Östlich vom Kidrontal befindet sich der Ölberg, wo die Juden ihre Verstorbenen nach Tradition aufbahren. Am Fuße des Ölbergs beginnt die Gräberreihe, wo auch zwei besonders große Denkmäler zu sehen sind. Das eine soll das Grab von Abschalom, Sohn von König David, sein (vgl. 2. Sam 15-19), auf das jeder vorbeigehende Jude Steine warf, um seine Abneigung gegen ihn zu verdeutlichen. Deshalb war das Denkmal vor der Ausgrabung kaum zu sehen und es stellte sich nach der Ausgrabung heraus, dass der behauene Fels aus herodianischer Zeit stammt, kurz nach Christi Geburt. Das andere Grab wurde lange dem ermordeten Hohepriester Zecharia zugeordnet (vgl. Mt 23, 35), wobei auch diese Stätte aus herodianischer Zeit ist und keine Öffnung hat, folglich leer ist. Wir wanderten entlang des Kidrontals weiter Richtung totes Meer, wobei wir auf der linken, östlichen Seite beim Berg des Ärgernisses vorbeigingen, dessen Bezeichnung auf König Salomo und seine Frauen zurückgeht (vgl. 1. Könige 11, 7). Auf der rechten Seite beginnt nach der Al-Aqsa Moschee die historische Davidstadt, die König David unter schwierigen Bedingungen eroberte (vgl. 2. Sam 5, 6-8). Außerhalb der Stadt, östlich, auf gleicher Höhe der Zions-/Davidsburg, ist die Kaskadenquelle, die die Jebusiter, die auch König David und nachher auch König Hiskija zur Versorgung der Stadt verwendeten. Die Jebusiter bauten eine Mauer von der Stadt zur Quelle um sie zu sichern und gingen zum schöpfen zur Quelle, wie auch unter König David. König Hiskija war das zu riskant, daher ließ er einen Tunnel unter der Stadt Richtung Südwesten mitten in die Stadt graben. Dort ließ er den Teich Schiloach machen, wo Jesus den Blinden zum Waschen seiner Augen hinschickte (vgl. Joh 9). Durch diesen knietief wasserführenden, ca. 500-600m langen Tunnel durften wir durchmarschieren und das Werk der Israeliten bewundern. Das Besondere daran ist die Herangehensweise der Arbeiter, denn die Forschungen ergeben, dass von beiden Seiten gegraben wurde. Dies gibt das Rätsel auf, wie sie sich in der Mitte gefunden haben. Nach der Mittagsjause am Teich Schiloach besuchten wir noch das jüdische Viertel, welches nach dem 6-Tage-Krieg von Grund auf neu errichtet wurde. Am Rückweg konnten wir noch Überreste einer der großen Cardos (=Hauptachse, in römischer Zeit gab es in jeder großen Stadt zwei große Hauptstraßen) und die Überreste der breitesten Mauer der Jerusalemer Geschichte bestaunen. (vgl. Jes 22, 9-10)
Lukas H., Diözese Linz