Kirche im Aufbruch - Worte von Bischof Manfred Scheuer
Gott kommt uns in der heutigen Wirklichkeit entgegen. Notwendig und notwendend sind Haltungen der Aufmerksamkeit, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Ehrfurcht gegenüber dem konkreten Leben. Es geht darum, dem anderen aufmerksam und mit Wohlwollen zu begegnen.
Es braucht eine Kirche, die fähig ist, den Menschen auf ihren Wegen zu begegnen. Eine Kirche, die sich in ihr Gespräch einzuschalten vermag. Es braucht eine Kirche, die es versteht mit jenen Jungen ins Gespräch zu kommen, die wie die Emmausjünger aus Jerusalem fortlaufen und ziellos allein mit ihrer Ernüchterung umherziehen, mit der Enttäuschung über ein Christentum, das mittlerweile als steriler, unfruchtbarer Boden angesehen wird, der unfähig ist, Sinn zu zeugen.
Papst Franziskus will Mut zum Risiko und zum Experiment auslösen. Wagnisse, die Neues versuchen, können durchaus auch schief gehen. Fehlerfreundlichkeit ist besser als Mutlosigkeit. „Mir ist eine »verbeulte« Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist. Ich will keine Kirche, die darum besorgt ist, der Mittelpunkt zu sein, und schließlich in einer Anhäufung von fixen Ideen und Streitigkeiten verstrickt ist.“ (EG 49) Deshalb plädiert er für eine Kirche der offenen Türen, so dass alle irgendwie am kirchlichen Leben teilnehmen können.
Die Kirche hat nur dann eine Zukunft, wenn es ein Miteinander gibt.
Wir danken allen, die sich in den vielen unterschiedlichen Bereichen ehrenamtlich in den Pfarren einbringen. Das Ehrenamt ist oft die Weitergabe dessen, was die Menschen selber empfangen haben. Gerade durch die Ehrenamtlichen wird das Leben in den Pfarren, aber auch Vereinen und Gemeinden getragen.
Wir danken allen, die sich in den Pfarrgemeinden, in den Schulen und in anderen pastoralen Orten hauptamtlich engagieren.
Nur im Miteinander und in der gegenseitigen Ergänzung, Korrektur und Kooperation von Haupt- und Ehrenamtlichen können wir Kirche verwirklichen: Eine Kirche, die in Wesensmerkmalen in allen Pfarren gelebt werden soll.
Diese Wesensmerkmale oder Grundvollzüge sind die Verkündigung des Wortes Gottes, die Feier der Liturgie, die Hilfe für die Armen und schließlich die Gemeinschaft zwischen uns untereinander sowie zwischen uns und Gott. Alles muss eingebettet sein in das Weitersagen dessen, was uns Lebensreichtum geworden ist – Jesus Christus selber.
Es ist wichtig, dass es für jeden dieser Grundvollzüge Menschen gibt, die ihn tragen. Daher ist es erstrebenswert, dass es in allen Pfarrgemeinden auch Seelsorgeteams gibt. Sie können mithelfen Kirche lebendig zu halten: So bleiben Pfarrgemeinden lebendige Glaubensorte, in denen die entscheidende Zusage Gottes erfahrbar bleibt, dass wir unbedingt gewollt, geliebt und angenommen sind.
+ Manfred Scheuer
Bischof von Linz