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Berufung(en) wahr- und annehmen

Wolfgang lernt als Schüler im Kloster Reichenau das Leben der Mönche kennen. Sein Leben lang ist sein Wunsch und seine Berufung, sich in eine klösterliche Gemeinschaft zurückzuziehen und sich der Wissenschaft und dem Gebet zu widmen. Doch immer wieder muss er diesen Wunsch zurückstellen, weil ihn der Ruf einer Aufgabe in der Gesellschaft erreicht, und diesem Ruf widersetzt er sich nicht. 

 

Als sein Freund Heinrich Bischof von Trier wird, will ihm Wolfgang nicht als Lehrer in die Bischofstadt folgen, sondern in ein Kloster eintreten. Doch Heinrich erinnert ihn an die höhere Aufgabe: Er dürfe „seine Talente, mit denen ihn der Schöpfer so reichlich geschmückt, nur zum Heile vieler einsetzen“. So wird Wolfgang nicht Mönch, sondern Leiter der Domschule zu Trier. 

 

Erst mit 40 Jahren gelingt ihm der Umstieg vom kaiserlichen Beamten in Köln zum Mönch im Kloster Einsiedeln. Doch auch dort macht Wolfgang gegen seinen Willen Karriere. Er wird Novizenmeister, und der heilige Ulrich, Bischof von Augsburg, weiht ihn zum Priester, obwohl er selbst sich für unfähig und unwürdig hält. 

 

Der Benediktinermönch Wolfgang schafft es nicht, sich für immer in die Beschaulichkeit eines Klosters zurückzuziehen. Bei einem Missionierungsversuch in Ungarn erkennt Bischof Pilgrim von Passau die Fähigkeiten dieses Mönches und erreicht beim Kaiser, dass Wolfgang zum Bischof von Regensburg eingesetzt wird. 

 

Bekannt ist die „Flucht“ des Bischofs im Mönchsgewand in die Einsamkeit am Wolfgangsee, wo er der Legende nach in einer Höhle gelebt und eine Kirche gebaut haben soll. Weniger bekannt ist, dass Wolfgang auch in dieser Zeit des Rückzugs seinen Pflichten als Bischof und Reichsgraf nachkommt und zahlreiche Dienstreisen und Rechtsgeschäfte im heutigen Ober- und Niederösterreich abwickelt. 

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Text: Franz Rohrhofer

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