Donnerstag 25. April 2024
Diözesanarchiv

Kurzbiografie Joseph Calasanz Fließer

Bischof Fließer Joseph Calasanz. © Diözese Linz

Der begabte und musisch veranlagte Joseph Cal. Fließer (geb. 1896) fand erst mit Verzögerung den Weg zum Priestertum und die eigentlich unerwartete Förderung durch seinen Diözesanbischof Gföllner. 

Fließer und Dr. Franz Ohnmacht zählten zu den ganz wenigen Vertrauten des Bischofs, der ihre Begabungen schätzte und Gföllners persönliche (politische) Ausrichtung in pastoraler Hinsicht wesentlich stützen sollten. Später zählte auch Franz Vieböck dazu, dem er trotz seiner Jugend den Aufbau des Seelsorgeamtes anvertraute.

 

In wohl schwerster Zeit in der Geschichte der Linzer Diözese wurde Fließer Weihbischof (die erbetene Unterstützung durch einen Weihbischof war Gföllner ein Jahrzehnt vorher noch verwehrt worden) und trug als gewählter Kapitelvikar ab 5. Juni 1941 die volle Verantwortung für die Leitung des Bistums. In Folge der kirchenpolitischen Situation Österreichs während des NS-Regimes (das österreichische Konkordat von 1933 wurde vom deutschen Staat nicht anerkannt) sowie aufgrund von Spannungen in diözesanen Gremien wurde Fließer erst am 5. Jahrestag seiner Bischofsweihe zum Diözesanbischof ernannt (11. Mai 1946). Die (feierliche) Inthronisation wollte er mit der Wiedereröffnung des 1945 schwer beschädigten Neuen Domes verbinden (6. Oktober 1946).

 

In der NS-Zeit verstand es Fließer, mögliche Freiräume für die Aufrechterhaltung der Pastoral auszuloten, durch Errichtung von neuen Seelsorgesprengeln (geschützte Seelsorgeposten) gelang es, einen Teil des Klerus vor der Einberufung zum Militärdienst zu bewahren und dem Dienst in der Diözese zu erhalten. Mit Hilfe von Subregens Josef Häupl und Dr. Franz Zauner konnte er mit den Priestern und Theologen im Felde Kontakt halten. Große Verdienste im Umgang mit der Gestapo erwarb sich der Seelsorgeamtsleiter Franz Vieböck, der nie sicher sein konnte, ob er von den Vorsprachen bzw. Verhören wieder in sein Amt zurückkehren könne.

 

Aufgrund der bereits sehr hohen Verhaftungsziffern im Klerus sowie massiver Einschränkungen der Seelsorge (Schulverbot) sah sich Fließer außerstande, Formen des offenen Widerstandes aktiv zu befürworten. So riet er auch dem Bauern Franz Jägerstätter ab, den Dienst in der deutschen Wehrmacht (aus religiösen Gründen) zu verweigern, vor allem auch aus Rücksicht auf seine Familie. Insgesamt sah er bzw. die Diözesanleitung den Umstand, daß Priester aus pastoraler Unachtsamkeit oder aus anderen Gründen mit dem Regime in Konflikt kamen, generell als Bedrohung für Priester und Kirche. Diese pragmatische Haltung ist auch nach Ende des 2. Weltkrieges im Bistum Linz festzustellen, als sich u. a. überlebende KZ-Häftlinge im Klerus von der Bistumsleitung ein größeres Maß an Anerkennung erwarteten, als sie erhalten hatten.

 

Die volksliturgische Bewegung erlebte unter Fließer in der Diözese eine Blüte und Vorbildwirkung für andere Bistümer. In vorkonziliarer Zeit schufen Joseph und vor allem Hermann Kronsteiner die volksnahen Weisen für eine zeitgemäße Liturgie. Durch das Zweite Vatikanische Konzil wurden bei der Erneuerung der Liturgie besonders diese Intentionen aufgegriffen.

 

Bereits 1939 hatte Fließer die Herausgabe des populären Diözesangebetbuches "Vater unser" besorgt, in der österreichischen Bischofskonferenz war er Referent für Liturgie. Die vorher auf kirchlicher Vereinsbasis agierende Caritas wandelte er bewußt in eine Diözesancaritas um (1946).

 

Für die Mitwirkung beim kirchlichen und gesellschaftlichen Wiederaufbau war Fließer nur wenig Zeit gegönnt. Die Belastungen seiner nicht sehr starken Gesundheit hatten bereits 1948 Grenzen gesetzt, die er allerdings für überwindlich hielt.

 

Dennoch wurde nicht mit der gewünschten Hilfe in Form eines Weihbischofs entsprochen, sondern bereits 1949 die Amtsnachfolge geregelt, eine Form, die der Apostolische Nuntius favorisierte.

 

Fließer zog aus seinem medizinischen Status 1955 die Konsequenzen und legte sein Bischofsamt zurück. Er verstarb nach langem Siechtum am 12. Juni 1960.

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