Arbeitslosigkeit kann jeden treffen
- Arbeitslosigkeit ist nicht selbst verschuldet
- Arbeitssuche heutzutage: Eine Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz
- JONA Personalservice, der soziale Personalbereitsteller
- WIR GEMEINSAM - Kampagne der Armutskonferenz
- Neu im Kollegium: Mag.a Marion Huber
Arbeitslosigkeit ist nicht selbst verschuldet
Kurzsichtige Politik und strafende Maßnahmen dominieren die Ideen der Bundesregierung. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit zeigt, dass viele arbeitssuchende Menschen von der guten Konjunktur bisher wenig spüren. Dabei birgt die gute Wirtschaftsentwicklung die Chance die Sockelarbeitslosigkeit zu reduzieren.
Am 30. April fand der Aktionstag zum „Tag der Arbeitslosen“ statt und im Vorfeld eine Pressekonferenz mit ÖGB Landesvorsitzenden Johann Kalliauer, Bischofsvikar Maximilian Mittendorfer und für die Veranstaltergemeinschaft Christian Winkler.
36.500 Menschen ohne Job
Beim AMS OÖ waren Ende März 36.514 Menschen als arbeitslos vorgemerkt, weitere 10.360 Arbeitsuchende waren bei AMS-Schulungen und 1.985 Jugendliche auf Lehrstellensuche. Erfreulicherweise sind es um 4.723 Arbeitsuchende weniger als im Vorjahr. Allerdings war die Arbeitslosigkeit vor der Wirtschaftskrise 2008 deutlich niedriger als jetzt. Auch damals war man sich einig, dass man etwas dagegen machen muss, während die jetzige Regierung nur darauf verweist, dass die Arbeitslosigkeit niedriger ist als im Vorjahr und die Ursachen überwiegend bei den arbeitslosen Menschen sieht.
Ein gesellschaftliches Problem, kein selbst verschuldetes
Was arbeitslosen Menschen ebenso zu schaffen macht, wie die erfolglose Jobsuche, sind die geringe Wertschätzung und das Mobbing, mit dem sie oft konfrontiert sind. Viele Bewerbungen bleiben unbeantwortet und die BewerberInnen werden oft nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Dazu fallen immer wieder Bemerkungen von der „sozialen Hängematte“, von der „Unwilligkeit zu arbeiten“, „Durchschummlern“ und es tauchen Forderungen nach Leistungskürzungen für Arbeitslose auf. „Dahinter steckt die Absicht, Arbeitslosigkeit als individuelles, selbst verschuldetes Problem abzutun, anstatt zu sehen, dass es sich um ein gesellschaftliches Massenphänomen im kapitalistischen Wirtschaftssystem handelt“, meinte Johann Kalliauer.
Unternehmen müssen umdenken
Auch die Betriebe müssen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Deshalb der Appell des ÖGB, arbeitslosen Menschen eine Chance zu geben, damit sie wieder zurück in das Arbeitsleben zu finden. Die Realität zeigt ein anderes Bild. Es herrschen immer noch Vorurteile gegenüber Frauen, älteren Arbeitssuchenden oder Ausländern. Aus diesem Grund sind Förderungen, wie die von der Regierung eingestellte Aktion 20.000, genauso notwendig wie politischer und wirtschaftlicher Druck auf die Unternehmen.
"Arbeit ist das halbe Leben"
Erwerbsarbeit ist in unserer Gesellschaft das zentrale Instrument um integriert leben zu können, um nicht von sozialen Leistungen abhängig zu sein, um ein selbst gestaltetes Leben führen zu können. Also bestimmt die Arbeit mehr als das halbe Leben. Aus der Betriebsseelsorge, wissen wir, um die hohe Bedeutung und die Identifikation der Erwerbstätigen mit ihrer Arbeit.
Was ist dann erst ein Leben ohne Erwerbsarbeit?
Die zentrale Bedeutung der Erwerbsarbeit, sowie eigene und gesellschaftliche Erwartungen verursachen bei arbeitslosen Menschen einen hohen Druck. So dominiert Arbeitslosigkeit, mehr noch als Arbeit, das ganze Leben. Länger arbeitslos zu sein, ist eine enorme Belastung. Es entsteht Stress, die Hoffnungslosigkeit nimmt zu. „Erwerbsarbeit sichert – hoffentlich – den Lebensunterhalt, ermöglicht die Teilhabe an vielen Lebensbereichen, stiftet Sinn und gibt Selbstbewusstsein. Arbeit hat auch eine theologische Dimension, weil sie eine Teilhabe an der Schöpferkraft Gottes bedeutet“, meinte Maximilian Mittendorfer.
Gerechte Strukturen
Gerechtigkeit ist dringend nötig bei der Einnahmenseite des Staates, also gerechtere Besteuerung von Vermögen und Gewinne großer internationaler Konzerne. Ebenso nötig ist eine gerechtere Verteilung der Erwerbsarbeit. Sparen auf Kosten der Ärmsten ist menschenunwürdig, weil dadurch der Druck auf sie und ihr Leid noch vergrößert werden.
Abschaffung der Notstandshilfe
Für Menschen, die jahrelang eine Versicherung bezahlt haben, wäre nur eine Mindestunterstützung möglich. Angespartes müsste bis auf € 4.300,- aufgebraucht werden. Das kann als eine Art "Vermögenssteuer“ gesehen werden. Viele Menschen, die von uns betreut werden, suchen intensiv Arbeit, schreiben zahlreiche Bewerbungen, müssen aber oft erleben, dass in aufwendigen Bewerbungs- und Auswahlverfahren, nur die Besten eine Chance bekommen. Diese „Bestenauslese“ ist enorm anstrengend.
Kürzen kann teuer werden
Kürzungen bei der Finanzierung von sozialökonomischen Betrieben oder Beschäftigungsprojekten verkennen die langfristig positiven Wirkungen bei den Menschen und die Vermittlungserfolge. Finanziell argumentiert, kommen die Kosten für diese Einrichtungen rasch wieder herein, meinte Christian Winkler.
Barbara Mitterndorfer-Ehrenfellner, Referentin Bischöfliche Arbeitslosenstiftung