Die 35. Sommerakademie im Campus Horn erzeugte mit hochkarätigen Vortragenden und einem engagierten Publikum qualitätvollen Inhalt und lebendige Gemeinschaft.
Die großen Krisen der Gegenwart gilt es mit Verantwortung und Gottvertrauen zu bewältigen. Krautwaschl verwies auf das Landplagenbild - ein Fresko aus dem 15. Jahrhundert an der südlichen Außenwand des Grazer Domes -, auf dem drei heute erneut aktuelle große Krisen dargestellt seien: die Pest als Pandemie, die Heuschreckenplage als Umweltzerstörung und die Türkenbedrohung als der Krieg, der in der Ukraine geführt wird.
Internationale Verantwortung
Rudolf Anschober (Sozial- und Gesundheitsminister a.D.)
„Wir erleben derzeit eine Verkettung von schweren Krisen, und wir werden sie – national wie international - nur gemeinsam, in Zusammenarbeit und Solidarität lösen können.“ Das unterstrich der ehemalige Sozial- und Gesundheitsminister Rudolf Anschober bei der diesjährigen Sommerakademie der Katholischen Männerbewegung Österreich (KMBÖ) in Horn im niederösterreichischen Waldviertel. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die Energiekrise, die Inflation, die drohende Wirtschaftskrise, dazu die Pandemie und der Klimawandel – sie alle zusammen erzeugten nicht nur eine von Angst geprägte Grundstimmung, sondern führten auch zu einer tiefen sozialen Krise.
Verantwortung in der Politik
Josef Pühringer (Landeshauptmann a.D.)
Die Fähigkeit und den Willen zum Kompromiss als wesentliche Voraussetzung für Demokratie unterstrich der frühere oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer. Kompromiss sei Voraussetzung für friedliches Zusammenleben und für das Funktionieren von Politik und Gesellschaft, sagte Pühringer vor den Teilnehmern der KMBÖ-Sommerakademie.
Gerade in den jetzigen Krisensituationen zeige sich die Notwendigkeit, vorläufige Entscheidungen zu treffen und eigene – langfristig durchaus richtige – Ziele zurückzustellen. So würden – trotz Klimakrise – angesichts der Energiekrise Öl und Kohle wieder stärker eingesetzt und bestehende Atommeiler weiter betrieben. Zu verantwortungsvoller Politik gehört es laut Pühringer, „nicht Angst zu schüren sondern Mut zu machen, zu zeigen, wie es geht, und nicht, wie es nicht geht“.
Verantwortung der Medien
Marianne Waldhäusl (ORF)
Die ORF-Fernsehjournalistin Marianne Waldhäusl zeigte auf, was „Verantwortung im Journalismus“ konkret heißt – in der Wahl eines Themas und den Inhalt, im Blick auf Informanten und Blick auf die handelnden Personen. Man müsse sich fragen, ob eine Quelle vertrauenswürdig ist, ob die Darstellungsweise überspitzt ist, Fakten und Meinung vermischt werden. Vorsicht sei vor allem dann geboten, wenn eine emotionale Sprache verwendet wird, verallgemeinert und Angstmache betrieben wird.
Unternehmerische Verantwortung
Klaus Doppler (Geschäftsführer Sonnentor)
Zum Abschluss der Sommerakademie, die dem Thema „Verantwortung“ gewidmet war, schilderte der Geschäftsführer des Bio-Unternehmens „Sonnentor“, Klaus Doppler, wie „Sonnentor“ seine Verantwortung gegenüber der Natur, den produzierenden Bauern, den eigenen Mitarbeitern und den Kunden gegenüber konkret wahrzunehmen versucht – von einer Kultur der Wertschätzung und flachen Hierarchien im Unternehmen über Konfliktmanagement bis hin zu eigener hochwertiger Betriebsküche und eigenem Kindergarten.
Romero-Fest
Im Rahmen der Sommerakademie wurden noch einmal die beiden Empfänger des von der KMB vergebenen Romero-Preises 2021 mit einem Fest geehrt - die beiden Brasilien-Missionare und Prämonstratenser-Chorherren P. Bernhard-Michel Schelpe und P. Milo Ambros aus dem Stift Geras. Die Preisverleihung im November 2021 konnte bedingt durch Corona-Pandemie nur in ganz kleinem Rahmen erfolgen. Der Romero-Preis - er ist mit 10.000 Euro dotiert - wird für herausragende Leistungen im Bereich Gerechtigkeit und Entwicklung von der Aktion "Sei so frei" der KMB vergeben. P. Schelpe und P. Ambros haben in Brasilien - in einem Armenviertel in der Stadt Salvador de Bahia - mit diözesaner Unterstützung aus St. Pölten eine Reihe von pastoralen, sozialen und schulischen Projekten ins Leben gerufen.