Kraftquelle Glaube - Erklärungen der KMB
Kirche und Gesellschaft mitgestalten
Als KMB ist uns dieses gemeinsame Gehen immer schon ein wichtiges Anliegen, um Kirche und Gesellschaft mitzugestalten. Wir sind als ehrenamtliche Männer bereit, Verantwortung für die zukünftige Gestaltung der Kirche zu übernehmen, damit sie dazu beitragen kann, dass die Gesellschaft menschlicher und solidarischer wird. Von der Kirchenleitung erwarten wir uns Ermutigung und Unterstützung auf diesem Weg und die vertrauensvolle Bereitschaft, ehrenamtliches Engagement durch Verantwortungsübergabe anzuerkennen.
Orte für eine gute Gesprächskultur
Die Corona Pandemie hat Risse in der Gesellschaft zutage treten lassen. Spaltungen und Polarisierungen werden immer deutlicher spürbar. In der Katholischen Männerbewegung ist eine große Bandbreite von Meinungen vertreten. Auf dem Boden des Unterwegs-Seins in und mit der Kirche ist das Diskutieren über unterschiedliche Standpunkte möglich. Wir muten uns einander zu und fordern uns heraus, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken. Wir sind bereit, uns auf das Denkgebäude des Gegenübers einzulassen, um die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Toleranz in der KMB bedeutet nicht, jede Aussage anderer Männer in den Gesprächsrunden gut zu finden, aber es zu ertragen, dass wir nicht bei jedem Thema der gleichen Meinung sind. Wir brauchen Orte, in denen eine gute Gesprächs- und Diskussionskultur möglich ist. Deshalb laden wir herzlich ein, unsere KMB-Stammtischrunden in Gasthäusern wieder durchführen. Heraus aus den geschützten Räumen der Kirche, dorthin, wo sich Menschen versammeln, die von den Mauern der Kirche abgeschreckt werden.
Mann und Frau
Damit das ‚gemeinsam Gehen‘ des synodalen Weges auch zu einem Vorbild eines neuen Miteinanders in der Gesellschaft werden kann, das Spaltungen und Gräben überwindet, muss auch in der katholischen Kirche der Respekt vor allen Menschen gelebt werden. Vor allem die Anerkennung der gleichen Würde von Frauen und Männern wird erst dann glaubwürdig, wenn Frauen der Zugang zu allen Ämtern in der Kirche offensteht.
Mit Vertrauen in der Angst bestehen
Wir sehen, dass in den letzten Monaten Sorgen und Ängste der Menschen in unserem Land zunehmen. Angst vor Klimakatastrophen, Angst vor Corona, Angst vor der Impfung, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, vor unkontrollierbaren Fluchtbewegungen - kurz: Angst vor einer ungewissen Zukunft.
Das Jahresthema der KMB in Oberösterreich lautet: ‚Kraftquelle Glaube‘. Da stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage: Gibt uns unser Glaube die Kraft, mit diesen Ängsten gut umzugehen? Mit dem diesjährigen biblischen Jahresbegleiter Jakob haben wir eine Figur der Bibel gewählt, die uns diese Angst gut spiegelt. Jakob hat große Angst vor seinem Bruder Esau, und diese Angst ist sehr berechtigt, hat er doch seinen Bruder mehrmals betrogen. Dennoch erfährt er die unbedingte Treue und den Schutz Gottes. Immer wieder zweifelt er an dieser Zusage, wie auch wir oft daran zweifeln, dass Gott bedingungslos zu uns steht und für uns ein Leben in Fülle will. P.M. Zulehner hat uns schon vor einigen Jahren in Lambach ins Stammbuch geschrieben: Kraftvolle Männer sind die, die gemeinsam mit Vertrauen in der Angst bestehen.
Im ‚gemeinsamen Gehen‘ in der KMB mit der Kirche auf dem diözesanen Zukunftsweg können wir unsere Ängste miteinander teilen und werden offen für den Blick auf die, die unsere Unterstützung brauchen.
