Pionierin als Pastoralassistentin: Barbara Siebenbrunner verstorben
Barbara Siebenbrunner wurde als Tochter von Franz und Theresia Siebenbrunner 1938 in Großraming geboren. Ihren Vater und beide Onkel verlor sie im Krieg. Ihre Mutter heiratete später 1946 ein zweites Mal, den Landwirt Pius Stubauer. 1950 übersiedelte sie in das landwirtschaftliche Anwesen der Großeltern in Großraming und wurde Landwirtin. Ihr Ruf und ihre spätere Berufung zog sie aber damals schon in die Kirche und in die Weiterbildung.
Als 17-Jährige kam ihr ein Artikel der Mädchenzeitschrift "Schöne Welt" betitelt mit der zukunftsweisenden Überschrift "Fräulein Kaplan", in die Hände. Damit verband sie ein großes Aufflackern ihrer tiefen Sehnsucht, einmal Priesterin zu werden. War es ihr in diesem Alter noch unmöglich, an weitere Ausbildung über die Grundschule hinaus zu denken, wagte sie mit 26 Jahren den Schritt ins Kloster Steinerkirchen, wo sie am 1. Oktober 1964 in die Gemeinschaft der Benediktinerinnen eintrat. Dadurch fand sie auch den Weg in die Ausbildung in Wien am Seminar für kirchliche Berufe (damals noch Frauenberufe).
Im August 1967 verließ sie das Kloster und trat ins Seminar in Wien ein. Am 2. Juli 1970 wurde sie gemeinsam mit 12 weiteren Kolleginnen von Bischof Weber in den kirchlichen Dienst gesendet. Ihre beruflichen Stationen in der Diözese Linz waren:
- 1970 – 1974 | erste Anstellung in Gmunden
- 1974 – 1976 | Pfarre Ampflwang
- 1976 – 1986 | Steyr-St. Michael
- 1982 – 1989 | zusätzlich Seelsorgerin am LKH Steyr und parallel dazu Studium der Theologie in Linz (Abschluss 1984)
- ab 1989 | Studium der Pastoralpsychologie an der Universität Innsbruck
- 1986 – 1998 | Pfarre Hl. Familie Steyr-Tabor und Altenheim Tabor
- 2001 | Dissertation und Promotion an der Universität Innsbruck bei P. Hans Rotter SJ zur Doktorin der Theologie
- 2018 – 2021 | Fernstudium an der Lateranuniversität "Theologie des Volkes Gottes" mit Abschlussarbeit zum Thema "Erbschuld"
Bei der Auflistung ihrer Bildungsbiografie nannte sie als Grund für ihr Fernstudium in Rom: "möchte ich doch in meinem Fach, der Theologie, möglichst qualifiziert beim lieben Gott ankommen".
Brigitte Gruber-Aichberger, Direktorin von Pastorale Berufe, würdigte die verstorbene Seelsorgerin als Pionierin und engagierte Pastoralassistentin: „Barbara Siebenbrunner hat ihre Berufung zur Seelsorgerin mit viel Engagement für eine offene, menschenfreundliche Kirche gelebt. Barbara war eine Pionierin als Pastoralassistentin und hat sich auch nach ihrer Pensionierung 1998 in verschiedenen kirchlichen Feldern ehrenamtlich engagiert und auf vielen verschiedenen Ebenen für die Gleichstellung von Frauen in der Kirche eingesetzt. Dass sie trotz Ausbildung und Berufung nicht zur Priesterin geweiht wurde, hat sie als Unrecht empfunden und getragen. Trotzdem lebte sie ihren Glauben in authentischer Weise, motivierte junge Menschen zum Ergreifen eines kirchlichen Berufes und arbeitete gut mit Priestern zusammen. Barbara Siebenbrunner wird als Wegbereiterin für Laien im pastoralen Dienst und seelsorgliche Wegbegleiterin vieler in Erinnerung bleiben.“
Die feierliche Verabschiedung und Hl. Messe findet am Donnerstag, 12. Mai 2022 um 14 Uhr in der Pfarrkirche Hl. Familie in Steyr-Tabor statt.
Im Anschluss an den Gottesdienst wird im Pfarrheim zu einer Agape geladen. Die Beisetzung der Urne findet zu einem späteren Zeitpunkt im kleinen Kreis statt.
Parte von Barbara Siebenbrunner