Programm:
In der KMB ist uns die Erinnerungs- und Gedenkarbeit sehr wichtig, ganz konkret das Gedenken an Franz Jägerstätter. In der Sternwallfahrt rufen wir seine Haltung(en) und seine Botschaft(en) in Erinnerung und sind bemüht, diese immer auch für unsere heutige Zeit zu übersetzen. Und es sind wahrhaft nicht wenige Stürme, denen wir auch in unserer Zeit standhalten müssen – sowohl in kirchlicher als auch in gesellschaftspolitischer und auch weltweiter Perspektive.
Franz Jägerstätter – ein standhafter Mann
“Der Herrgott wird es schon wissen, wie viel Kraft ich noch brauche, um den Stürmen dieser Zeit standzuhalten.“, so schreibt Franz Jägerstätter in einem seiner Briefe.
Franz Jägerstätter musste in vielerlei Hinsicht standhalten in seiner Ablehnung des Nationalsozialismus: dem sozialen Druck in seiner Heimatgemeinde, den Appellen von vertrauten Menschen oder Autoritäten, doch einzulenken und nachzugeben um seiner Familie willen. Standhalten musste er auch in seinem ganz persönlichen Gewissenskampf, was für ihn der richtige Weg und die richtige Haltung ist.
Franz Jägerstätter war kein Besserwisser, der sich anderen moralisch überlegen fühlte. Er war vielmehr ständig am Suchen, wie er in seinem Leben seinem Glauben und seinem Gewissen folgen kann. Er hat sich dem Gespräch, dem Rat, der Korrektur ausgesetzt. Besonders auch der Austausch mit seiner Frau Franziska war für ihn grundlegend wichtig.
Er beobachtete hellwach die Entwicklungen seiner Zeit, er war sicherlich ein Prophet seiner Zeit. Er konnte die Entwicklungen des aufkommenden Nationalsozialismus sehr frühzeitig vorausahnen und vorausfühlen. Er durchschaute die Masken der Propaganda und die Rhetorik der Verführung. Er besaß die Fähigkeit, Strömungen und Tendenzen im individuellen und besonders auch im politischen Bereich zu Ende denken. Er hatte also ganz klare innere Bilder von den drohenden furchtbaren Folgen des nationalsozialistischen Terror- und Unrechtsregimes.
Franz Jägerstätter traf mit seiner Geradlinigkeit und Konsequenz auf viel Unverständnis in seiner Umgebung, ja er war wegen seiner Wehrdienstverweigerung auch vielen Anfeindungen ausgesetzt, die seine Frau Franziska auch noch Jahre und Jahrzehnte nach seinem Hinrichtungstod ertragen musste.
Wolfgang Bögl, Theologischer Assistent der KMB OÖ