32. KMBÖ Sommerakademie in St. Pölten
Von der Ohnmacht zur Wirkmacht
KMBÖ-Vorsitzender DI Dr. Leopold Wimmer eröffnete die Jahrestagung mit einem Appell zur Beteiligung am gesellschaftlichen Diskurs statt eines Rückzugs angesichts der aktuellen von Gegensätzen geprägten Zeit. „'Von der Ohnmacht zur Wirkmacht' lautet das Motto unserer Sommerakademie: Die Vorträge und Diskussionen unserer Sommerakademie sollen unsere Mitglieder und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ermutigen und befähigen am öffentlichen Diskurs teilzunehmen. Als Richtschnur gelten gerade für das Thema Partizipation die Prinzipien der Katholischen Soziallehre: Personalität, Subsidiarität und Gemeinwohl“, erklärte DI Dr. Leopold Wimmer, Vorsitzender der KMBÖ.
Was notwendig ist, um etwas zu bewirken
Mittwoch, 11.7.2018
Der Journalist und Medienberater Dr. Peter Pelinka eröffnete die Sommerakademie mit einem Vortrag mit dem Titel „Was notwendig ist, um etwas zu bewirken”. Pelinka präsentierte 3 Thesen zu Macht, Medien und Politik in Zeiten der Globalisierung. "Was nicht kommuniziert wird, ist nicht", zitierte Pelinka den deutschen Soziologen Niklas Luhman zur Teilnahme jedes Einzelnen am politischen und medialen Geschehen. Die Zivilgesellschaft müsse sich das zu Herzen nehmen. Dies gelte umso mehr, als Demokratie durch eine "Mediokratie" infrage gestellt sei. Letztere verringere "echte Teilhabe" von Menschen, verwies Pelinka u.a. auf eine wachsende Kluft zwischen "Informierten" und "Nichtinformierten" trotz der neuen Möglichkeiten der weltweiten Information.
Dr. Pelinka erklärte zur Partizipation in der Mediengesellschaft: “Um eine wirksame Botschaft zu verbreiten, um etwas bewegen zu wollen, müssen wir die klassischen W-Fragen des Journalismus beachten. Wer? Was? Wen? Wie? Wann?“ Pelinka erklärte: „Zuerst: Wer bin ich oder sind wir? Welche Motive haben wir? Zweitens: Was? Was ist die Botschaft, die ich vermitteln will? Welche ist unsere Geschichte? Drittens, wen will ich erreichen? Welche Zielgruppe kann ich realistisch erreichen? Wie möchte ich meine Botschaft verbreiten? Verwende ich Druckmedien oder elektronische Medien, also, wie spreche ich jemanden an? Die letzte Frage lautete: Wann möchte ich meine Zielgruppe erreichen?“
Allen gebührt Chance auf Entfaltung ihrer Talente
Donnerstag, 12.7.2018
Viele Kinder aus armutsbetroffenen Familien in Österreich haben "keine oder eine geringe Chance, ihre Talente zu entdecken und entwickeln": Darauf hat Christoph Riedl-Daser, früherer ORF-Religionsjournalist und jetzt Bereichsleiter für Soziales und Kommunikation der St. Pöltner Caritas, hingewiesen. 18 Prozent der Bevölkerung und damit immerhin 1,5 Millionen Menschen seien aktuellen Daten zufolge armuts- oder ausgrenzungsgefährdet und bräuchten zur Verbesserung ihrer Situation und ihrer Zukunftsaussichten Solidarität. Riedl-Daser erinnerte im Rahmen der Sommerakademie der Katholischen Männerbewegung (KMBÖ) an einen Appell von Papst Franziskus: Es gelte eine neue Mentalität zu schaffen, die dem Gemeinwohl Vorrang gegenüber der Aneignung der Güter durch einige wenige einräumt.
Für Pfarrer Helmut Schüller haben Fähigkeiten und Talente ihren Urgrund in Gott und der von ihm ausgehenden schöpferischen Liebe. Diese "gute Grundkraft in unserer Welt" solle Anstöße geben, sich für Menschen unabhängig von ihrer Herkunft einzusetzen.
