Mit tragfähigen Beziehungen Ängste überwinden
„Leben in Fülle“, so lautete das Thema der diesjährigen oberösterreichischen Diözesankonferenz am 24. Juni 2017 der Katholischen Männerbewegung (KMB) in Puchberg bei Wels. Dabei gingen die rund 60 ehrenamtlichen Funktionäre auf Dekanatsebene der Frage nach, welche Handlungsstrategien den vielfältigen Ängsten in unserer Gesellschaft entgegengesetzt werden können. Denn nur Menschen, die gelernt haben, auch mit Ängsten produktiv umgehen, können in Fülle leben.
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- Referat von OA Thomas Zaunmüller (pdf, 2,65 MB)
Eindrücke von der Konferenz
Berichte aus den Arbeitsgruppen
Zu Beginn berichteten die einzelnen Arbeitsgruppen über ihre Aktivitäten im vergangenen Halbjahr. In der Männerarbeit wurde in der Modellregion Wels intensiv an der Etablierung frischer KMB-Strukturen gearbeitet. In Zusammenarbeit mit Pfarrern, Diakonen, PastoralassistentInnen und PGR-Mitgliedern wurden konnte zB. die Gründung einer neuen KMB Gruppe in der Pfarre Wels St. Franziskus gefeiert werden.
Die AG Männerglaube berichtete von der intensiven Auseinandersetzung mit den Schwerpunkt Franz Jägerstätter im vergangenen Arbeitsjahr und stellte mit Abraham den Biblischen Begleiter für das kommende Arbeitsjahr vor. Ganz erfreulich entwickelten sich auch die Austauschabende zu den „Perlen des Lebens“. Mehr als 150 Personen nutzen die KMB-Perlenkette bereits für eine Auszeit vom Alltag.
In der Väterarbeit wurden folgende Zukunftsthemen zur Sprache gebracht: Vätergeschichten, Väterfestival und der neu erschienenen Behelf „Erlebniswelt Kindergarten“ laden die Pfarrgruppen ein, die Zielgruppe Väter in den Blick zu nehmen. Mit den Väter-Aktions-Tagen wird auch im März 2018 wieder eine Scherpunktwoche mit Veranstaltungen rund ums Vatersein gestaltet.
Positive und negative Aspekte von Angst
Was lässt sich im derzeitigen gesellschaftlichen, politischen, sowie wirtschaftlichen Wandel noch mit Gewissheit sagen? Welche „Haltegriffe“ stehen der Katholischen Männerbewegung zur Verfügung? Womit könnten Gefühle von Sicherheit und Selbstwirksamkeit erzeugt werden, wenn rundherum von Katastrophen und Unheil berichtet wird?
Impulsreferat von OA Dr. Thomas Zaunmüller
Im Impulsreferat zum Jahresthema sprach der Experte für die Angstlandschaft Oberösterreichs, OA Dr. Thomas Zaunmüller, interimistischer Vorstand für Psychiatrie am Kepler Universitätsklinikum Linz. Er betonte die positiven Aspekte von Angst. „Sie stärkt unsere Aufmerksamkeit, gibt uns kurzfristig Kraft und macht uns bereit zur Aktion“. Angst ist eine Grundemotion, mit der wir im Alltag ständig zu tun haben. Es gibt aber auch Ängste, die uns hemmen und lähmen. „In der Psychiatrie sind 250 davon klassifiziert. Die häufigsten Angstreaktionen lösen Spinnen und Schlangen aus, obwohl die Wahrscheinlichkeit in Oberösterreich einer Giftschlage zu begegnen fast 0% beträgt.“, so Zaunmüller.
Impulse zum Jahresthema von OA Dr. Thomas Zaunmüller
„Ängste“ so der Experte weiter, „haben immer einen konkreten Auslöser. Wenn dieser nicht gut verarbeitet wird, dann kann eine Spirale der Angst einsetzen, die Menschen oder auch ganze Gesellschaften in ihrem Verhalten massiv beeinflusst.“
Entängstigungs-Strategien für ein Leben in Fülle
In vier Workshops wurden die Konferenzteilnehmer ermutigt, sich mit vorherrschenden gesellschaftlichen Ängsten auseinander zu setzen und „Entängstigungs-Strategien“ zu entwickeln.
