"Entwicklung in der Veränderung": MitarbeiterInnentreffen 2019 in Wels
Ziel des Treffens war die gemeinsame Beschäftigung mit den im Zukunftsweg vorgeschlagenen Strukturveränderungen und mit den neu formulierten Pastoralen Leitlinien. Sich nicht mit Veränderung abfinden, Durchtauchen oder in den Widerstand gehen, sondern sich aktiv beteiligen und die darin liegenden Entwicklungspotentiale zu entdecken für zukünftige Berufsbilder von hauptamtlichen SeelsorgerInnen: das war die Grundintention des Nachmittags.
320 SeelsorgerInnen trafen sich zum Austausch über "Entwicklung in der Veränderung". Foto (c) Burghard Ebenhoeh.
In einer Atmosphäre aufmerksamer Wertschätzung gaben MitarbeiterInnen Rückmeldungen, übten Kritik, äußerten Wünsche und machten deutlich, dass sie bereit sind, sich gestaltend einzubringen.
Bischof Manfred Scheuer skizzierte "Spiritualität des Wandels"
Das II. Vatikanische Konzil hat sich ausführlich mit der Deutung der Zeichen der Zeit beschäftigt. Die Menschen von heute pendeln angesichts der massiven gesellschaftlichen Entwicklungen zwischen Hoffnung und Angst hin und her. „Was machen die massiven Veränderungen in Gesellschaft, Kultur, Religion, Alltag, … mit uns?“ fragte Bischof Manfred zu Beginn. Seine Antwort verwies auf grundlegende menschliche Sinnvollzüge, die auch christlich gedeutet würden.
Es gehe darum, arbeits- und liebesfähig zu werden und zu bleiben, um das „Mit-Schöpfer-Sein“ leben zu können.
Spiritualität, die ein tragfähiges Fundament bildet, erschließe einen Sinn und ein Ziel, „das die Treue zur Erde und die Hoffnung auf Glück miteinander verbindet und versöhnt.“ SeelsorgerInnen, die auf diesem festen Grund stünden, könnten als „generative Menschen“ Vertrauen vermitteln und andere Menschen zum Blühen bringen, so der Bischof.
Der Weg von der Angst zum Mut sei ein weiteres konstitutives Element, das eine neue schöpferische Freiheit erschließe. Mit Paul Tillich erinnerte Bischof Manfred an den „Mut zum Sein“, der mit dem Leben selbst unauflöslich verbunden sei – als Ja zum Dasein.
Bischof Manfred Scheuer skizzierte beim MitarbeiterInnen-Treffen eine "Spiritualität des Wandels". Foto (c) Burghard Ebenhoeh.
Alle Christgläubigen ohne Unterschied seien zur Fülle des christlichen Lebens und zur vollkommenen Liebe berufen – diese allgemeine „Berufung zu Heiligkeit“ wurde vom Vatikanum II wieder in Erinnerung gerufen und bedeute, sich nicht mit einem partikulären Verständnis oder einer Verengung des Christseins zufrieden zu geben. Im bürgerlichen Bewusstsein wäre z.B. das Evangelium in eine private Innerlichkeit gesperrt worden, konstatierte Scheuer.
Bischof Manfred ermutigte abschließend zu einem Glauben aus der Haltung der „Stellvertretung“ – Zeugnis zu geben dort, wo Erschöpfung und Schmerz (zu) groß seien, wo nichts mehr erwartet würde, durch ein – auch im Gebet – gelebtes Vertrautsein mit Gott.
„Eine Spiritualität des Wandels bewährt sich dann darin, dass Beweglichkeit – die zu unserer Natur gehört – im Denken, Tun und Handeln bewahrt und eingeübt wird“, schloss der Bischof.
Impuls zu zeitgemäßen Strukturen
Der Impuls zu den zeitgemäßen Strukturen erfolgte durch Personalreferent Alois Giglleitner. Er stellte den Zukunftsweg in das „magische Dreieck“ von Organisationen: Strategie – Kultur – Struktur. Die acht Optionsgruppen (siehe www.dioezese-linz.at/zukunftsweg) und die neu formulierten Pastoralen Leitlinien berührten alle drei Dimensionen und diese beeinflussten sich gegenseitig. Um eine wirkliche Veränderung zu schaffen, sei es nötig, dass geplante Strukturveränderungen sich an den Zielen orientierten und vor allem das Selbstverständnis der handelnden Personen, also die Kultur, sich entsprechend entwickelte, so Giglleitner.
