Sonntag 12. Mai 2024

Die Klimakrise aus ökumenischer Perspektive

Der Ökumenische Studientag beschäftigte sich mit „Christlichen Lebensstilen angesichts der Klimakatastrophe“.

Zum 40. Mal fand am Donnerstag (5.5.) der Ökumenische Theologische Tag statt. Was 1981 als evangelisch-katholischer Pfarrertag begann, entwickelte sich zu einem Studientag, an dem sich VertreterInnen, Mitarbeitende und Interessierte aus christlichen Kirchen in Oberösterreich mit unterschiedlichsten Themen beschäftigen.

 

 

v.l.n.r. Mag. Gudrun Becker, Dr. Georg Winker, Bjarne Kirchmair, Dr. Gerold Lehner, Dr. Reinhard Stiksel, Mag. Samuel Ebner, Bischof Dr. Manfred Scheuer, Mag.a Anna Preiser, Dr. Isabella Bruckner und Mag. Martin Obermeir-Siegrist

 

Unter dem Titel „Christliche Lebensstile angesichts der Klimakatastrophe“ widmeten sich über 50 Teilnehmende einen Tag lang dem Thema Klimawandel, Nachhaltigkeit, Schöpfungsverantwortung sowie Tugenden, Haltungen und Modellen für entsprechende Lebensweisen.

 

Im spirituellen Impuls am Beginn nahm der römisch-katholische Bischof Dr. Manfred Scheuer Bezug auf die Enzyklika „Laudato si'“ von Papst Franziskus. Er stellte der Unersättlichkeit und der Verachtung von Natur, Dingen und Menschen Achtung, Geschwisterlichkeit und Sorge entgegen. Sorge und Achtsamkeit seien nicht nur in den persönlichen Beziehungen wichtig, sondern auch im gesellschaftlichen Bereich. Es gehe um Zuverlässigkeit in den Begegnungen, um Verantwortung füreinander.

 

Eingerahmt wurde der spirituelle Impuls vom Sonnengesang von Franz von Assisi, musikalisch gestaltet vom altkatholischen Pfarrer Mag. Samuel Ebner.

 

römisch-katholischer Bischof Dr. Manfred Scheuer
altkatholischer Pfarrer Mag. Samuel Ebner

 

Mag.a Anna Preiser vom Institut für Politikwissenschaften der Universität Wien zeichnete in ihrem Vortrag die Dimensionen einer imperialen Lebensweise nach, die auf einem „weltweitem Zugriff auf und Ausbeutung von Natur und Arbeitsvermögen sowie Auslagerung der sozialen und ökologischen Kosten basiert“, so Preiser. Sie zeigte auch die Widersprüche einer imperialen Lebensweise auf, wie die Hervorbringung von Krisen und Konflikten, die Reproduktion von Ungleichheit und gleichzeitig mancherorts die Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten und Teilhabe am Wohlstand. Konkret wurden die Zusammenhänge und Auswirkungen imperialer Lebens- und Produktionsweisen an Kupferabbau-Projekten in Peru.

 

Mag. Gudrun Becker und Mag.a Anna Preiser
Mag.a Anna Preiser vom Institut für Politikwissenschaften der Universität Wien

 

Der 20-jährige Vertreter der Fridays for Future- Bewegung, Bjarne Kirchmair, machte in seinem engagierten und nachdrücklichen Statement, auf die Versäumnisse der älteren Generationen in Sachen Klimaschutz aufmerksam sowie auf die Last, die dadurch auf der jungen Generation liege. Zur Radikalität, die manchmal den Forderungen seiner Bewegung attestiert wird, sagte er: „Wir wollen nur, dass wir tun, was wir jetzt tun müssen, weil ihr 30 Jahre verschlafen habt. Das ist nicht radikal.“ Er wies auf die Notwendigkeit hin den eigenen, individuellen Lebensstil im Blick zu haben, aber auch – und ganz besonders – die Strukturen, Rahmenbedingungen und die Gesellschaft. Es sei daher notwendig sich in der  öffentlichen Meinungsbildung zu engagieren und PolitikerInnen an ihre Verantwortung zu erinnern und zum Handeln zu drängen.

Vertreter der Fridays for Future- Bewegung, Bjarne Kirchmair
Dr. Reinhard Stiksel und Bjarne Kirchmair

 

Superintendent Dr. Gerold Lehner beschäftigte sich in seinem Vortrag mit zwei Tugenden aus der christlichen Tradition: der Askese und dem Maßhalten. Er versteht Askese als eine Haltung der Selbstbegrenzung und als Einübung. Askese bedeute dann keinen Verzicht als Selbstzweck, sondern aus Liebe, Hingabe und in Orientierung auf etwa anderes hin. Der Maßlosigkeit stellte er die Tugend des Maßhaltens entgegen, die in individuellen und kollektiven Kontexten nach Ausgleich und dem zugrundeliegenden Maß fragt.

Superintendent Dr. Gerold Lehner
Diskussionen in Kleingruppen

 

Dr. Georg Winkler, Moraltheologe aus Linz und Religionslehrer sowie Seelsorger am Bischöflichen Gymnasium Petrinum, stellte Benediktinerklöster als Modelle für nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsstile vor. Seine Forschungen in Benediktinerklöster in Österreich und Deutschland brachten acht Impulse für Prozesse im Bereich Nachhaltigkeit hervor. Unter anderem erwies sich in den untersuchten Klöstern als förderlich, für Veränderungen offen zu sein, auf Möglichkeiten (und nicht auf Hindernisse) zu fokussieren, Vernetzungen einzugehen und Partizipation aller Beteiligten schon im Meinungsbildungsprozess zu praktizieren.

 

Dr. Georg Winker

 

Die Vorbereitung und Moderation dieses Studientages wurde von den Delegierten des Forums der christlichen Kirchen in Oberösterreich übernommen: Röm.-kath. Kirche: Mag. Gudrun Becker, Dr. Reinhard Stiksel, Dr. Isabella Bruckner; Evang. Kirche A.B.: Dr. Gerold Lehner; Altkatholische Kirche: Mag. Samuel Ebner; Evang.-method. Kirche: Mag. Martin Obermeir-Siegrist. Nähere Informationen zum Forum und zu den Delegierten: Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich (oekumene-ooe.at)

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