Aber dies ist allen Bewohnern unserer 3 Gemeinden nichts Neues.
Der Turm hat seinen derzeitigen Zustand schon seit über 200 Jahren. Bereits im Jahre 1832 wurde unter Pfarrer Josef Bartsch die Stützmauer an der Südseite des Turmes angebaut, da man damals schon die leichte Neigung des Turmes erkannte. In den letzten Jahren wurde regelmäßig diese Neigung gemessen, aber es trat keinerlei Verschlechterung ein.
Ein Plan „ Situations- und Profil Plan A von dem Kirchenthurm zu Peuerbach zur Begründung des Bauantrages über die nöthige Sicherung desselben „, berichtet von der Durchführung dieser Arbeiten. Gezeichnet wurde der Plan vom K. K. Hausruck Kreisingenieur Geissler zu Wels am 2. Juny 1832, und drei Tage später wurde er der Landes Baudirektion in Linz vorgelegt. Der Plan befindet sich im Ober-Österreichischen Landes-Archiv in Linz.
Nun aber zu unserem Kirchturm, der bald wieder mit dem neuen Zifferblatt und Anstrich im neuen Glanz erstrahlen wird. Früher soll der Turm noch höher gewesen sein, und glich mehr dem Wehrturm einer Burg – als einem Kirchturm. Ganz oben befand sich eine begehbare Plattform, rundherum mit Zinnen versehen. Er diente in verschiedenen, und besonders in unruhigen Zeiten zusammen mit dem Schloßturm als Wachtturm, und ab 1568 ( erste, erhaltene Marktkammer - Rechnung ) und später, findet man laufend in den Rechnungen, Einträge darüber. Ein Eintrag z. B. lautet: Da entgegen Volgt vnser Außgab:
Item Mer dem Dalhamer, so ain Tag und Zwo nacht im Khürchthuerm gewacht 2 ß 12 dl
Also der Wächter namens Dalhamer bekam für seinen Wachtdienst auf dem Kirchturm für einen Tag und zwei Nächte 2 Schilling 12 Pfennig von der Marktkammer ausbezahlt.
Auch als Waizenkirchen zur Gänze abbrannte, waren unsere Türme besetzt, um die Feuersbrunst und Rauchwolken zu beobachten, man wusste ja nicht, wie dieses Feuer entstanden sei. In der Rechnung 1592/93 wurde den Wächtern für Wachdienst bezahlt, als es zu „wazenkhirchen gebrunen„.
Zu welcher Zeit nun der Turm sein heutiges Aussehen mit dem Zwiebelhelm erhielt, lässt sich nicht mehr feststellen. Eine Schilderung berichtet, dass dies nach dem großen Brande während des Bauernkrieges geschehen sein soll. Dabei soll auch der Turm in seiner Höhe wesentlich verkürzt worden sein. 1626 ist ja der gesamte Markt mit dem St. Martins Gotteshaus ( Große Kirche ) und dem Schloß total abgebrannt. Die Liebfrauenkirche ( Kleine Kirche ) soll laut Sage vom Feuer verschont geblieben sein.
Interessant ist jedenfalls, dass der Turm beim Kupferstich von M. Merian vom Jahr 1649 ( also 23 Jahre nach dem Brand ), noch mit Zinnen dargestellt ist. 1674 beim Kupferstich von Vischer finden wir bereits den Zwiebelhelm, aber 1686 ist beim Stich von Krekwitz wieder der Zinnenturm zu finden – irgendwie paßt das nicht zusammen. Wahrscheinlich hat Krekwitz den Turm selber nie gesehen, und ihn einfach von Merian übernommen.
Im Jahre 1925 wurde jedenfalls der Zwiebelhelm und die Kreuzkapelle mit Kupfer neu eingedeckt. Unsere heute noch bodenständige Firma Meißl machte mit Hilfe des Aschacher Spenglers Obgasser diese schwierige Arbeit. Eine Vermessung damals ergab eine Gesamthöhe des Turmes von 57,7 Meter, bzw. einer Mauerhöhe von 33,3 Meter.
Vor dem 1. Weltkrieg befanden sich besonders alte, kulturell und geschichtlich wertvolle Glocken in den beiden Kirchtürmen. Glocken aus den Jahren 1433, 1669, 1676, 1751, 1770, 1855 und 1894. Die beiden Ältesten wurden verschont, die andern wurden im Kriegsjahr 1917 abgenommen und eingeschmolzen. Nach dem Krieg war 1921 Glockenweihe, und es kamen wieder neue Glocken auf den Turm, welche zu St. Florian gegossen worden waren. Dann kam der zweite Weltkrieg, und machte wieder vor unseren Glocken nicht Halt. Diesmal mußten auch die zwei ältesten Glocken mit den 1921 geweihten, daran glauben. Furchtbar - wenn man bedenkt, dass diese uralten, geweihten Glocken, für Granaten und Kriegsmaterial eingeschmolzen wurden, und vielleicht dann so manches Menschenleben auslöschten.
Es gäbe noch manches von unserem ehrwürdigen Kirchturm der St. Martins Kirche zu berichten, aber vorerst freuen wir uns alle mitsammen, wenn der Turm wieder im neuen Kleid erstrahlt, und seine Glocken über unsere 3 Gemeinden weiterhin im Frieden erschallen.