Freitag 5. Dezember 2025

Interreligiöse Vernetzungstreffen

 

Am 20. September und 3. Oktober fanden in Oberösterreich zwei besondere Vernetzungstreffen interreligiöser Arbeitskreise statt – organisiert von Vertreter:innen verschiedener Religionsgemeinschaften und der Volkshilfe OÖ. Ziel war es, das gegenseitige Verständnis zu fördern und mehr über andere Religionen sowie deren Orte des Glaubens zu erfahren.

 

 

Besuch der koptischen Gemeinde in Wernstein am Inn

Das erste Treffen begann in der koptischen Gemeinde in Wernstein am Inn. Die kleine Kirche verfügt über einen großzügigen Speiseraum und eine Küche – ideal für Begrüßung und gemeinsame Veranstaltungen. Die Teilnehmer:innen wurden herzlich von der Gemeinde und Pfarrer Fr. Bishoy Michael empfangen, der seit seiner Ankunft in Österreich die Gemeinde leitet.

 

Die Gemeindemitglieder führten die Besucher:innen durch die Kirche, beantworteten Fragen zur koptischen Religion und gaben Einblicke in ihr Gemeindeleben. Anschließend lud die Gemeinde zu einer Jause mit verschiedenen Speisen, Kuchen und Kaffee ein. Martin Brait, Pastoralvorstand der Pfarre Schärding, stellte alle Teilnehmer:innen vor, die die Gelegenheit nutzten, ihre Gemeinden und Tätigkeiten aus unterschiedlichen Städten Oberösterreichs vorzustellen.

 

Besonders beeindruckend war der Rundgang durch den Kirchenraum, der zahlreiche koptische Details, wie Ikonen und koptische Schriftzeichen, zeigte. Anhand der vielen Fragen, die gestellt wurden, wurde deutlich, dass die koptische Kirche in Österreich bisher nur wenig bekannt ist.

 

Besuch der muslimischen Gemeinde in Schärding

Nach dem Mittagessen ging es weiter nach Schärding, wo die Gruppe die lokale muslimische Gemeinde in ihrem Gemeindehaus besuchte. Dort wurden sie von Osman Celik, Obmann des Islamischen Kulturvereins Schärding, und dem Imam Mustafa Bülbül begrüßt.

 

Herr Celik berichtete über die Aktivitäten des Zentrums, darunter Quran-Schule, Bildungsangebote und Treffpunkte für die lokale muslimische Gemeinschaft. Trotz politischer Einschränkungen, die das Gebet im Gebäude nicht mehr erlauben, zeigte die Gemeinde großen Zusammenhalt und eine positive Einstellung.

 

Stadtrundgang und Friedensbaum

Nach dem inspirierenden Austausch mit der muslimischen Gemeinde setzte die Gruppe ihre Erkundung von Schärding fort: Bei einem geführten Stadtrundgang mit Frau Mag. Barbara Salletmayr erhielten die Teilnehmer:innen spannende Einblicke in die Geschichte der Stadt. Thematisiert wurden unter anderem die religiöse Verfolgung des Reformators Leonhard Kaiser, der in der Umgebung von Schärding aufwuchs, sowie die wiederkehrenden Überschwemmungen, die Teile der Stadt regelmäßig betreffen.

 

Ein Höhepunkt des Tages war das Friedensgebet und das gemeinsame Pflanzen eines Friedensbaums im Gelände der aktuellen Landesgartenschau in Schärding, bei dem Bürgermeister Günter Streicher, der katholische Pfarrer Mag. Eduard Bachleitner, der evangelische Pfarrer Mag. Tom Stark und Vertreter*innen weiterer Religionsgemeinschaften teilnahmen. Dabei gab es sowohl persönliche Gebete der Religionen als auch ein gemeinsames Gebet. Gepflanzt wurde ein Apfelbaum mit verschiedenen Apfelsorten – ein Symbol für das Zusammenkommen der Religionen. Der Tag endete mit Kaffee und Kuchen im nahegelegenen katholischen Pfarrheim.

 

 

Besuch des buddhistischen Zentrums in Scharnstein

 

Weniger als zwei Wochen später fand ein weiteres Treffen in Scharnstein statt. Vertreter:innen Interreligiöser Arbeitskreis in OÖ besuchten das buddhistische Zentrum Rangjung Yeshe Gomde, das seit 2004 als Ort für Meditation und Studium der buddhistischen Lehre dient.

 

 

Die Teilnehmer:innen wurden von Frau Nanda Kühn, Vertreterin der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft Oberösterreich, durch das Zentrum geführt und erhielten Einblicke in die Nutzung der verschiedenen Räume sowie die Sichtweise der buddhistischen Gemeinschaft auf das Zentrum. Besonders beeindruckend waren die tibetische Gestaltung, die Stupas und die Gebetsfahnen.

 

Auf dem obersten Stockwerk empfing Lama Thierry, ein aus der französischsprachigen Schweiz stammender Lehrer, die Gruppe. Er erklärte die buddhistische Praxis der Meditation, insbesondere das Erkennen des „Raums zwischen den Gedanken“ als Quelle innerer Ruhe und Potenzialentfaltung. Zum Abschluss nahmen alle Interessierten an einer gemeinsamen Meditation teil.

 

Der Tag endete mit einem gemeinsamen Mahl, das mit hausgemachten Speisen für alle Teilnehmer:innen ein besonderes kulinarisches Highlight bot.

 

Beide Treffen boten den Teilnehmer:innen die Möglichkeit, den Glauben und die Lebensweise anderer Religionen hautnah zu erleben. Durch persönliche Begegnungen, Austausch und gemeinsame Aktivitäten wurde das Verständnis zwischen den Religionsgemeinschaften gestärkt. Die Veranstaltungen in Wernstein, Schärding und Scharnstein zeigten eindrucksvoll, wie bereichernd interreligiöse Vernetzung sein kann.

 

 

Die nächste interreligiöse Veranstaltung „ Klang in den Religionen“ des Rundes Tisches der Religionen findet am Sonntag 12.10.2025 um 17 Uhr statt: Diözese Linz

 

 

Kristoffer Jonasson/Fachstelle Ökumene und Interreligiöser Dialog

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