Multirel. Gedenkfeier - Erdbebenkatastrophe: 16. 2. 2023 (Bericht)
Zwei katastrophale Erdstöße
Am 6. Februar 2023 ereigneten sich innerhalb von 9 Stunden zwei starke Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Über 37.500 Tote wurden bis Mitte Februar registriert und mehr als 80.000 Verletzte. Zugleich sind bzw. waren um die 60.000 Helferinnen und Helfer im Katastrophengebiet aktiv. Dabei entsandte das Österreichische Bundesheer am 7. Februar 85 Soldaten gemeinsam mit sechs Suchhunden in die Türkei. Aus Vorarlberg wurde eine 25-köpfige Spezialeinheit, bestehend aus Mitgliedern der Feuerwehr, des Roten Kreuzes und der Bergrettung entsandt. Aus Oberösterreich kamen zwei Suchhunde mit ihren Führern der Feuerwehr Traun ins Katastrophengebiet. Die heimischen kirchlichen Hilfsorganisationen – wie z. B. die Caritas und die Diakonie – sind ebenfalls vor Ort tatkräftig präsent und verstärken ihre Nothilfe in der Erdbebenregion im Südosten der Türkei und im Nordwesten Syriens. Angesichts der eisigen Kälte geht es vor allem darum, auch den Überlebenden schnelle Hilfe zukommen zu lassen.
Im Gedenken verbunden – multireligiös
Die gemeinsame Gedenkfeier, an der Menschen aus unterschiedlichen Religionen und Konfessionen teilnahmen, Menschen, die zudem selbst aus Syrien und der Türkei stammen, öffnete dem Mitgefühl und der Trauer Raum und Zeit. Und das multireligiös: denn Trauer und Klage, Bitten und Hoffen kennt keine Grenzen. Es verbindet vielmehr. Das Gedenken an die Erdbebenopfer und deren Angehörige sowie der Dank für die bewundernswerten Hilfsleistungen der Einsatzkräfte und caritativen Organisationen erfolgte dabei in dem Bewusstsein, dass all die Trauer, all der Schmerz, all die Trostlosigkeit und das Verstummen wohl nur bei Gott einen entsprechenden Platz finden können, bei einem Gott, der uns seine besondere Nähe zugesagt hat in Dürrezeiten, zwischen Dornen und Feuer, reißendem Wasser und zerrissenen Böden. An der Seite der Leidenden.
Multireligiöses Gedenken - 3 Kerzen für drei wichtige Anliegen
Eine berührende Feier
Die Feier begann mit einem Klagepsalm des Pfarrers der Martin-Luther-Kirche Wolfgang Ernst und ging in die Rezitation der Fatiha – der 1. Sure des Koran – sowie einem Bittgebet (Dua) durch Murat Baser, dem Vorsitzenden der Austria Linz Islamische Föderation – ALIF über. Zu hören war zudem ein Text aus dem Buch des Propheten Jesaja (Jes 43), der bis heute daran erinnern will, dass uns Gott nicht vergisst und verlässt – gerade dann, wenn es schwierig ist, dornig und heiß, stürmisch und bedrohlich. Die Kuratorin der evangelischen Pfarrgemeinde Linz-Innere Stadt Lore Beck formulierte Fürbitten für die Opfer und ihre Angehörigen, für die Einsatz- und Hilfskräfte sowie für die wertschätzende Haltung hinsichtlich Solidarität und Mitmenschlichkeit in unserem Land. Dazu wurden drei Kerzen entzündet, die im Anschluss an die Feier als verbindendes Element zur Mahnwache für Vielfalt und Menschlichkeit am Martin-Luther-Platz getragen wurden. Mit zwei Wünschen – in „ver-dichteter“ Form – beendete Stefan Schlager vom Referat der Theologischen Erwachsenenbildung & Weltreligionen die Feier: ein Trost-Gedicht für die Verstorbenen, die „für immer hinüber gewechselt in ein wort hinein, das zukunft öffnet“ sowie ein Mut-Gedicht für die Hinterbliebenen „mitten im dornigen warum“.
Pfarrer Dr. Wolfgang Ernst (Evangelische Pfarrgemeinde Linz-Innere Stadt)
Lic. Murat Baser M.A. (ALIF)
Kuratorin Lore Beck, r. (Martin-Luther-Kirche)
Dr. Stefan Schlager (Referat Theol. Erwachsenenbildung & Weltreligionen)
Ein gutes Miteinander der Religionen
Unter den Mitfeiernden waren u.a. Diözesanbischof Manfred Scheuer und der Vorsitzende der Buddhistischen Religionsgesellschaft Gerhard Urban sowie Vertreter des Österreichischen Bundesheeres und des Roten Kreuzes. Organisiert und gestaltet wurde die Feier vom Referat Theologische Erwachsenenbildung & Weltreligionen der Diözese Linz (Dr. Stefan Schlager), der Evangelischen Pfarrgemeinde Linz-Innere Stadt (Pfarrer Dr. Wolfgang Ernst und Kuratorin Lore Beck) sowie von der Austria Linz Islamische Föderation – ALIF (Lic. Murat Baser M.A.).
Aus dem Vorbereitungsteam: Schlager, Beck, Baser (nicht am Foto: Pfr. Ernst)
Bericht/Fotos: Stefan Schlager/Diözese Linz