Gaspoltshofen Pfarrkirche Hl. Laurentius
Altarraumgestaltung , Peter Sandbichler, 2013
Die Pfarrkirche von Gaspoltshofen wurde 1732 bis 1735 errichtet und trägt aufgrund ihrer Dimensionen den Beinamen „Dom vom Landl“.
Im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs erhielt der Bildhauer Peter Sandbichler den Auftrag zur Gestaltung der liturgischen Objekte.
Für Altar, Ambo und Vorstehersitz hat Peter Sandbichler Objekte aus symmetrischen Formen gebaut und unter Anwendung körperlicher Kraft geknickt und gefaltet. Diese Formen wurden in Beton gegossen und zeigen sich als Körper mit glatter Oberfläche und gebrochen weißer Farbigkeit.
Mit seinen „gefalteten“ Objekten greift er die Dynamik der barocken Ausstattung auf und erweitert in der für ihn charakteristischen Art der Transformation von bestehenden Körpern die Ausstattung der Kirche auf hohem künstlerischem Niveau.
Für seine Motivwahl ließ sich der Künstler vom Kirchenraum und seiner Ausstattung inspirieren, wie etwa von den Falten im schützenden Mantel der Maria im Marienaltar oder im wehenden Lendentuch in der dramatischen Darstellung des Märtyriums des Kirchenpatrons Laurentius im Hochaltar. Peter Sandbichler überträgt dieses Phänomen in der ihm eigenen Material- und Formensprache auf die Gestaltung der liturgischen Orte.
Mit seinen skulpturalen Arbeiten für den Kirchenraum − den Objekten für Altar, Ambo, Vorstehersitz und Kerzenständer − knüpft er an die Körperlichkeit, Lebendigkeit und Ausdrucksstärke der Werke der barocken Bildhauerei an. Mit den neuen liturgischen Orten schafft er Körper mit hoher Präsenz, die im Kirchenraum eine eindrucksvolle Wirkung entfalten. Trotz ihrer Monumentalität im Kirchenraum erwecken sie den Eindruck von Leichtigkeit. Die Objekte erscheinen als Momentaufnahme eines in Bewegung befindlichen Körpers.
Die Pfarrkirche in Gaspoltshofen, errichtet vom Barockbaumeister Jakob Pawanger, ist ein unglaublich beeindruckender Kirchenbau. Dazu zählt auch seine qualitativ sehr hochwertige Ausstattung. Die aktuelle, sehr spannungsreiche Altarraumgestaltung von Peter Sandbichler steht dem in nichts nach. Die auf den ersten Blick ungewöhnliche Formgebung von Volksaltar, Ambo, Kerzenleuchtern und dergleichen mag zu Beginn verunsichern. Sie setzt aber einerseits ein Zeichen unserer heutigen Zeit mit harten Kanten und Asymmetrien und passt sich gleichzeitig durch die Volumina der Objekte und ihre zarte Farbgebung äußerst elegant in den historischen, barocken Kontext ein. Für mich ist es eine der besten zeitgenössischen Altarraumgestaltungen in Oberösterreich.
Daniel Resch, Bundesdenkmalamt, Abteilung für Oberösterreich, 2017
Ganz bewusst war es unser Ziel, durch eine neue künstlerische Gestaltung das Gotteshaus, das im Stil des späten Hochbarock errichtet worden ist, aufzuwerten. Es wäre nicht ehrlich, den Barockstil im 21. Jahrhundert nachzuahmen. Nicht Barock, sondern ein künstlerisch wenig wertvoller Nachbau würde entstehen. Peter Sandbichler erfüllt mit seiner künstlerischen Gestaltung von Altar, Ambo und Priestersitz die hohen Anforderungen. Durch die Technik der Faltung schafft er einen gelungenen Bezug zum Barock und somit zu den übrigen Ausstattungselementen.
Alois Hochreiner, Pfarrgemeinderatsobmann Gaspoltshofen, 2017