengang nicht jeden Tag, bei jeder Situation vorhanden ist, so bin ich trotzdem mit den Menschen verbunden und begegne Gott in allem.
Lukas H., Diözese Linz
Christus im Nächsten sehen
Das ist eine der Sachen, die ich während meinem Sozialpraktikum im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern noch mehr lernen und erfahren durfte. Von einer besonderen Begegnung, auf dem Heimweg vom Krankenhaus, möchte ich hier berichten.
Wie gesagt war ich auf dem Weg vom Krankenhaus zurück ins Priesterseminar, als mich eine Person von der Seite ansprach, ob ich denn nicht etwas Kleingeld für eine Künstlerin hätte. Ich wollte schon fast weitergehen, doch die Tatsache, dass sich diese junge Frau als Künstlerin bezeichnete, ließ mich stehenbleiben. Die junge Künstlerin begann mir eines Ihrer Bilder zu zeigen und erzählte mir währenddessen, dass sie seit Ihrem 12. Lebensjahr auf der Straße lebt und wegen dem Bettelverbot jetzt Bilder malt, um diese zu verkaufen.
Ich fragte sie, warum sie schon so jung auf die Straße kam. Dann erzählte sie mir ihre Geschichte. Ihr Vater war pädophil und Ihre Mutter war drogensüchtig, also war sie in ein Heim gekommen, wo sie es aber nicht lange aushielt. Also lebte sie mal bei Freunden, mal auf der Straße und als sie älter wurde rutschte sie in die Prostitution hinein. Als sie fertig erzählt hatte, sagte ich ihr, dass ich Christ bin und gerne für sie beten würde. Sie sagte ja, also legte ich ihr die Hand auf die Schulter und begann halblaut für sie zu beten. Ich dankte Gott dafür, dass sie seine geliebte Tochter ist und betete um Heilung für ihre inneren Wunden, dafür, dass Gott ihr helfe zu vergeben und über ihren Hass und ihre Traurigkeit hinweg zu kommen. Während ich noch betete, umarmte sie mich. Zuerst war es mir peinlich und ich wollte mich schon fast zurückziehen, doch dann wurde mir plötzlich bewusst, dass es Christus ist, der mich hier umarmt und, dass Jesus es wohl auch zugelassen hätte. Auf einmal sah ich in ihrem Gesicht nicht mehr die Obdachlose mit den gelben Zähnen und dem heruntergekommenen Gewand, sondern Christus und zugleich eine junge Frau, die in ihrem Leben noch nie eine wirkliche Chance hatte, und wahrscheinlich noch nie wahre, bedingungslose Liebe erfahren hat.
Jakob St., Erzdiözese Salzburg
Das gab mir in meinem Sozialpraktikum zu denken...
In meiner Praktikumsstelle, dem Caritas-Tageszentrum Wärmestube, wurde mir von Seiten der Vorgesetzten die Möglichkeit geboten, in anderen Sozialeinrichtungen wie in der Notschlafstelle ,,Nowa“ den Ablauf kennenzulernen. Einen solchen ,,Schnuppertag“ hatte ich auch beim Help-Mobil, einem Bus, der jeden Montag und Freitag in den Abendstunden an mehreren Stationen in Linz Halt macht.
Als ich zu später Stunde mit den Verantwortlichen in der klirrenden Kälte der Linzer Nacht auf Klienten wartete, kam eine Frau, die ich in meiner Hauptstelle noch nie gesehen hatte. Wir kamen rasch ins Gespräch. Ihre Situation: Geschieden, die Kinder wurden ihr weggenommen, mehrere Gerichtsverfahren laufen und sie läuft vor den Verfahren davon. Leben auf der Straße, leben allein, leben mit Furcht vor dem "Gefasst-werden", leben mit Ungewissheit.
Es entwickelte sich eine Art "Nikodemusgespräch" und sie stellte mir Fragen bezüglich ihrer Probleme. Immer wieder kam von ihr der Ausruf: "Ist das gerecht?"
Was darauf antworten?
Zuhören ist hier zunächst wichtig. Die Situation verstehen wollen. Das Gespräch begann wieder von vorn. Sie stellte mir wieder dieselben Fragen. All dies werte ich als Ausdruck des Rufes nach Hilfe. Einerseits der Wunsch nach Gelingen, nach Glück, nach Gemeinschaft und andererseits das Faktum des Scheiterns, das beklemmend, angsteinflößend, eben Nacht ist. Und dennoch bleibt die Hoffnung, die mit einem kleinen Licht vergleichbar ist.
Zurück zum Gespräch. Ich stellte Ihr die Frage, ob Sie so weitermachen wolle, ob sie weiter auf der Flucht sein wolle? Ihre Antwort war kurz: "Ja, dazu stehe ich. Ich will frei sein!" Aber ist das Freiheit, wenn man immer gesucht wird, wenn man sozusagen hineingetrieben ist in sein Versteck? Am Tag darauf war ich wieder in meiner Hauptstelle. Und siehe, die Frau, die ich bei uns noch nie zuvor gesehen hatte, kam. Auch Kollegen berichteten mir, dass jene Dame schon lange Zeit nicht mehr dagewesen sei. Sie hatte somit einen Schritt getan, einen Schritt in die Gemeinschaft, zu der der Mensch gemäß seines Wesens berufen ist.
Was mich an dieser Geschichte so fasziniert, ist die Tatsache, dass um Licht zu erkennen, Finsternis wichtig ist. Wir Menschen sehnen uns nach Vollkommenheit, Perfektion, doch dies ist nicht möglich. Wir haben unsere Schwächen, Grenzen, Fehler, die eben eine Konsequenz haben und die wir leider in unserer Gesellschaft oft in den Vordergrund rücken.
Wir befinden uns in der Fastenzeit, dem Weg hin auf Ostern, wo der Auferstandene an seinen Wunden erkannt wird. Wunden bleiben, aber sie können leuchten!
Thomas J., Diözese Eisenstadt