Die Perle der Selbstwirksamkeit
Angesichts großer (persönlicher aber auch z.B. gesellschaftlicher) Problemstellungen und Herausforderungen nehmen wir uns oftmals zurück, „weil wir da ohnehin nichts bewirken können“ und die Dinge „auf höherer Ebene“ umgesetzt und verwirklicht werden müssen. Gefühle von Ohnmacht oder „Alternativlosigkeit“ lähmen und schwächen uns. Unserem heurigen Jahresmotto folgend wollen wir heute darüber nachdenken, wie wir „von der Ohnmacht zur Wirkmacht“ kommen können.
Der kanadische Psychologe Albert Bandura hat dazu seit Ende der 1970er-Jahre seine Theorie der Selbstwirksamkeit entwickelt, die vielfältig rezipiert und weiterentwickelt worden ist. Es geht darum, in den Menschen das Gefühl und auch die Fähigkeit zu fördern, etwas in die Hand zu nehmen, einen eigenen Weg zu gehen, etwas tun zu können. Und es geht um das Vertrauen in die Welt. Banduras Theorie will den Menschen einen Zugang zu ihrer Gestaltungsfähigkeit, zu ihrer Kreativität fördern, damit sie zu etwas finden, was für sie ein sinnvolles, ein attraktives Ziel ist, wo sie sich in Übereinstimmung mit ihren Zielen, Werten und Sinnorientierungen fühlen. Beides ist für unser Tätigsein und unser Engagement (haupt- oder ehrenamtlich) von großer Bedeutung.
Erfahrungen von Selbstwirksamkeit stärken den Glauben und das Vertrauen, dass wir etwas bewegen, bewirken, verändern können, dass wir uns eben als „selbstwirksam“ erleben können. Vieles davon wird bereits im Kleinkindalter grundgelegt, aber wir können es auch im Laufe unseres Lebens (weiter)entwickeln.
Bandura hat vier wichtige Quellen bzw. Grundlagen für das Herausbilden und Erleben von Selbstwirksamkeit herausgearbeitet:
Direkte Handlungserfahrungen
Hier geht es also um die eigene, direkte Erfahrung, etwas erreicht oder bewirkt zu haben. Dazu braucht es Leistung und ein ausdauerndes, konsequentes Verfolgen von Zielen.
Beobachtungen anderer Menschen
Die Beobachtung entsprechender Erfahrungen bei anderen Menschen, die einem selbst möglichst ähnlich sein sollen (Modell-Lernen). Das führt dazu, dass man auch sich selber die gleichen Möglichkeiten zuschreibt.
Zuspruch und Ermutigung
Hier geht es um das Ermutigt-werden durch anderen im Sinne „Ich weiß, dass du das kannst!“. Eine solche verbale Bestärkung muss letztlich aber natürlich dann auch im eigenen Handeln bestätigt werden.
Körperliches Empfinden
Hier geht es um die positive Interpretation körperlicher Vorgänge, die auf eine emotionale Erregung hinweisen (wie z.B. schwitzen oder beschleunigter Herzschlag). Die körperlichen Symptome weisen auf eine schwierige bzw. anstrengende Situation hin, aber führen nicht zu Abbruch oder Vermeidungsverhalten.
Impulsfragen:
- Wie steht es bei mir mit meinem Vertrauen ich mich selbst und in meine Fähigkeiten und Möglichkeiten?
- Wo habe ich in meinem Leben Erfahrungen von Selbstwirksamkeit gemacht? Was war da hilfreich/förderlich?
- Gibt es Situationen oder Lebensfelder, wo ich schnell zum Aufgeben oder Resignieren neige? Wie geht es mir im Umgang mit meinen „schwierigen“ Gefühlen (Frust, Enttäuschung, Überforderung, Ohnmacht)? Wie gehe ich mit den „Signalen“ meines Körpers um?
- Wie geht es mir mit dem Setzen und Verfolgen von Zielen?
- Wo habe ich in meinem Leben positive Vorbilder erlebt, die mich in meinem Gefühl von Selbstwirksamkeit bestärkt haben?