Goldgelb – Granatrot – Gardaseeblau
Adäquater Türöffner der vinophilen Fahrt am Absteigeort Meran war das Weinbaumuseum im Schloss Rametz. Unweit davon entfernt wandelten wir hernach im terrassierten Botanischen Garten des Schlosses Trauttmansdorff (im Ausmaß von 12 ha mit 6.000 Pflanzenarten aus aller Welt) geradezu in „Evas paradiesischer Umgebung“. Doch alsbald brachte die verzwickte Zufahrt zu einem Imker unseren Chauffeur ins Schwitzen. Unter Blitz und Donner erforderte es sein langwieriges Kurven- und Kuppen-Manövrieren, um der brenzlichen Situation mithilfe erfahrener Einweiser zu entkommen; dieses Malheur lähmte leider unsere Abendstimmung.
Tags darauf erfüllte dafür die Gardaseerundfahrt auf gekräuseltem Gardaseeblau alle Teilnehmer mit Begeisterung ob der an den Hängen klebenden Städtchen und Uferstraßen, ob der rasch wechselnden Bergkulisssen, zu deren Kammlagen Bergfreunde sehnsüchtig aufschauten. Ebenso distanziert und nur im Vorübergleiten zu bewundern war und ist das Romantikschloss Cavazza auf Isola del Garda, während dann bei den Landgängen ein jeder zum Touristengewusel in den malerischen Gassen von Sirmione und Bardolino das Seine beitrug.
Dem Tagesmotto „WineSafari“ entsprechend wartete der dritte Tag entlang der Weinstraße mit der Mutprobe auf uns, bei Degustationen Meisterwerke in Goldgelb bis Granatrot unterscheiden zu wollen. Reiche Geschmacksnuancen entfalteten die Proben beim Bio-Weingut „St. Quirinus“ in Kaltern, zu Mittag im „Schwarz Adler“ in Kurtatsch, danach in der „Vineria Paradeis“ in Margreid und zuletzt beim altgedienten Weingut „Larcherhof“ in Rentsch bei Bozen. Mit Herzlichkeit und Leidenschaft eroberten die geschäftigen Weinhauer unsere Herzen.
Am Schlusstag brachte uns Gertraud, eine eloquente Stadtführerin, die Erfolgsstory von Meran nahe: wie sich das mauerbewehrte Dorf am wildreissenden Passerbach seit der Tbc-Seuche nach 1850 zum Luftkurort und durch den Zuzug finanzkräftiger Kreise aus Wien (incl. Sissy) zum mondänen Radonwasser- und Trauben-Kurort entwickeln konnte. Nachfolgend erfuhren wir von einem Obstbauern auf seiner Plantage, dass Südtirols ertragreiche landwirtschaftliche Böden von 200 m bis 1100 m Seehöhe halb mit Weinreben, halb mit Obstbäumen bepflanzt sind; dass sich biologischer und integrierter Obstbau nebeneinander vertragen; dass ein Obstbaubetrieb durchschnittlich nur 2-3 ha bewirtschaftet; dass in der Ebene die Tropfenbewässerung, in den Hanglagen die Überkopfbewässerung stattfindet; dass für jede Apfelsorte nur 14 Tage Erntefenster offen sind; dass die Schäden hintanhaltende Wasserbesprühung bei Frosteinbrüchen in der Blütezeit auf Grund eines Missgeschicks in Südtirol „erfunden“ wurde.
In Bozen mussten wir natürlich auch den „Mann im Eis“ sehen, einen Bewohner des Schnalstales mit anatolischen Wurzeln, der vor 5.300 Jahren, ausgestattet mit Utensilien eines gehobenen sozialen Status, auf der Flucht am Tisenjoch durch einen heimtückischen Pfeilschuss sein Leben verloren hatte. Einen letzten Kick brachte schließlich die Auffahrt zum Jauffenpass, ehe wir in Träume an die erlebnisreiche Reise versanken, für deren Planung und Leitung wir Dajana sowie dem Chauffeur Elmar für das Gefühl, bei ihm in besten Händen zu sein, herzlichst danken.
Franz Haudum