Boris Ginner, Bildungsreferent bei der Arbeiterkammer, unterstrich in seinem Referat die Bedeutung geregelter Arbeitszeiten mit ausreichend Freizeit und Erholung, damit auch Talente auch für Ehrenamt, Vereine und die Familie genützt werden können. Als gesellschaftlichen Hemmschuh stellte Ginner die ungerechte Vermögensverteilung in Österreich dar.
Wie das Konsumverhalten den sozialen Frieden bewirken kann?
Freitag, 13.7.2018
Andrea Reitinger, EZA Fairer Handel GmbH stellte zunächst fest: „Was können wir für den sozialen Frieden tun? Das haben sich engagierte Menschen in Österreich bereits vor über 40 Jahren gefragt. Eine der Antworten war die Gründung der EZA Fairer Handel GmbH. Von Anfang an war mit dem Fairen Handel eine zentrale Frage verknüpft: Welche Menschen stehen hinter den Produkten und was hat das mit mir, was hat das mit uns zu tun? Ein kritisches Hinterfragen des eigenen Lebensstils und das Aufzeigen von Alternativen gingen dabei Hand in Hand.“
Dass Konsumentscheidungen auch positiv wirken können, zeigen viele Beispiele des Fairen Handels aus den letzten Jahrzehnten: „Mit organisierten Kleinbauern- und -bäuerinnen so direkt wie möglich zusammenzuarbeiten ist eine Form der Umverteilung von Macht und Kontrolle zugunsten derer, die üblicherweise im Spiel um die höchsten Profite systematisch ausgebremst werden.“
Zum Schlagwort Konsumverhalten und sozialer Friede referierte Marco Fegerl, Verein für Konsumenteninformation: „Bewusstes Konsumverhalten, das sozialen Frieden erhalten soll, muss eine Bündelung der Marktmacht verhindern.“ Für Fegerl soll das Ziel unseres Konsumverhaltens sein, durch Einkäufe die Produzenten, Verarbeiter, Händler und Dienstleister in der Region abzusichern. „Einkaufszentren zu meiden und zu kleineren Händlern vor Ort zu gehen ist eine bedeutende Macht, die dem Konsumenten zukommt.“, so Fegerl.
Kann der Glaube zur Teilhabe am öffentlichen Leben motivieren
Samstag,14.7.2018
Dr. Georg Plank, Gründer und Geschäftsführer von Pastoralinnovation, bezeichnete in seinem Vortrag „Wie der Glaube zur Teilhabe am öffentlichen Leben motivieren kann“ Glaube als Geist, der in jedem Menschen wirkt. Jesus ist auf die Welt nicht als neuer Kaiser gekommen, er ist als Kind in Bethlehem zu uns gekommen und ist am Kreuz für uns gestorben. Der Glaube ist in erster Linie nicht ein Wissen, sondern es geht im Glauben um eine lebendige Beziehung die uns herausfordert und prägt. Plank wörtlich: „Der Glaube macht uns nicht gleichgültig, deswegen muss Glaube uns zur Teilhabe am öffentlichen Leben motivieren.“
Einen anderen Zugang als sein Vorredner brachte Mag. Wolfgang Rank, Präsident des Katholischen Laienrats Österreichs, in die Diskussion rund um Glaube und Teilhabe am öffentlichen Leben ein. Rank erläuterte den Begriff der Teilhabe aus praktischer Sicht: „Unsere Aufgabe als Christen das Elend der Menschen wahrzunehmen, Mitleid zu haben, dann aktiv werden und das Ganze nicht als Mitläufer, sondern notfalls Widerstand zu leisten“, betonte Mag. Wolfgang Rank.
Die 32. Sommerakademie endete mit einem feierlichen Abschlussgottesdienst mit Pfarrer Andreas M. Jakober, geistlicher Assistent der KMBÖ.