Mit einem Beschluss vom 15. November 2017 hat der Pfarrgemeinderat empfohlen, die Leitung der Pfarre möge die nötigen Schritte setzen, dass dies bis zum Barbarasonntag 2018 (2.12.2018) umgesetzt werden kann. Als Beitrag zur geistlichen Vertiefung führt die Pfarrwallfahrt 2018 ans Grab der Heiligen Barbara nach Burano/ Venedig.
Die Pfarrkirche Wolfsegg ist dem Heiligen Georg geweiht. Dieses Patrozinium hat seinen Grund wohl der Verbindung zum Schloss: Der kämpfende Georg ist der Schutzherr der Reiter und – passend in der damaligen vorindustriellen Gesellschaft – der Bauernschaft. 1161 ist die erste Nennung des Ortsnamens Wolfesekke überliefert, 1477 finden wir die erste urkundliche Erwähnung der Kirche.
Ende des 18. Jahrhunderts begann der Braunkohle-Bergbau in Wolfsegg. Er hatte im Hausruck-Ostrevier Bestand bis 1965. Mit den Bergleuten verbreitete sich die Verehrung der Heiligen Barbara als Patronin des Bergbaus. Sie ist auch heute noch in den Traditionsverbänden der Bergleute und in den Familien der Nachfahren der Bergleute lebendig.
Das Fest des Heiligen Georg als Kirchenpatron und Schutzherr des Schlosses und der Bäuerinnen und Bauern ist in Wolfsegg nicht unbedingt verankert. Der Tourismusverband und die Wolfsegger Wirtschaft organisieren dazu seit 2001 im etwa zweijährlichen Rhythmus einen Georgiritt.
Im Unterschied dazu ist die Barbara-Tradition in der Pfarre gut verwurzelt: Die Bergleute feiern ihre Patronin jährlich beim Barbara-Gottesdienst Anfang Dezember in der Pfarrkirche, der auch von der Bergknappenkapelle Kohlgrube musikalisch gestaltet wird. Das Kirchweihfest in Kohlgrube (ein Brauch der im 19. Jahrhundert aus Böhmen eingewanderten Bergmannsfamilien) findet nahe der Barbaraquelle statt. Seit neuestem gibt es in diesem Rahmen auch ein „Gebet für die Heimat“. Begräbnisse von Bergleuten bzw. aus Bergmannsfamilien sind bis heute mit einer Barbara-Tradition verbunden: als Fürsprecherin in der Gemeinschaft der Heiligen im Rahmen einer Station beim Bergmannskreuz beim Zug von der Kirche auf den Friedhof.
Die kirchliche Tradition hat ihre Stärke in der Verbindung von Generationen über den Zeitgeist hinweg. Doch immer wieder braucht sie Erneuerung und Veränderung. Dass die Heilige Barbara – obwohl im Glauben und Brauchtum sogar mehr verwurzelt als Sankt Georg – bislang noch keinen offiziellen Status in der Pfarre Wolfsegg hat, ist wohl auch Ausdruck des Grabens zwischen Kirche und Arbeiterschaft, der seit dem 19. Jahrhundert aufgebrochen ist.
Die Einführung der Heiligen Barbara als Pfarrpatronin von Wolfsegg ist ein Beitrag, Gräben der Vergangenheit zu überschreiten und den Traditionen und dem Lebensgefühl der Arbeiterschaft in der Kirche bewusst Raum zu geben.
.Um zu zeigen, dass Arbeitertraditionen in der Kirche wirklich denselben Wert haben und dieselbe Zuwendung genießen wie adelig herrschaftliche und bäuerliche, ist anzustreben, die Heilige Barbara formal mit derselben kirchenrechtlichen Würde wie Sankt Georg auszustatten.
Am Pfingstmontag, 21. Mai 2018, am Gedenktag des Seligen Franz Jägerstätter und im pfingstlichen Geist bekräftigt der Pfarrgemeinderat Wolfsegg diese Absicht und sendet das formelle Ansuchen an den zuständigen Linzer Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer.
Wolfsegg, am 21. Mai 2018