Im Zeichen der Veränderung: Jahrestreffen 2022 in Wels
Von den 350 bei Pastorale Berufe angestellten Pastoralassistentinnen, Krankenhausseelsorgern, Pfarrassistentinnen, Jugendzentrumsleitern und Altenheimseelsorgerinnen waren 240 vor Ort in der Stadthalle Wels, 60 waren online zugeschaltet. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Distanzierung war die Freude über das Wiedersehen alter Bekannter, aber auch über das Kennenlernen neuer Kolleginnen groß. In der spirituellen Einstimmung wurde in der „Litanei der weit gedachten Kirche“ bewusst auf das Motto des Zukunftswegs Bezug genommen. Jede*r war aufgerufen, über seine persönlichen Ängste und Hoffnungen in Bezug auf eine sich wandelnde Kirche zu reflektieren.
"Veränderungen lösen Spannungen aus."
Direktorin Mag.a Brigitte Gruber-Aichberger PMM griff in ihrem Grußwort das Thema Wandel auf: „Veränderungen lösen Spannungen aus, sowohl in Form von Ängsten als auch von Vorfreude.“ Damit sprach sie die drängendsten Fragen der Mitarbeiter*innen an, die sich einerseits dem Strukturprozess in den Pfarren und andererseits dem Ämterprozess in der diözesanen Organisation gegenübersehen. Um sich auf diese Herausforderung einzustimmen, braucht es laut Brigitte Gruber-Aichberger zuerst eine Zielvergewisserung: „Worin sehe ich als Seelsorger*in meinen Auftrag?“ So wird es möglich, die Zeichen der Zeit zu erkennen und Rahmenbedingungen für qualitätsvolle Seelsorge in Form von guten Begegnungen zu schaffen.
Lösungen in der Praxis
Um zu zeigen, dass "Kirche werden" bereits jetzt im Sinne des zukünftigen Miteinanders im pastoralen Handlungsraum Pfarre praktiziert wird, teilten vier Mitarbeiter*innen ihre Erfahrungen:
- Dipl.-PAss.in DI (FH) Karin Granig berichtete vom neu gegründeten Dekanat Steyrtal, das aus dem aufgelösten Dekanat Molln und vier weiteren Pfarrgemeinden entstanden ist. Ein Team aus zwei Priestern, zwei Hauptamtlichen und zwei Ehrenamtlichen begleitet diesen Prozess der Dekanatswerdung. Die Metapher des Pioniers illustriert die Notwendigkeit, mit den Gegebenheiten vor Ort das Bestmögliche zu erreichen, und dient als Plädoyer für eine positive Fehlerkultur, also „hin und wieder auch in den Gatsch zu steigen“.
- Dipl.-Päd. Bruno Fröhlich schilderte die Herausforderungen, als Pfarrassistent in der Pfarre Hagenberg ein Seelsorgeteam aufzubauen. Offene Gespräche zwischen allen Beteiligten – inklusive Pfarrgemeinderat – und die gemeinsame Seelsorgeteam-Ausbildung bezeichnete er als hilfreich für eine erfolgreiche Neuordnung der Zuständigkeiten.
- Die Pastoralassistentin Irmgard Raffetzeder rückte Menschen in den Mittelpunkt, die in der Kirche „oft durchs Raster fallen“: Alleinstehende. Als Beispiel für gezielte Seelsorge nannte sie Single-Gottesdienste mit Segnungen zum Valentinstag. Auch bei jungen Erwachsenen spürt sie eine große Sehnsucht nach zeitgemäßer Spiritualität.
- Dipl.-Theol. Philipp Struß trat seinen Dienst als Pastoralassistent in vier Innviertler Pfarrgemeinden mitten in der Pandemie an und sah sich mit vielen Fragen konfrontiert: „Wie werde ich allen gerecht? Was darf ich? Und kann ich das überhaupt?“ Ähnliche Fragen stellen sich auch Ehrenamtliche vor neuen Aufgaben, etwa der Bildung eines Seelsorgeteams. Dafür braucht es Zeit, Vertrauen und manchmal auch Überwindung.
"Kirche ist bunt."
Generalvikar KsR Univ.-Prof. DDr. Severin Lederhilger, Leiter der Personalstelle Pastorale Dienste und Leiter des Ämterreformprozesses, verortete in seinem Vortrag die Kirche an der Schwelle zu einem neuen Selbstverständnis: War es vor einigen Jahrzehnten ungewohnt, hauptamtliche Laien neben den Priestern zu sehen, so gilt es nun, die Ehrenamtlichen als Verantwortungsträger zu akzeptieren. Sein Fazit: „Kirche ist bunt.“ Sowohl den Struktur- als auch den Ämterreformprozess sieht er als keineswegs abgeschlossen an, sondern Rückmeldungen gegenüber durchwegs offen. Insbesondere die Zuordnung von Seelsorger*innen zu den neuen Bereichen „Pfarre und Gemeinschaft“ (1) und „Seelsorge und Liturgie“ (2) stieß im Plenum auf wenig Begeisterung. Bis zum Sommer 2022 sollen hier die Entscheidungen getroffen sein.
