Vorbild und Mentor sein
Im vergangenen Arbeitsjahr haben wir uns intensiv damit beschäftigt, was uns in der KMB wichtig ist. In diesem „synodalen Prozess“, der in der Männersynode am 21. Oktober 2023 gipfelt, haben wir uns in einer breit angelegten Miteinbeziehung von Funktionären und Mitgliedern der KMB mit unseren Werten und Haltungen beschäftigt. Ein zentraler Wert, der immer wieder eingebracht wurde, war die Glaubwürdigkeit, dass bei uns Reden und Handeln zusammenstimmen sollen und dass wir in unseren vielfältigen Lebens- und Wirkfeldern Vorbild sein wollen. Diese Haltung des einander Forderns und Förderns wird auch als Mentoring bezeichnet.
Vorbild und Mentor sein
Ein Mentor stellt seine Erfahrung, sein Wissen und seine Fähigkeiten anderen Menschen zur Verfügung. Häufig geht es dabei um eine wertschätzend-kritische Weitergabe und Begleitung von älteren zu jüngeren Personen. Mentoren gibt es im beruflichen Kontext, aber auch im privaten sozialen Umfeld, z.B. in der Verwandtschaft, in Freundschaften, im ehrenamtlichen Engagement, in der Vaterschaft. Für uns Männer ist besonders auch die Großvater-Vater-Sohn-Beziehung von größer Bedeutung, also die Verbundenheit in der männlichen Linie über Generationen.
Wie kann ich als Mentor wirksam werden?
Der wirksamste Faktor ist sicherlich die Qualität der Beziehung. Als Mentor brauche ich ein großes Herz für den/die mir Anvertrauten. Es braucht Wertschätzung und Respekt, oftmals auch für die Andersartigkeit des anderen. Es braucht Offenheit und Klarheit, wohl auch eine gewisse innere Distanz, um kritikfähig zu bleiben. Ich muss als ehrlich und authentisch wahrgenommen werden, Reden und Handeln müssen im Einklang sein.
Im Mentoring geht es immer um Wachstum.
Ein Mensch kann und darf von einem anderen Menschen und seiner Erfahrung profitieren. Ziel des Mentoring ist, dass der mir Anvertraute sich entfalten und aufblühen kann. Es geht um die Weitergabe von Erfahrungswissen, von Lebens- und Glaubensweisheit, um geistige und spirituelle Führung. Das setzt wiederum voraus, dass ich als Mentor sehr behutsam und verantwortungsvoll mit dem Vertrauen umgehe, das ein anderer in mich setzt.
Impulsfragen
- Wenn ich auf mein Leben schaue: entdecke ich da prägende männliche Vorbilder, an denen ich mich orientiert habe?
- In welchen meiner Lebensfelder entdecke ich Vorbilder für mich: im Beruf, in der Verwandtschaft, in der Gemeinde, in Bereich Glaube/Spiritualität…?
- Konnte ich selbst Vorbild oder ein wichtiger Begleiter für jemand sein? Für wen habe ich gesorgt? Um wen habe ich mich besonders angenommen?
- Wo in meinem Leben habe ich geführt und wo habe ich mich führen lassen?
Biblischer Impuls
In der Bibel können wir viele solcher wohlwollenden-väterlich-freundschaftlichen Begleitbeziehungen sehen: Jitro und Mose, Eli und Samuel, Elija und Elischa, Jesus und seine Jünger.
An unserem biblischen Jahresbegleiter Paulus können wir beides sehen: Paulus, der selbst väterlich-wohlwollend von Hananias begleitet wird (Apg 9,10-18), später dann auch von Barnabas (Apg 9,26-30). Paulus selber wiederum wird später selbst zu einem Mentor für Timotheus (Apg 16,1-5.)
Mag. Wolfgang Bögl,
Theologischer Assistent der KMB Linz