Gedanken zum 2. Adventsonntag
In der ersten Lesung hören wir am 2. Adventsonntag eine Stelle aus dem Buch des Propheten Jesaja. Vom Baumstumpf Isais ist die Rede, aus dem ein junger Trieb - neue Hoffnung und Zukunft – wächst, Gerechtigkeit und Frieden. Isai war der Vater von König David, seine Stadt war Bethlehem, wo auch Jesus, der Sohn Gottes, als Mensch geboren wird. Schon bald wird uns der Engel verkünden: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; Lk 2,10-11
Wenn wir Menschen Jesus Christus als den Heiland, Retter und Erlöser erkennen, dann können Frieden und Liebe in der Welt Einzug halten, hören wir heute.
Johannes der Täufer kündet uns im Evangelium das Kommen Jesu Christi an und ruft uns auf: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.
Jesus Christus kann immer wieder in die Welt kommen – damals und heute – durch uns Menschen, durch unsere christliche Lebens- und Handlungsweise, in der die Frohe Botschaft aufstrahlt und leuchtet.
Bereiten wir Gott, in Jesus Christus den Weg! Machen wir ihm die Bahn frei!
Gerade in unserer Zeit brauchen wir diese Hoffnung, diese Verheißung nach erfülltem, sinnstiftendem Leben. Diese Perspektive des Guten und Heilvollen.
Lassen wir uns dazu bewegen, der christlichen Botschaft durch uns ein Gesicht zu geben. Öffnen wir unsere Herzenstür, damit Jesus Christus bei uns ankommen kann und durch uns in dieser Welt. Nur so kann mehr Liebe und Frieden werden, mehr menschliches Miteinander, mehr Achtsamkeit füreinander, damit keiner auf der Strecke bleibt.
In der Lesung wird uns ein paradiesisches Bild gezeichnet: Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen;
So könnte es sein.
Gleichzeitig führt uns Johannes im Evangelium die oft bittere Realität vor Augen: Wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt? Jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen; die Spreu wird vom Weizen getrennt.
Der Spagat zwischen dem Zustand, wonach wir uns sehnen und dem, was wir vorfinden, ist oft im eigenen Leben schon groß und triftet, die Welt betrachtet, noch weiter auseinander – der Weltfrieden, gerechte Lebensbedingungen für alle, scheinen eine Utopie zu sein.
Und gerade deshalb wird es Weihnachten – alle Jahre wieder.
So wie der junge Trieb immer wieder neu blüht, so darf in uns immer wieder Neues aufblühen und uns erinnern, wie die Welt von Gott her für uns Menschen gedacht und gewollt ist – liebevoll, friedvoll, heilvoll. Jesus Christus kommt immer wieder in dieser Welt an, damit wir uns anhalten können, wie bei einem Rettungsanker. Kehren wir also um, wenden wir uns Gott zu,
machen wir uns bereit, damit er ankommen kann in uns, damit die Dunkelheit, dort wo sie Leben zuschüttet, aufbrechen kann und Licht und Zukunft möglich wird. Damit die paradiesischen Hoffnungsbilder dort und da Wirklichkeit werden, weil wir der Frohen Botschaft durch uns ein Gesicht geben, weil uns selbst in anderen immer wieder ein Stück Himmel auf Erden begegnet.
Einen schönen 2. Advent,
eure Dekanatsassistentin Patrizia Wohlmacher