Unter dem Titel Wir haben den Hunger satt wurde 2005 eine Ausstellung konzipiert, die durch Pfarren, Schulen und öffentliche Einrichtungen tourte und sinnlich, spielerisch und sachlich informativ Menschen aufforderte sich mit verschiedenen Perspektiven des Konsumierens und Produzierens von Lebensmitteln auseinanderzusetzen. Auch das Projekt Smart up your life mit Kurzfilmbewerb und Wanderkino hat sich zweimal dem Thema zugewandt. Viele bio-faire Frühstücke haben Menschen angeregt sich aktiv mit ihrer persönlichen Art des Konsumierens zu konfrontieren und Pfarren wie auch Gemeinden versuchten mit den Projekten B-fair und FAIRTRADE-Gemeinde, alternativer, nachhaltiger Beschaffung und dazugehörigem Dialog mehr Zeit und Beachtung einzuräumen.
Auf diesem Weg sind uns viele Menschen begegnet, die versuchen konsequent Handlungsspielräume der Demokratisierung unseres Essens auszuloten und sich darin zu erproben. Wie man isst, ist längst ein alltägliches Diskussionsfeld in unseren Medien geworden. Nicht nur die Guten machen es sich zu nutze. Ernährungssouveränität erweitert in unserem Austausch über Kaufentscheidungen, Analyse von Gütesiegel und dem Mehr oder Weniger auch den Horizont: wie wir mit allem verbunden sind, was wir täglich verbrauchen, den natürlichen Ressourcen samt allen Beziehungen, die daraus resultieren. Die moderne Gesellschaft hat sich nicht zukunftsfähige Handlungsmuster zu eigen gemacht, die wir uns immer wieder vor Augen führen, die wir uns erzählen lassen ohne dass wir aus dieser Erkenntnis heraus alleine wirksam werden. Die Gestaltung neuer Lebensmodelle braucht Beziehungen, Zeit und Erfahrung. Als Bildungseinrichtung wollen wir jene unterstützen, die sich damit bereits auf den Weg gemacht haben und sie mit Menschen zusammenbringen, die noch nach Antworten suchen, oder manches erst erproben wollen. Papst Franziskus hat mit seiner Enzyklika Laudato Si den Weg sehr eindeutig gewiesen, nämlich Abschied zu nehmen von Privilegien, die unserer Erde und der Menschheit Schaden zufügen.
Ernährungsgerechtigkeit ist der zentrale Begriff, wenn wir Hunger und seine Ursachen diskutieren wollen.
„Hunger muss in Zusammenhang mit Ressourcenverbrauch, Klimawandel, mit der Art und Weise, wie Regierung und Demokratie stattfindet, gesetzt werden. Wir leben in einem Zeitalter, wo der Mensch darüber bestimmt, wie sich die Erde weiterentwickelt. Sinnbild dafür sei die Erderwärmung. Der Mensch greift in die Erdentwicklung ein, und wir können die Folgen nicht absehen. Der Mensch, der Einfluss nimmt, bestimmt, wie mit Ressourcen umgegangen wird und verteilt sie ungerecht. Das sei durchgehendes Thema in Laudato si.“
(Quelle: Medienbüro der Ordensgemeinschaften Österreich)
Welthaus Linz wendet das Konzept des Globalen Lernens seit vielen Jahren erfolgreich in seiner Bildungsarbeit an. Dabei geht es um die Darstellung weltweiter politischer, wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhänge und verpflichtet sich dabei einer gerechten und zukunftsfähigen Entwicklung. Um die weltweite Hungerproblematik zu verstehen müssen wir tiefe Einblicke in unser lokales Handeln nehmen und ein Verständnis für die Macht der Märkte, den Zielen des Agrobusiness und die Möglichkeiten und Grenzen des individuellen Handelns erkennen. Dabei wollen wir vor allem die Lust des Erprobens neuer Handlungsmuster fördern, weniger die Sorge nähren; die Empörung über falsche politische Entscheidungen und die Sünden der Lebensmittelwirtschaft nicht verstummen lassen, sondern kreativ und laut unterstützen.
Wir sind überzeugt: noch gibt es eine Fülle an Möglichkeiten der Veränderung. Wir sehen ein Verteilungsproblem in der Frage des Hungers und der Unterernährung, ein Handlungsproblem, wenn es um die Erderwärmung geht und ein Verständnis- und Empathieproblem wenn wir uns in den reichen Ländern nicht als ebenbürtig den Menschen sehen, die keine Macht haben.
Die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) erinnern uns daran, daß globale Probleme nur global gelöst werden können und alle Nationen gefragt sind, den Kurs zu ändern und Veränderungen zu schaffen.
Welthaus Linz nimmt sich daher vor:
- Ernährungsgerechtigkeit verstärkt in der Bildungsarbeit zu thematisieren und dabei auch die unbequemen Seiten zu erwähnen. (Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar)
- Handlungsräume für Lernende zu schaffen und kreative Prozesse zu fördern, die Empörung über Fehlentwicklungen ausdrücken oder Alternativen gestalten.
- Einblicke in die Lebensrealität von Menschen geben, deren Existenzgrundlage durch den Klimawandel bedroht ist und die durch kreative Maßnahmen dem entgegenwirken.
- BotschafterInnen für regionales, nachhaltiges, kreatives landwirtschaftliches Schaffen und Teilen vermitteln und Erfahrungsschätze verbreiten.
- In der Diözese Linz diese Themen verstärkt präsentieren und nach außen tragen, allen Zielgruppen intern und extern Angebote machen sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.