Generalmajor Franz Gegenleitner referiert über Sicherheit
Der Workshop „Sicherheit als lebenswertes Gut“ wurde vom stellvertretenden Landespolizeipräsidenten Generalmajor Franz Gegenleitner geleitet. Er motivierte die Workshopteilnehmer dazu, sich ihrer Eigenverantwortung bewusst zu werden. Wir haben die Chance und egoistisch oder altruistisch zu verhalten. Auch im Umgang mit Bedrohungen kann uns niemand diese Entscheidung abnehmen. Objektive Sicherheit wird immer subjektiv bewertet. Und auch wenn die „Bedrohung Opfer einer kriminellen Handlung zu werden, in Österreich so gering wie sonst kaum wo auf der Welt ist“, bleibt es an uns zu entscheiden, ob wir ängstlich oder zuversichtlich durch die Welt gehen.
Martin Wintereder (links) im Workshop zu Integration
Martin Wintereder von der RegionalCaritas betonte in seinem Workshop zur Integration: Die neu zugezogenen Menschen sind auf soziale Netze im Ort angewiesen. Und die vielen Organisationen, die den Flüchtlingen helfen in Österreich zurecht zu kommen, sind wiederum auf die Hilfe von gut verankerten Organisationen wie der KMB angewiesen. Die KMB-Mitglieder tragen hier an vielen Orten in alltäglichen Kontakten ganz praktisch dazu bei, dass Ängste und Verunsicherung abgebaut werden. Das ist ermutigend.
Dr. Willi Achleitner (rechts) im Gesprächsworkshop
In der Frage wie gehen wir mit der Angst vor dem Verlust unserer Lebensqualität um, leitete Dr. Wilhelm Achleitner vom Bildungshaus Schloss Puchberg einen Gesprächsworkshop zum Thema Neid. Die Männer beschäftigten sich darin mit ganz persönlichen Neidthemen wie zB. bei Haus-, Hof- und Betriebsübergaben.
Für Neid - sowohl auf individueller wie auf gesellschaftlicher Ebene - gilt folgende Grunderfahrung: Wo Neid herrscht, verschwindet sehr schnell das Glück.
Im Blick auf eine aktuell wahrnehmbare Grundstimmung in unserer Gesellschaft korrespondiert der Neid offenbar stark mit einer gewissen Angst vor dem Verlust unseres Wohlstandes, also mit der Angst, dass uns etwas genommen wird. Die Flüchtlinge und Asylwerber dienen hier häufig als Projektionsfläche. Gefühlt wird der Kuchen, den es zu verteilen gibt, wieder kleiner.
Wir sind herausgefordert, uns dieser vorherrschenden Logik zu entziehen und bewusst umzuschwenken auf die Haltung "Es ist genug da und es reicht für alle". Teilhabechancen und Verteilungsgerechtigkeit sind zwei gesellschaftspolitisch maßgebliche Ziele, die gerade auch in unserem christlichen Glauben verankert und begründet sind.
Gemeinsam Brücken bauen
In einem erlebnispädagogischen Workshop ließen Ing. Hannes Hofer und Mag. Wolfgang Schönleitner, die KMB’ler eine Solidaritätsbrücke bauen. Die Teilnehmer wurden mit der Herausforderung konfrontiert aus 21 Pfosten und ohne Zuhilfenahme von Seilen, Nägeln oder Schrauben eine Brücke von 4m Spannbreite zu bauen. Im Tun wurde sichtbar, dass gewisse Aufgaben nur zusammen, im guten Austausch untereinander, gelöst werden können. Tragfähige Beziehungen sind eine gute Basis, um Ängste zu überwinden und Herausforderungen zu bewältigen.
Kreative Lösungen im Erlebnispädagogischen Workshop "Solidaritätsbrücke"
DI Bernhard Steiner, Obmann der KMB, verwies im Abschluss auf die Bibelstelle des Gottesdienstes, wo Jesus beim Sturm auf den See seine Jünger fragt: ‚Warum habt ihr solche Angst‘. „Heute stellt Jesus diese Frage auch uns“, so Steiner.
Obmann Steiner (ganz rechts) im Gespräch mit KMB'lern
Stellen wir uns im kommenden Arbeitsjahr dieser Frage gemeinsam in der KMB!
Kontakt bei weiteren Fragen:
Mag. Wolfgang Schönleitner
Abteilungsleiter der KMB Linz
Mobil: 0676 8776 3468
mail: wolfgang.schoenleitner@dioezese-linz.at