Stellungnahme zum Papstschreiben "Querida Amazonia"
In beeindruckender Weise hat Papst Franziskus in seinem nachsynodale Schreiben ‚Geliebtes Amazonien‘ seine Vision eines gerechten Amazonien präsentiert mit dem Wunsch dass diese Visionen ‚Fleisch und Blut‘ annehmen: für die Rechte der Ärmsten, für die Bewahrung des kulturellen Reichtums, für die Bewahrung der Natur.
Umso betroffener machen allerdings seine Aussagen zu dem Ort, den er Frauen in der Kirche zuweist.
Wenn Frauen einseitig auf Maria verwiesen werden, um ihrem Beispiel zu folgen, dann fragen wir Männer uns, ist das ‚Ja‘ Mariens zum Heilsplan Gottes nicht auch für uns Vorbild? Und wenn Jesus auf die Rolle als Mann reduziert wird fragen wir uns, ob wir zu Weihnachten die Mannwerdung Gottes oder nicht viel mehr die Menschwerdung Gottes feiern?
„Man muss sich empören, so wie Mose zornig wurde (vgl. Ex 11,8), so wie Jesus zürnte (vgl. Mk 3,5), so wie Gott angesichts der Ungerechtigkeit in Zorn entbrannte (vgl. Am 2,4-8; 5,7-12; Ps 106,40). Es ist nicht gesund, wenn wir uns an das Böse gewöhnen,…“, so schreibt Papst Franziskus im Artikel 15 im Zusammenhang mit dem Umgang mit der indigenen Bevölkerung Amazoniens. Mir kommt dabei aber auch der Umgang der Kirche mit den Frauen in den Sinn, die als Objekte behandelt werden, denen ihr Platz in der Kirche zugewiesen wird, statt mit ihnen gemeinsam den Heiligen Geist zu bitten, eine würdige und gerechte Teilhabe in der Kirche zu ermöglichen.
So hoffe ich auf die Aussagen weiter unten im Text, wo Papst Franziskus doch auch weitere Perspektiven eröffnet:
„Der Konflikt wird auf einer höheren Ebene überwunden, wo sich jede der beiden Seiten mit der jeweils anderen zu etwas Neuem verbindet, aber dennoch sich selbst treu bleibt.“ Und etwas später: „der Ausweg wird durch ein „Überfließen“ gefunden, indem man über die Dialektik, die die Sicht begrenzt, hinausgeht, um das Größere zu erkennen, das Gott uns schenken will.“
Als Katholische Männerbewegung werden wir uns auch weiter dafür einsetzen, dass Frauen selbstbestimmt und im Dialog auf Augenhöhe ihren Platz in der Kirche und ihren Beitrag in der Pastoral finden können.
Zum Weiterlesen: Gemeinsame Stellungnahme von KA OÖ, kfb und KMB
Katholische Aktion OÖ über viertes Kapitel im Papstschreiben „enttäuscht“
„Es ist für uns schwer nachvollziehbar, warum Papst Franziskus das eindeutige Votum der Amazonien-Synode für eine Lockerung des Zölibats sowie für Weiheämter von Frauen nicht aufgegriffen hat“, zeigt sich die Präsidentin der Katholischen Aktion (KA) Oberösterreich, Maria Hasibeder, nach der Präsentation des jüngsten Papstschreibens „Querida Amazonia“ am 12. Februar 2020 enttäuscht. Ähnlich äußern sich auch die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung (kfb) in OÖ, Paula Wintereder, und der Diözesanobmann der Katholischen Männerbewegung (KMB), Bernhard Steiner.
Während die Aussagen des Papstes in den ersten drei Kapiteln (in denen es um die Bewältigung der sozialen, kulturellen und ökologischen Herausforderungen geht) von einem „tiefen Respekt gegenüber ausgegrenzten Menschen“ geprägt seien, lägen dem vierten Kapitel (bei den Fragen zur Zukunft der Kirche) „längst überholte patriarchale Denkmuster“ zugrunde, beklagt Hasibeder. Wenn Franziskus im Blick auf die indigenen Völker in Amazonien zurecht betont, dass „ihre Stimme gehört“ werden solle (Abs. 7), so müsse Rom mehr denn je nun auch endlich die Stimme der Frauen hören und ernst nehmen.
„Wir Frauen haben wieder einmal vergeblich darauf gehofft, dass unsere Berufungen von der Amtskirche anerkannt werden und wir endlich als gleichwertige Mitglieder der Katholischen Kirche behandelt werden“, sagt kfb-Vorsitzende Paula Wintereder. „Wir sind längst bereit, mitzudenken, mitzuhandeln und auf Augenhöhe zu einer lebensfreundlichen und lebenswerten Kultur in der Kirche beizutragen.“ Wintereder befürchtet, dass sich der Rückzug von Frauen aus dem kirchlichen Engagement noch rascher fortsetzen wird.
„Wann überwinden Männer endlich ihre Angst, dass Frauen zu viel Macht in der Kirche bekommen?“, fragt KMB-Obmann Bernhard Steiner, um gleichzeitig festzustellen: „Die KMB wird sich dafür einsetzen, dass Frauen selbstbestimmt und auf Augenhöhe mit den Männern die Seelsorge gestalten.“
Die Katholische Aktion und ihre Gliederungen werden sich jedenfalls nicht entmutigen lassen und weiterhin für notwendige Reformen in der Katholischen Kirche eintreten, sind sich Hasibeder, Wintereder und Steiner einig.