Stefan
Mit vier Jahren kam Stefan Hofer 1984 nach St. Pius in Steegen/Peuerbach. Damals konnte er noch nicht ahnen, welchen Tätigkeiten er einmal voll Leidenschaft nachgehen wird. Neben der faszinierenden Tätigkeit als Weber am Caritas-Standort ist der gebürtige Mühlviertler heute nämlich leidenschaftlicher Musikliebhaber und begeisterter Verwandlungskünstler. Und das sind nur einige der Hobbys des vielseitig interessierten Mannes mit Trisomie 21.
Ordnungssystem trifft Verwandlungskünstler
Wenn Stefan Hofer die Tür zu seinem Zimmer in der Wohngruppe in St. Pius öffnet, sticht Besucherinnen und Besuchern sofort sein eigenes Ordnungssystem ins Auge. „Es mag manch einem als Chaos erscheinen, aber er räumt selbst auf und lässt sich dabei nichts dreinreden, wie er seine Hüte auf den Regalen oder die CDs auf dem Fußboden präsentiert“, erzählt Caritas-Mitarbeiterin Bianca Sageder, die Stefan als Bezugsbetreuerin besonders gut kennt. Ganz besonders am Herzen liegen ihm da seine Kleidung und seine Musik – und für ihn steht das in enger Verbindung: Denn Stefan hört nicht nur gerne Musik, sondern wählt sein Outfit auch immer passend zum Interpreten: „Stefan liebt es, sich zu verwandeln. In die Arbeit oder in die Musiktherapie kommt er dann beispielweise als Andreas Gabalier in Lederjacke, als Tom Astor mit Cowboyhut oder als Kastelruther Spatz in Tracht.“
Neben seinem ausgeklügelten Ordnungssystem liebt der ursprünglich aus St. Ulrich im Mühlkreis stammende Hofer auch alle Haushaltstätigkeiten: Zur Freude seiner Wohngruppe bringt der Frühaufsteher jeden Tag vor dem Frühstück und der Arbeit noch die ganze Wäsche der Wohngruppe in die Wäscherei. Und man kann es erraten: Mitunter verkleidet er sich da dann auch gerne als Reinigungskraft oder Hausmann.
Webstuhl trifft Actionheld
In der Werkstätte St. Pius ist der Webstuhl Stefan Hofers liebster Arbeitskollege – dazu verrät der begnadete Weber: „Ich möchte nirgends anders arbeiten. Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit.“ Die – für andere vielleicht – monotone Tätigkeit am Webstuhl macht ihm großen Spaß. Wie bei vielen Menschen mit der Diagnose Trisomie 21 fällt es ihm leichter, wenn Abläufe und Anforderungen sich nicht ändern.
Gleichzeitig ist Stefan Hofer auch ein äußerst geselliger Mensch, der kein Fest im Jahreskreis verpasst. Zu einem seiner liebsten Feste zählt dabei das Maifest, dessen coronabedingte Absagen ihn 2020 und 2021 sehr getroffen haben: „Da verbrachte er untertags viel Zeit beim Maibaum und legte sich sogar zum Baum.“ Es verwundert nicht, dass der Mann, dem die Feierlaune nie abhanden kommt, auch für jede Freizeitaktivität zu haben ist – vom Tischfußball bis zum Zirkusbesuch. Und dann gibt es da ja noch eine große Leidenschaft, die Stefan Hofer mit seinem Freund Georg teilt: gemeinsames Fernsehen! Wenn dabei dann Spiderman, Knight Rider oder Terminator über den Bildschirm flimmern, sind die beiden voll in ihrem Element.
Besonders freut sich Stefan, der wie viele Menschen mit Trisomie 21 eine besondere Gabe hat, sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen, übrigens immer über einen Besuch bei seiner Familie in St. Ulrich: Denn das jüngste von insgesamt fünf Kindern passt gerne auf seine Nichten und Neffen auf.
