Pfarrer P. Johannes zum 12. Sonntag im Jahreskreis
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Rembrandt
Sturm auf dem See
Der Herr ist links neben dem Mann am Steuer dargestellt |
- Das Geschehen:
Jesus will am Abend mit den Jüngern über den See Genezaret ans andere Ufer fahren. Mehrere Boote begleiten ihn. Plötzlich bricht ein heftiger Wirbelsturm los und ganz schnell wird die Situation lebensbedrohend. Jesus schläft. Den Jüngern ist dieses Schlafen Jesu unerträglich. Er soll an ihrer Angst teilhaben. Stattdessen steht er auf und befiehlt dem Sturm, zu schweigen. Das löst in den Jüngern erst recht Furcht aus. Dass ein Sturm auf dem See schon öfter Todesopfer verursacht hat, wissen sie. Aber dass diese Bedrohung so ohne weiteres beendet werden kann, ist ihnen unheimlich, genauso wie das Wort: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“
- Die Botschaft für uns:
Es zeigt sich im ganzen Evangelium, dass Markus nicht einfach nur informieren will, sondern auch hier steht der Appell an uns dahinter: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“
Im Leben eines jeden Menschen gibt es neben ruhigen Zeiten auch Stürme, Krisensituationen, Existenzängste, Konflikte mit denen, die man eigentlich sehr liebhat und wo man möglicherweise enttäuscht und fassungslos wird. Obwohl man alle Energie investiert, erlebt man sich hilflos fremden Kräften ausgeliefert, die alle bisherige Sicherheit bedrohen. Es muss nicht eine Pandemie sein, die uns einen Großteil der Normalität raubt, oder eine schwere Krankheit oder ein Unfall, manchmal sind es Dinge, die zuerst harmlos scheinen, dann aber so eskalieren, dass der sichere Boden zu schwanken beginnt und das Lebenswerk zerstört zu werden droht.
Gerade in solchen Situationen mag man sich von Gott verlassen fühlen. „Kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen!“, mag dann ein verzweifelter Gebetsruf lauten. Mehr als einmal habe ich von frommen Menschen die Äußerung gehört: „Da beginnt man schon an Gott zu zweifeln.“
Im Alten Testament gibt es eine geheimnisvolle Stelle (Gen 32,23-33): Jakob, der mit List seinen Bruder Esau um das Erstgeburtsrecht gebracht hat, wird ihm am nächsten Tag begegnen. Er hat seine ganze Habe schon vorausgeschickt und will ihn mit reichen Geschenken milde stimmen. Ganz allein ist er am Fluss Jabbok zurückgeblieben. Da ringt ein Fremder die ganze Nacht mit ihm. Als es schon hell wird, stellt sich heraus, dass er mit Gott selbst gerungen hat. Jakob trägt bei diesem Kampf eine Hüftverletzung davon, aber er hat durch dieses Ringen solche innere Kraft gewonnen, dass er zu einer echten Versöhnung mit seinem Bruder fähig geworden ist.
Könnte es sein, dass wir an Lebensstürmen reifen und daraus Kraft für die anstehenden Herausforderungen gewinnen? Ist es vielleicht notwendig, dass wir Zeiten der Überforderung und der existenzbedrohenden Ängste erleben, um nachher zu einem heilswirkenden Tun fähig zu sein? Könnte man nicht das Wunder von der Stillung des Seesturmes als vorweggenommene Ostererfahrung verstehen? Für die Apostel war es zweifellos ein gewaltiger Glaubenssprung. Wir können sicher sein, dass es unzählige Erfahrungen geistlichen Ringens gegeben hat, in denen schon die frühen Christen eine Parallele zum Seesturmerlebnis gesehen haben, und bei denen ihnen aufgegangen ist, dass ihnen der Herr gerade in solchen Zeiten besonders nahe war, wie es auch in der Geschichte von den „Spuren im Sand“ heißt: Gott sagt: „Ich würde dich nie allein lassen. In den schweren Stunden deines Lebens, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen!“
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.
Die ganze Geschichte von den "Spuren im Sand":
Übersetzt von Eva-Maria Busch
Copyright © der deutschen Übersetzung 1996 Brunnen Verlag Gießen. www.brunnen-verlag.de
Die Pfarre Wilhering bedankt sich für die freundliche Genehmigung des Verlages für die Nutzung des Gedichts.