Brigitte Gruber-Aichberger: Perspektiven für die Entwicklung der Rollen im kirchlichen Feld
In einem weiteren Impuls zeigte die Direktorin der Pastoralen Berufe, Brigitte Gruber-Aichberger, Entwicklungspotentiale für Seelsorgerinnen und Seelsorger auf, die im neuen Strukturmodell und in der Ausrichtung nach den Pastoralen Leitlinien lägen.
Als Potential für Entwicklung in der Veränderung nannte sie z.B. die gemeinsame Arbeit im pastoralen Handlungsraum Pfarre, welcher Charismenorientierung und das Einbringen bzw. Entfalten spezifischer Qualifikationen ermögliche. Auch in der Entlastung von administrativen, verwaltungstechnischen Aufgaben oder in der kooperativen Leitung auf allen Ebenen sehe sie Entwicklungsmöglichkeiten für SeelsorgerInnen, weil sie sich auf explizit seelsorgliche Aufgaben sowie Gemeindeentwicklung konzentrieren könnten. Die strukturelle Verankerung von Posten für innovative pastorale Ansätze und die Möglichkeit zur Beauftragung für spezifische seelsorgliche Aufgaben stellten weitere Potentiale für die Entwicklung von pastoralen Einsatzmöglichkeiten dar.
Hauptamtlich in der Seelsorge Tätige würden auch in Zukunft sowohl „Versorgungs- als auch Impulsfunktion“ haben, so Gruber-Aichberger. Der Schwerpunkt würde sich aufgrund der gemeinsamen Verantwortung aller Getauften mehr daraufhin verlagern, unterstützende Impulse im Sinne von Gemeindeaufbau zu geben.
In Tischgruppen wurde zu den 12 Leitbegriffen der Pastoralen Leitlinien sehr intensiv gearbeitet anhand der Fragen:
- Was begeistert/motiviert mich an diesem Leitbegriff/Wegweiser?
- Welche Chancen sehe ich in der Neuausrichtung der pastoralen Arbeit?
- Welche Gefühle verbinde ich damit?
In Tischgruppen wurde zu den 12 Leitbegriffen der Pastoralen Leitlinien sehr intensiv gearbeitet. Fotos (c) Burghard Ebenhöh
Das abschließende Plenumsgespräch mit offenem Mikrophon nutzten viele MitarbeiterInnen zu einem Statement.Der Bogen spannte sich von Anliegen zur Struktur – die Einbindung von Kritik, die Übertragung von Verantwortung auf Ehrenamtliche, das Verständnis der kooperativen Leitung u.a. mehr - bis zur Sorge um den Nachwuchs. Viel Applaus erhielt die Forderung, im Zukunftsweg auch weiter an den Änderungen der Zulassungsbedingungen bzw. der Öffnung der Weiheämter für Frauen dran zu bleiben. Klar gefordert wurde, sich als Kirche klar gesellschaftspolitisch zu positionieren im Sinne der Option für die Armen und für Schöpfungsverantwortung.
Nach dem gemeinsamen Abendessen erfolgte durch Direktorin Brigitte Gruber-Aichberger die Verabschiedung von vier MitarbeiterInnen in die Pension und die Ehrung von MitarbeiterInnen mit 25-, 30-, und 35-jährigen Dienstjubiläen.
Dank an Brigitte Gruber-Aichberger
Besonderen Applaus gab es für Brigitte Gruber-Aichberger, welche heuer das zwanzigste Jahr die Leitung der Pastoralen Berufe innehat. In der kurzen Würdigung hob Alois Giglleitner hervor, dass ohne ihre beherzte Leitung der Betrieb und die Pastoralen Berufe nicht dort wären, wo sie heute seien, dass es eine begeisternde und kraftvolle Mischung von SeelsorgerInnen in verschiedensten Berufsgruppen gäbe, so Giglleitner.
(c) Burghard Ebenhoeh