Mein Glaubenszeugnis – Ein Erfahrungsbericht von Mag. Philipp-Michael Porta
Am 18. November 2018 durften wir Mitglieder des heurigen Propädeutikumsjahrgangs in verschiedenen Pfarren ein öffentliches Glaubenszeugnis ablegen. Ich hatte die Ehre, zum ersten Mal in meinem Leben vom Ambo aus während einer Heiligen Messe am Sonntag zu den Gläubigen sprechen zu dürfen. Herr Pfarrer Wageneder von der Linzer Stadtpfarre erlaubte mir, anstelle seiner Predigt meinen Vortrag zu halten.
Als ich die Pfarrkirche pünktlich vor der Zeit betrat und eine tüchtige Schar engagierter Laien vorfand, die den Gottesdienst vorbereiteten, wurde mir ein herzlicher Empfang bereitet. Mein Glaubenszeugnis wurde dann auch sehr positiv aufgenommen und ich hatte den Eindruck, dass sich die Gläubigen sehr gefreut hatten, endlich einen verhältnismäßig jungen Anwärter zum Priestertum in ihrer Pfarre zu Gast zu haben. Denn leider besteht der Großteil der Messbesucher aus überwiegend älteren Personen, junge Menschen waren kaum anwesend, sodass die unterschwellige Sorge um die Zukunft der Pfarre sofort spürbar wurde. In Gesprächen mit dem Pfarrer, Mitgliedern des Pfarrgemeinderats und Gläubigen nach der Heiligen Messe wurde diese Sorge immer wieder ausgesprochen und dies hat mich zu einer intensiven Auseinandersetzung mit diesem Thema geführt.
Es ist meine spirituelle Überzeugung, dass durch intensives Gebet und Opfer neue Wege eröffnet werden können, denn Gottes Gnade kennt keine Grenzen. Wäre es denn daher undenkbar, dass der Herr seine Kirche wieder mit betenden Menschen füllt? Mir fällt dazu der Heilige Pfarrer von Ars ein, der eine verwahrloste Gemeinde übernommen hatte, in der der katholische Glaube praktisch erloschen war. Bei seiner ersten Messe waren nicht einmal drei Personen anwesend. Die Französische Revolution hatte die Menschen von Gott entfernt und die Kirche blutig verfolgt. Trotzdem hat dieser heilige Priester mit konsequentem Gebet und unter fast unvorstellbaren Opfern und Entbehrungen um die Bekehrung seiner Brüder und Schwestern gerungen. Und Gott hat seine Gebete erhört. Haben wir daher Mut zum innigen Gebet, zum persönlichen Opfer! Gerade Papst Franziskus legt den Finger immer wieder in die Wunde angesichts des Elends und der wirtschaftlichen Ungerechtigkeit in den armen Ländern unserer Welt. Wenn wir seinem Ruf ernsthaft folgen, eine Kirche der Armen zu werden, haben wir hierin den besten Anlass, für die Verkündigung des Evangeliums in unserer unmittelbaren Umgebung Opfer zu bringen. Bewusst auf den einen oder anderen Luxus zu verzichten, sei es im Konsum von Gütern, die wir bei näherer Betrachtung vielleicht doch nicht brauchen, oder bei Nahrungsmitteln, die uns im Übermaß genossen doch nur krank machen. Es gibt so viele Möglichkeiten, neue Ansätze zu finden, Altes aufzugeben und es damit gleichzeitig bewusst für dieses so wichtige Anliegen unserer Kirche aufzuopfern: Christi Frohbotschaft denen nahezubringen, die noch fern von ihm stehen.
Denn – so wie ich es in meinem Glaubenszeugnis formulieren durfte – es geht um unser Herz. In unserem Herzen finden wir die Stimme Gottes, die uns leise, aber bestimmt ruft. Wenn wir beginnen, unser Herz für Gott zu öffnen, werden wir zu dem, was Er für uns bestimmt hat, wir erfahren unsere wahre „Selbstverwirklichung“ als Mensch; also gerade das, wonach unsere Gesellschaft heutzutage so getrieben auf der Suche ist. In unserem Herzen wird auch unsere Liebe sichtbar, die wir für Gott und unsere Nächsten haben. Jesus hat für uns sein heiligstes Herz hingegeben, welches von seiner unergründlichen Liebe zu uns entflammt ist, und unser Ziel ist es – so hehr es auch erscheinen mag – ebenso diese Liebesfähigkeit zu erlangen. Erst wenn wir unsere Nächsten mit den Augen Christi betrachten und lieben können, haben wir das Evangelium im Herzen verstanden und in der Begegnung mit dem Nächsten umgesetzt.
Ich danke Gott, dass er mich diese Erfahrung hat machen lassen, dass ich so viele freundliche Gläubige kennenlernen durfte und hoffe, dass die Stadtpfarre Linz mit der Gnade Gottes wieder viele junge Menschen anziehen wird.