Der Preis der Gleichgültigkeit
Unzählige Menschen sind auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Umweltkatastrophen und Hunger. Das unermessliche Leid dieser Kinder, Frauen und Männer kann uns nicht gleichgültig sein. Der Preis für ein Wegschauen ist hoch: Der Grundwasserspiegel an Mitmenschlichkeit, Mitgefühl und Solidarität in unserer Gesellschaft sinkt bedrohlich. Wir spüren die Härte und Kälte im täglichen Miteinander und in den politischen Auseinandersetzungen.
Aber wie bei der Brotvermehrung in der Bibel hilft ein realistischer Blick auf das, was wir haben und zu tun bereit sind. Die Zuversicht auf den Beistand Gottes hilft uns, mit unseren Möglichkeiten zu beginnen. Auf Initiative des Pastoralrates der Diözese Linz und der Kath. Aktion Oberösterreich zur Aufnahme von Geflüchteten haben sich mehr als 150 oberösterreichische Pfarren gemeldet, die diese Initiative unterstützen. So sind in Oberösterreich 71 sichere Plätze für asylberechtigte Familien vorhanden: fünf Brote und zwei Fische.
Wir erwarten uns von der Politik eine Unterstützung für diese kirchliche Initiative, damit alle, deren Not wir mit unseren Mitteln lindern können, satt werden.
Herz hat ein jeder
Der regelmäßige Kontakt zu den Projektpartner*innen unserer entwicklungspolitischen Organisation Sei So Frei macht uns deutlich, wie dringend die „tagtägliche“ Unterstützung, Begleitung und finanzielle Förderung der Sei So Frei-Projekte ist. So ermöglichen wir den betroffenen Familien ein gutes Leben dort, wo sie geboren sind, damit sie nicht aus ihrer Heimat flüchten müssen, um zu überleben.
Eine besondere Aktion, um Sei So Frei zu unterstützen, ist in diesem Jahr die Kartenspielaktion „Herz hat ein jeder“. In gemütlicher Runde Karten spielen und gleichzeitig Geld für Sei So Frei sammeln verbindet das Angenehme mit dem Hilfreichen.
Sei So Frei ist Gesellschafter der EZA. Der faire Handel ist eines der ganz wenigen effizienten und erfolgreichen Mittel im Kampf gegen die Verletzung der Menschenrechte, gegen Kinderarbeit und Sklaverei.
Nachhaltigkeit
Wir befinden uns am Ende der Schöpfungszeit, die in den christlichen Kirchen vom 1. September bis zum Gedenktag des Hl. Franziskus, dem 4. Oktober, reicht. Wir sind Teil der Schöpfung, die uns von Gott anvertraut ist, damit wir sie bewahren und behüten und lebenswert an unsere Kinder und Enkel weitergeben. Diese Verantwortung gilt für jede und jeden Einzelnen von uns und bedeutet, einen Lebensstil einzuüben, in dem wir achtsam miteinander und mit der Schöpfung umgehen, ohne zu fragen, ob andere nicht mehr tun könnten.
Gleichzeitig erwarten wir von der Politik, klare gesetzliche Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Wirtschaften festzulegen. Wir ermuntern die politisch Verantwortlichen, mutig die nötigen Schritte zu setzen, um die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziele zu erreichen.
Dazu ermuntert auch Papst Franziskus am Schluss des Vorbereitungsdokumentes zum weltweiten synodalen Weg: Zweck dieser Synode ist es, „Träume aufkeimen zu lassen, Prophetien und Visionen zu wecken, Hoffnungen erblühen zu lassen, Vertrauen zu wecken, Wunden zu verbinden, Beziehungen zu knüpfen, eine Morgenröte der Hoffnung aufleben zu lassen, voneinander zu lernen und eine positive Vorstellungswelt zu schaffen, die den Verstand erleuchtet, das Herz erwärmt und neue Kraft zum Anpacken gibt“ (VD32).
In diesem Sinne wollen wir als KMB diesen visionären Weg der Kirche mittragen und mitgestalten.
Diözesanobmann, DI Bernhard Steiner