"Stärke unseren Glauben!" - Die Bitte der Aposteln
Das Sonntagsblatt zum Ausdrucken und zum Nachlesen
Die Verlautbarungen der kommenden Woche
"Wo ist Gott?
Elli Wiesel erzählt folgendes Erlebnis. Er war Insasse im KZ Auschwitz. Eines Abends befahl die SS allen Männern und Frauen sich in der Reihe aufzustellen. Zwei erwachsene Männer und ein kleiner Junge sollten gehängt werden. Das Urteil wurde von den SS Männern kalt und mitleidlos vollzogen. Die beiden erwachsenen Männer waren offenbar sofort tot. Nur der kleine Junge zappelte noch lange Zeit am Galgen zwischen Leben und Tod. Elli Wiesel hörte hinter sich eine Stimme, die fragte: „Wo ist Gott?“ In sich selbst vernahm er die Stimme: „Dort hängt er, am Galgen!“
Unterschiedlicher könnten die Antworten nicht sein. Da fragt einer im Angesicht des schrecklichen Geschehens: Wo ist Gott. Sicher hätte jener, der so fragt, viele Menschen auf ihrer Seite. Viele fragen: Wo ist Gott in dem ganzen Leid der Welt? Wo ist Gott in der Ukraine, in den vielen Kriegen der Welt, in all dem, was auf der Welt so ungerecht läuft. Wo ist Gott, wenn ein Kind an Krebs leidet und stirbt. Wo ist Gott, wenn ein Mensch, ganz besonders ein Kind missbraucht wird?
Ja, wir tun uns schwer, auf diese Fragen eine Antwort zu geben. Die gleichen Schwierigkeiten hat auch der Prophet Habakuk. Auch der Prophet Habakuk fragt sich: Wo ist Gott angesichts des Bösen, der Unterdrückung, der vielen Streitigkeiten unter den Menschen? Durch diese Fragen wird unser Glaube an Gott herausgefordert. Das ist auch gut so. Wenn ich an die vielen Menschen denke, die nicht glauben können oder auch nicht glauben wollen, dann spüre ich: Ich muss – auch und gerade als Priester, als Ordensmann - immer um meinen Glauben ringen. Dabei spüre ich: Dass ich angesichts von vielem Leid und Ungerechtigkeiten, auch in Anbetracht vieler unerfüllter Erwartungen und nicht ungehörter Gebete an Gott glauben kann, das ist ein Geschenk, eine große Gnade. ......."
"Ein Glaube, der wächst" Gedanken zum Sonntag von Jörg Thiemann