Es drängt! Jetzt ist die Zeit!
Eine Facebook-Gruppe zum Markusevangelium: Ich wäre dabei und sicherlich bald Top-Fan mit Abzeichen. Markus kommt sofort zur Sache. Kein Stammbaum Jesu, keine Kindheitsgeschichte, kein Hymnus als Vorspann. Nur die Überschrift: Anfang des Evangeliums von Jesus Christus. Punkt. Selbst der Zusatz „Sohn Gottes“ findet sich in manchen älteren Textzeugen noch nicht.
Und trotzdem voller Theologie. Die endzeitliche Straßenbaustelle nach Jesaja und der bekehrungswillige Massenrummel, der mich an den Aufruf des Propheten Jona in Ninive erinnert, machen deutlich: Hier wird die Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel weitererzählt.
Wie bei allen Prophetenüberlieferungen geht es auch hier ums Ganze: Es drängt! Jetzt ist die Zeit! Nun, Verkehrswege zu begradigen, das würde heute nicht unbedingt als gottgefälliges Zeichen durchgehen. Es geht ja auch nicht um Autobahnen, sondern – bildlich gesprochen – dass Gott der Ewige schneller zu uns kommt – oder wir zu ihm. Das Nahekommen einer Welt in Einklang mit der Schöpfung, einer Welt der Heilung und Befreiung hin zur Geschwisterlichkeit.
Aufregung und Tumult schon in der Vorbereitungszeit: Beim Wort nennen, aussprechen was falsch läuft, und den Neuanfang mit einer zeichenhaften Reinigung besiegeln. Das ist so gar nicht „die stillste Zeit im Jahr“. Das ist eine Einladung an alle „Menschen guten Willens“ (tja, ganz ohne Lukas geht es zu Weihnachten doch nicht) noch bevor man Anhängerin oder Anhänger des Propheten aus Nazaret wird. Schon der Neubeginn – besiegelt mit Wasser – ist segensreich. Wie wird es erst sein, wenn der Heilige Geist noch dazu kommt! Oder der Wein – wenn wir noch eine Anleihe beim Beginn eines anderen Evangeliums nehmen wollen.