„Da wusste ich einfach nicht mehr weiter …“
Heuer sind in Österreich bereits 18 Morde an Frauen verübt worden. Als Tatmotiv lag meist ein Beziehungsdrama zugrunde, besonders der drohende oder tatsächliche Verlust der Partnerin durch Trennung oder Scheidung.
„Selbstverständlich ist die KMB gegen jegliche Form von Gewalt in Beziehung und Erziehung. Gewalttätig gewordene Männer gilt es aber nicht nur von ihrer Tat her zu betrachten, sondern auch in ihrer Verletzlichkeit und Verwundbarkeit.“, meint KMB-Obmann DI Bernhard Steiner. Was den betroffenen Männern hilft, sind psychologische Beratung, Begleitung und Förderung präventiver Maßnahmen. Als nicht förderlich betrachtet die KMB die Verschärfung der Strafmaßnahmen, die vom Nationalrat in der Novelle des Gewaltschutzgesetzes im vergangenen September beschlossen wurde.
Prävention statt Strafe
In Bezug auf den gesellschaftlichen Umgang mit gewalttätig gewordenen Männern „erwarten wir, dass im künftigen Regierungsprogramm das aktuelle Gewaltschutzgesetz um Maßnahmen erweitert wird, die Männern eine förderliche Auseinandersetzung mit ihrem Gewalthandeln und Lösungsstrategien zur Vermeidung von Gewalt anbieten.“ führt KMB-Obmann Bernhard Steiner weiter aus. Gewalt löse kein Problem, sondern bringe nur noch größere Probleme.
Den Umgang mit „schwierigen“ Gefühlen reflektieren und lernen
Ein sehr wirksames Präventionsprogramm gegen Gewalt sind Angebote für Männer, in denen sie sich mit ihrem Bild von Männlichkeit und im Besonderen mit ihrem Umgang mit ihren „schwierigen“ Gefühlen auseinandersetzen.
Wenn in sehr emotionsgeladenen Situationen wie einer Trennung von Frau und Kindern die Gefühle plötzlich stark hervorbrechen, sind Männer oftmals überfordert und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen:
- Überforderung mit Situation/Gefühlen (Schock, Starre, Lähmung)
- Trauer über das zerbrochene Lebensprojekt einer gelingenden Familie
- Ohnmacht, Hilflosigkeit angesichts des „Verlustes“ der Kinder
- Ärger auf die (Ex-)Partnerin, auf parteiliche Institutionen und Regelungen, bisweilen auch auf die Kinder
- Schuldgefühl wegen „Zerstörung der Familie“
- Scham als Gefühl versagt zu haben, seinen Mann nicht stellen zu können
- Angst vor dem Alleinsein, dem Nicht-Klarkommen, dem Sich-erneut-Einlassen
- Verzweiflung, Einsamkeit, Wegbrechen des Lebenssinnes
Auseinandersetzung mit Bildern von Männlichkeit
Für die meisten Männer sind das sehr „schwierige“ Gefühle, weil sie mit dem traditionellen Bild von Männlichkeit unvereinbar erscheinen. Dieses zeigt sich häufig auch in einem problematischen männlichen Hilfeverhalten, besonders auch bei jungen Männern:
- Probleme ignorieren bzw. verdrängen
- nicht darüber reden
- nach außen hin Stärke zeigen
- Versuch, das Ganze mit sich selber auszumachen
Ein sehr wirksames Präventionsprogramm gegen Gewalt liegt in Angeboten für Männer, in denen sie sich mit ihrem Bild von Männlichkeit und im Besonderen mit ihrem Umgang mit den oben beschriebenen „schwierigen“ Gefühlen auseinandersetzen, im Einzel- wie auch im Gruppensetting.
Und jetzt? Gruppe für Väter nach einer Trennung
Als konkretes Angebot für von Scheidung oder Trennung betroffene Männer bietet die KMB in Kooperation mit BEZIEHUNGLEBEN und dem Eltern-Kind-Zentrum Gesprächsabende an.
Die nächsten Termine:
- Mittwoch, 20. November 2019: „Die Beziehung zu den Kindern gestalten“
- Mittwoch, 18. Dezember 2019: „Manchmal fühle ich mich richtig mies…“
jew. 19:00-21:00 Uhr im Eltern-Kind-Zentrum, Figulystraße 30, 4020 Linz
Anmeldung direkt im Eltern-Kind-Zentrum: 0732 66 96 11, office@eltern-kind-zentrum.at