Starke Frauen - starkes Land
Besonders beeindruckt haben mich die Begegnungen mit einigen Klosterschwestern, besonders starken Frauen mit vielfältigen Talenten und bunten Lebensgeschichten.
Drei davon möchte ich hier vorstellen.
Wenn man in eine orthodoxe Kirche eintritt, berührt man mit drei Finger den Boden und macht das Kreuzzeichen. Nach orthodoxer Tradition in die "andere Richtung", also zuerst auf die rechte Schulter. Danach werden die Ikonen verehrt, indem man sich verneigt und die Ikonenbilder küsst. Schwester Buschra erklärt uns bei unserem Besuch alles sehr liebevoll und genau. Sie ist gebürtige Salzburgerin und Klosterschwester in einem griechisch-katholischen Kloster in Nazareth. Vor ihrem Eintritt in dieses Kloster war sie unter anderem als geistliche Schwester in Rom, Syrien, Ägypten, dem Libanon und Pakistan als Lehrerin, Kindergärtnerin, Novizenmeisterin etc. im Einsatz. Der Lebenslauf dieser Frau ist beeindruckend. Ihre besonderen sprachlichen Fähigkeiten haben ihr diesen Weg ermöglicht. Nun lebt sie in diesem beschaulichen Kloster in Nazareth und möchte voller Hingabe für Gott da sein. Starke Frau Nr. 1.
Unser Spiritual Harald und ich sitzen im Klostergarten der Rosary Sisters in Nazareth und kämpfen uns mit dem Lernen der arabischen Buchstaben ab. Die vielen Punkte und Striche wollen erst entziffert werden. Wir lesen laut, was sich wahrscheinlich ziemlich lustig anhört. Schwester Victoire, die Oberin des Hauses geht an uns vorbei und muss herzlich lachen. "Ahlan- wa sahlan- Guten Tag". "Kifhaalik- wie geht es dir?", fragen wir sofort nicht ohne Stolz. "Ana mabsuta- Mir geht es gut", antwortet sie gleich ganz fröhlich. Wir machen ein Selfie miteinander, das die technologieaffine Ordensfrau sofort auf Facebook postet. Die zwei folgenden Tage gibt uns Schwester Victoire Arabischnachhilfe. Sie bringt uns sogar bei, das Vater Unser auf Arabisch zu singen. Ursprünglich kommt sie aus einem Dorf in der Nähe von Nazareth. Dort leitet sie heute in ihrer Freizeit den Kirchenchor. Bis jetzt war sie in Emmaus, Ramallah und Nazareth tätig. Als Erzieherin, Lehrerin und Musikerin. Momentan betreut sie den laufenden Betrieb des Gästehauses der Rosary Schwestern in Nazareth. Nebenbei pflegt sie ihre kranken Elter, die nicht weit entfernt wohnen. Starke Frau Nr. 2.
Im Kaffeehaus des österreichischen Hospizes in Jerusalem geht es ziemlich rund. Die Kaffeemaschine läuft auf Hochtouren. Hier gibt es eine gute Wiener Melange, Sachertorte und Wiener Apfelstrudel. Mitten im Menschengewirr steht, Schwester Bernadette und nimmt die Bestellungen auf. Seit Jahren managt die gebürtige Oberösterreicherin und Kreuzschwester den laufenden Betrieb im Österreichischen Hospiz. Alles ist hier bestens organisiert. Kaum ein Gast, der hier war kennt sie nicht, die Schwester in Weiß, die wirklich rund um die Uhr verfügbar ist und nicht nur den Betrieb vom Backoffice aus organisiert, sondern auch selbst serviert und in der Cafeteria Bestellungen aufnimmt. Begleitet wird sie dabei meist von ihrem Hund Beni, der ihr treu zur Seite steht. Beni wurde vor etwa drei Jahren mit schweren Verbrennungen im Gesicht am Parkplatz des Österreichischen Hospizes ausgesetzt. Die Schwester, die seit Jahren im Heiligen Land wohnt und arbeitet, nahm sich seiner an. Farblich passen die beiden auch sehr gut zusammen. Starke Frau Nr. 3.