Ostergeschichte
Michis unglaubliche Ostergeschichte
„Oh nein, das darf doch alles nicht wahr sein! Wie soll ich denn bloß für die Kinder die Ostereier kochen und bemalen, wenn ich beide Vorderpfoten eingegipst habe?“, stammelte der Osterhase vor sich hin. „Warum musste ich auch bloß Flutlichtfahren auf der Skipiste ausprobieren?“, ärgerte er sich. Völlig ratlos und vor sich hin schluchzend saß der Osterhase versteckt im Hummelhofwald.
Es geschah am Palmsonntag, es war schon dämmrig und das MICHI war noch draußen unterwegs frische Luft schnappen. Plötzlich hörte das MICHI dieses unglückliche Wimmern im Gebüsch. Vorsichtig spähte es zwischen den Ästen durch und konnte kaum glauben, was es da entdeckte. Den leibhaftigen Osterhasen! Doch warum war er denn so verzweifelt? MICHI erkundigte sich vorsichtig: „Hallöchen, was ist denn los? Warum bist du so traurig?“ Der Osterhase zuckte zusammen und erschrak. Zögerlich fragte er: „Du kannst mich sehen? Kinder können mich doch gar nicht sehen!“ Da sah das MICHI die eingebundenen Pfoten des Osterhasen. „Beruhig dich, ich bin kein gewöhnliches Kind. Ich bin das MICHI von der Michael-Kirche. Kann ich dir vielleicht helfen?“, schlug das MICHI vor. Der Osterhase seufzte: „Mir kann keiner helfen. Ich werde dieses Jahr sehr viele Kinder unglücklich machen, da sie zu Ostern keine gefärbten Eier finden werden.“ „Oh nein!“, rief das MICHI aus, „das können wir nicht zulassen.“
Der Osterhase erzählte ihm, was passiert war und dass er noch eine Menge Eier zu kochen und zu färben hätte. Doch seine Verletzung erlaube ihm nicht, die Vorbereitungen für das bevorstehende Osterfest rechtzeitig fertig zu stellen. Das MICHI hatte eine Idee. Es bat den Osterhasen ruhig zu bleiben und versicherte ihm, Hilfe zu organisieren.
Schnell und aufgeregt lief das MICHI in die Kirche, wo sein neuer Freund, der Drache, wohnte. Seit Weihnachten waren die beiden echte Freunde geworden, wie ihr in der Weihnachtsgeschichte nachlesen könnt. Freunde helfen einander, das wusste das MICHI. Der kleine und bis vor kurzem gefürchtete Drache hatte viele Talente und war bekannt für seine kreativen Aktivitäten. Hoffentlich würde er eine Lösung für das Problem des Osterhasen wissen.
Als das MICHI die Kirchentüre öffnete, konnte es seinen Augen kaum trauen. Der kleine Drache war gerade dabei, die Palmbuschen mit seiner feuerspeienden Fähigkeit in Brand zu setzen. In letzter Sekunde konnte das MICHI dieses Malheur verhindern. „Was machst du denn, mein Freund? Bist du übergeschnappt?“, schrie das MICHI. „Oh, entschuldige, mir war so langweilig“, rechtfertigte sich der Drache. „Gleich ist dir nicht mehr fad, das schwöre ich dir! Wir müssen den Osterhasen aus einer misslichen Lage retten. Er braucht unsere Hilfe“, erzählte das MICHI aufgewühlt. Gemeinsam überlegten sie, was sie tun könnten, um den Kindern den Brauch des Eiersuchens am Ostersonntag nicht zu verderben.
Tatsächlich hatte der Drache eine wundervolle Idee. Er könne doch mit seiner feuerspuckenden Art besonders rasch hart gekochte Eier erzeugen. Das Färben könnte das MICHI unter Anleitung des Osterhasen übernehmen. Eilig flogen sie zurück zum Hummelhofwald, wo der Osterhase etwas ungeduldig auf seine Unterstützer wartete. Sie weihten ihn sofort in ihre kühnen Pläne ein. Der Osterhase spürte eine gewisse Erleichterung, war aber noch nicht restlos überzeugt, ob das alles auch so funktioniert.
Das MICHI wusste, wie man in die Küche des Pfarrzentrums kam und versicherte dem Osterhasen, dass sie während der Nächte dort ungestört arbeiten könnten. Noch am Abend des Palmsonntags machten sie sich an die Arbeit. Bei den ersten Versuchen, die Eier mit dem Feueratem des Drachen zu kochen, ging noch einiges schief. Entweder zersprang das Ei oder es kam gleich ein Spiegelei dabei raus. Es brauchte etliche Versuche, bis der Drache es im Griff hatte, wie lang und wie fest er Feuer spucken musste, um ein hart gekochtes Ei zu erzeugen. Das MICHI machte sich daran, unter Anleitung des Osterhasen, die gekochten Eier bunt anzumalen.
Der kleine Drache wollte zwischendurch mal wissen, woher die Tradition der gefärbten Eier käme. Das konnte der Osterhase sehr gut erklären. Eier gelten seit jeher als Fruchtbarkeitssymbol und als das Siegeszeichen des Lebens über den Tod. Das Küken, das frisch aus dem Ei schlüpft, erinnert an die Auferstehung Jesu am Ostersonntag. Deshalb ist das Ei für den christlichen Glauben ein wichtiger Bestandteil des Osterfestes. Um die Bedeutsamkeit der Eier zu kennzeichnen, wurden sie im Mittelalter rot eingefärbt. Die rote Farbe sollte an das vergossene Blut Jesu und somit an seinen Opfertod am Kreuz erinnern. Erst viel später wurden die Eier auch in anderen Farben angemalt.
So arbeiteten sie im Team jede Nacht bis Ostersonntag, um allen Kindern Freude beim Suchen der bunten Eier und beim anschließenden Eierpecken zu bereiten. Ein Teil der Eier hatte dieses Jahr eine außergewöhnliche Dekoration. Nämlich den Fußabdruck eines kleinen Drachen. Das passierte, wenn das MICHI teilweise in der Nacht vor Erschöpfung einschlief und der kleine Drache fortsetzte, die Eier zu färben. Diesen Spaß wollte sich der Drache einfach nicht entgehen lassen.
Der Osterhase war nach diesen durchaus unterhaltsamen Nächten mit seinen Rettern sehr erleichtert und verlieh MICHI und dem Drachen die Osterhasen-Ehrenmedaille.
Familie Buchinger