Kollegialität und Wertschätzung
Zahlreiche Personen meldeten sich im offenen Plenum zu Wort: Viel Applaus ernteten die Aufrufe, in den anstehenden Veränderungen den offenen, kollegialen, wertschätzenden Umgang beizubehalten. Leitungspositionen so zu gestalten, dass auch in Teilzeit Arbeitende sich dafür bewerben können, wurde ebenfalls gefordert. Die Regenbogenpastoral lud ein, bei der „Linz Pride“ am 25. Juni teilzunehmen. Zustimmung erntete der Aufruf, für „unsichtbare“ Gemeindemitglieder mit schwacher Stimme einzustehen, etwa pflegende Angehörige oder Menschen mit Behinderung. Nicht zuletzt wurde die Sorge um den Nachwuchs in der Seelsorge und damit verbunden die drohende Überlastung von Einzelnen zum Ausdruck gebracht.
"Meine Hoffnung und meine Freude"
Abschließend übergab Brigitte Gruber-Aichberger, die nach 23 Jahren als Direktorin in Pension gehen wird, das Wort an ihre Nachfolgerin: Mag.a Irmgard Lehner stellte sich als Frau der Vernetzung vor und nahm Bezug auf das zuvor gemeinsam gesungene Lied „Meine Hoffnung und meine Freude“: „Das drückt genau meine Gefühlslage aus.“ Sie hat 1995 ihren Dienst bei Pastorale Berufe angetreten und übernimmt mit 1. September das Ruder.
Am Abend bedankte sich die scheidende Direktorin bei zwölf Kolleg*innen in festlichem Rahmen für ihren langjährigen Dienst. Ihr eigenes 35-jähriges Dienstjubiläum fällt mit ihrem Pensionsantritt zusammen.
25-jähriges Dienstjubiläum:
- Mag. Josef Aichinger-Haslinger, Leiter Krankenhausseelsorge im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz
- Dipl.-PAss. Klaus Peter Grassegger, Pfarrassistent in der Pfarre St. Ulrich bei Steyr, Dekanatsassistent im Dekanat Steyr sowie Pfarrgemeindebegleiter in den Pfarren Steyr-Gleink und Steyr-Resthof
- Dipl.-PAss. Mag. Walter Lamplmayr PM.ME, Altenheimseelsorger im Seniorenzentrum Spallerhof, Linz
- Mag. Karl Mair-Kastner, Leiter Krankenhausseelsorge in den Kepler Universitätskliniken Med Campus III + IV sowie Krankenhausseelsorger im Unfallkrankenhaus Linz
- Dipl.-PAss.in Claudia Scherrer, Pastoralassistentin in der Pfarre Perg und Seelsorgeteam-Begleiterin in der Pfarre Allerheiligen
- Dipl.-PAss.in Doris Wierzbicki, Leiterin Krankenhausseelsorge in der Klinik der Diakonissen Linz
30-jähriges Dienstjubiläum:
- Dipl.-PAss.in Heide-Maria Fürnholzer, Pastoralassistentin in der Pfarre Sierning und Seelsorgeteam-Begleiterin in der Pfarre Schiedlberg
- Mag. Friedrich Klinglmair, Pfarrassistent in der Pfarre Pennewang und Dekanatsassistent im Dekanat Gaspoltshofen
- Mag. Alois Mayer, Referent Pastorale Berufe
- Dipl.-PAss.in Elfriede Neugschwandtner, Pastoralassistentin in der Pfarre Baumgartenberg, Dekanatsassistentin im Dekanat Perg, Seelsorgeteam-Begleiterin in der Pfarre Arbing sowie Altenheimseelsorgerin im SENIORium Baumgartenberg
- Irmgard Raffetzeder, Pastoralassistentin in den Pfarren St. Georgen im Attergau, Frankenmarkt und Pöndorf
35-jähriges Dienstjubiläum:
Dipl.-PAss.in Maria-Anna Grasböck, Pfarrassistentin in der Pfarre Leonding-Hart St. Johannes und Pfarrgemeindebegleiterin in der Pfarre Langholzfeld
Text: Mag.a Magdalena Welsch