Besser, aber noch nicht gut

Zu Jahresbeginn ließen zwei Personalentscheidungen von Papst Franziskus aufhorchen: Die Psychologin Sr. Simona Brambilla ist die erste Frau, die als Präfektin das „Dikasterium für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens“ leitet und damit in etwa den Status einer Ministerin innehat. Am 1. März wird die Sozialwissenschaftlerin Sr. Raffaella Petrini als erste Regierungschefin im Vatikanstaat angelobt. Auch aus Österreich gibt es gute Neuigkeiten: Mit der Pastoraltheologin Barbara Velik-Frank hat Bischof Josef Marketz erstmals eine Frau zur Bischöflichen Vikarin ernannt. Sie wird ab 1. März in der Diözese Gurk für Synodalität und Kirchenentwicklung zuständig sein. Frauen kommen auf der obersten Entscheidungsebene an, verwalten große Budgetsummen und eine Schar an Mitarbeiter:innen. Es tut sich etwas in der Katholischen Kirche. Aber tut sich auch genug?
Und was ist mit den Weiheämtern?
„Für die volle Gleichberechtigung der Frau in der Kirche fordern wir langfristig den Zugang zu allen Weiheämtern und in einem ersten Schritt den Zugang zum Ständigen Diakonat“, unterstreicht die pensionierte Universitätsprofessorin Birgit Feldbauer-Durstmüller, die ehrenamtliche Vorsitzende der Frauenkommission der Diözese Linz. „Diese Forderung erwächst aus der Überzeugung, dass Frauen die gleiche Würde besitzen wie Männer.“ Denn nach wie vor sind die kirchlichen Posten mit dem meisten Einfluss Männern vorbehalten, da nur diese geweiht werden können – zu Diakonen, Priestern, Bischöfen. Dieser Umstand war eine der Triebfedern für die Amazonas-Synode 2019, wo intensiv über Ämter für Frauen diskutiert wurde.
Schlüsselkompetenz: Zuhören!
Die Katholische Kirche vereint in sich zahlreiche Spannungsfelder: zwischen dem Vatikan und den knapp 3000 Diözesen weltweit, zwischen Frauen und Männern, zwischen konservativen und progressiven Strömungen, zwischen geweihten und nicht-geweihten Personen. Mit dem Instrument der Synodalität, das bei der Weltsynode 2021-2024 erprobt wurde, könnte ein wichtiger Schritt zu einer gerechteren Teilhabe bisher benachteiligter Gruppen gemacht worden sein. Synodalität lässt sich mit „gemeinsamer Weg“ übersetzen. Sie zielt im Kern darauf ab, dass Menschen einander zuhören, bevor sie antworten oder eine Entscheidung treffen, und dann einen gemeinsamen Weg beschreiten. Übrigens war bei der Organisation dieses Mammutevents ebenfalls eine Frau maßgeblich beteiligt, die Philosophin, Theologin, Soziologin und Ordensschwester Nathalie Becquart.
Es wird besser, aber es ist noch lange nicht gut.
„Berufung, Qualifikation und die Bereitschaft zum Dienst an der Gemeinschaft müssen die Voraussetzungen für kirchliche Leitungspositionen sein – unabhängig vom Geschlecht“, fasst es Birgit Feldbauer-Durstmüller zusammen. „Man muss genau hinschauen, damit nicht z.B. Befugnisse einer Leitungsfunktion eingeschränkt werden, sobald eine Frau auf einen Mann nachfolgt.“ Magdalena Welsch, Frauenbeauftragte und Referentin für Gleichstellung in der Diözese Linz, spannt den Bogen zu zentralen Anliegen feministischer Bewegungen: „Egal, ob in der Kirche, der Wirtschaft, der Politik, der Kultur oder im täglichen Zusammenleben: Wir erleben bei unseren Bemühungen für mehr Gleichberechtigung erfreuliche Fortschritte ebenso wie scharfen Gegenwind. Umso wichtiger ist es, uns gegenseitig zu bestärken und gemeinsam auf Verbesserungen hinzuarbeiten, damit wir irgendwann das gute Leben für alle erreichen.“
Daher lädt die Frauenkommission zusammen mit dem „Bündnis 8. März“ alle, denen Gleichberechtigung ein Anliegen ist, am Samstag, 8. März 2025, herzlich nach Linz ein! Die Kundgebung zum Weltfrauentag startet um 15:00 Uhr beim Musiktheater am Linzer Volksgarten. Kirchliche Gruppierungen wie Katholische Frauenbewegung, Katholische Arbeitnehmer:innen-Bewegung, Katholische Jugend, Katholische Männerbewegung und Frauenkommission versammeln sich bei der Kugelskulptur vor dem Eingang.