Eine Zeit des Erinnerns der Verstorbenen wider die Zeiten des Vergessens unter den Lebenden
Um unseretwillen,
die wir uns „Lebende“ nennen,
mahnen wir die Erinnerung ein, an jene,
die uns vorausgingen.
Um unseretwillen
die wir uns „Lebende“ nennen,
wollen wir an jene denken,
die einmal am Gewebe
unserer Beziehungen knüpften,
denn wir wollen nicht dem Irrtum verfallen,
dass die Fäden die uns verbinden,
sich einmal im Nichts verlieren.
Um unseretwillen,
die wir uns „Lebende“ nennen,
wollen wir jene nicht vergessen,
die unser enges Heute verließen,
damit wir, die Zurückgebliebenen,
uns nicht in einer Zeit verlieren,
die zerrinnt wie Sand zwischen den Fingern.
Um unseretwillen,
die wir uns „Lebende“ nennen,
wollen wir jene nicht vergessen,
deren Sein sich erfüll hat,
damit unser eigenes Leben nicht leer wird,
weil ihm Ziel und Zukunft fehlen.
Um unseretwillen,
die wir uns „Lebende“ nennen,
wollen wir jene nicht vergessen,
die wir geliebt haben,
denn unsere Liebe erkaltet,
wenn sie sich zufrieden gibt
mit einem absehbaren Ende.
Um unseretwillen,
die wir uns „Lebende“ nennen,
wollen wir jene nicht vergessen,
die begonnen haben, wirklich zu leben,
denn wir verlieren das Leben hier und heute,
wenn wir unsere Bestimmung vergessen
und den tiefsten Kern und den unendlichen Wert
unserer Schwestern und Brüder.
Um unseretwillen,
die wir uns „Lebende“ nennen,
wollen wir jene nicht vergessen,
die begonnen haben, wirklich zu leben,
damit wir reifen können und selbst einmal
fallen - wie eine reife Frucht -
in Gottes Hand und in das Leben,
das er bereit hält.
Text u. Foto: Burghard Ebenhöh