Donnerstag 28. März 2024

Die Errichtung der Pfarre Wolfsegg

Von Franz Penninger

Aus dem Heimatbuch Wolfsegg, 1989

Auf die barocke Phase der Kirche erfolgte durch den Geist der Aufklärung eine Epoche der Ernüchterung und Versachlichung des kirchlichen Lebens. Kaiser Josef II. (1780–1790) strebte „zur besseren Seelsorge“ einschneidende Veränderungen in der Struktur der Kirche an.

 

Der „Josefinismus“, der eigentlich schon mit Maria Theresia (1740–1780) einsetzte, erreichte unter Josef II. seinen Höhepunkt. Der Monarch selbst war ein durchaus gläubiger und praktizierender Katholik, aber seiner ganzen Einstellung und Staatsauffassung nach war er „durchdrungen und geleitet von den Ideen der Aufklärung, nach der die Kirche als eine reine Staatsanstalt dem einen obersten Staatszweck zu dienen hat, das größtmögliche Glück aller Untertanen zu gewährleisten.“

 

Das Staatsoberhaupt dehnte darum eine gesetzgebende und ordnende Tätigkeit auch über alle Bereiche aus, die das kirchliche Leben betrafen. So ist auch der Josefinismus allgemein bekannt als jene ausgedehnte kirchenpolitische Gesetzgebung des Kaisers, die tief in Verfassung, Leben und Kultus der Kirche eingegriffen hat. Die kaiserliche Zustimmung für alle päpstlichen Erlässe wurde scharf gehandhabt, die päpstliche Rechtsprechung über die Erblande fast ganz ausgeschaltet und die Ehe als bürgerlicher Vertrag erklärt; Klöster wurden aufgehoben und bis ins Einzelne wurde das Klosterleben geregelt. Bruderschaften, Prozessionen und Wallfahrten wurden verboten, die bischöflichen Seminare aufgehoben und staatliche Generalseminare eingerichtet; die Anzahl der Altäre, deren Schmuck, Beleuchtung sowie die Reliquienverehrung wurde eingeschränkt und es wurden sogar Predigtthemen vorgeschrieben. Viele dieser Maßnahmen haben aber der überkommenen Volksfrömmigkeit so widersprochen, dass sie bald gemildert oder gar rückgängig gemacht werden mussten. Eine Reihe von Reformen aber hatte bleibenden Bestand, so beispielsweise die Garantie der freien Religionsausübung, die Aufhebung der Leibeigenschaft u.s.w.

 

Im Zusammenhang mit unserem Thema interessieren vor allem drei bedeutende josefinische Maßnahmen:

  • Die neue Diözesananteilung, auf Grund derer unter anderem die Bistümer Linz und St. Pölten errichtet wurden; sie wurden 1783/1785 von der Diözese Passau abgetrennt. Josef II. stellte damit die Kirchenverfassung auf eine Grundlage, die heute noch fortbesteht.
  • Die Pfarr-Regulierung und Klösteraufhebung.
  • Die Gründung des Religionsfonds zur materiellen Absicherung des Reformwerks, das heißt vor allem zum Unterhalt des Seelsorgeklerus und auch der Seelsorgekirchen.

Das Bistum Passau war die ausgedehnteste Diözese des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Es waren nicht nur die organisatorischen und verwaltungsmäßigen Probleme, sondern auch die politischen Verhältnisse, die für die österreichischen Anteile der Riesendiözese, die sich bis an die ungarische Grenze erstreckte, bald Verselbstständigungstendenzen aufkommen ließen. Als am 13. März 1783 der greise Passauer Bischof Kardinal Leopold Ernst von Firmian (Passauer Bischof von 1763 bis 1783) starb, ging Kaiser Josef II. sofort an die Errichtung der Bistümer Linz und St. Pölten, ohne die Zustimmung durch Rom und Passau einzuholen oder auch nur entsprechende Kontakte mit diesen kirchlichen Instanzen aufzunehmen. Schon am Tag nach Einlangen der Todesnachricht in Wien, am 16. März 1783, wurde dem bisherigen passauerischen Offizial in Linz, Ernest Johann Nepomuk Reichsgraf von Herberstein, sein Ernennungsdekret zum Bischof von Linz überreicht. Erst am 28. Jänner 1785 erfolgte die päpstliche Errichtung der Diözese. Die formelle staatliche Errichtung des Bistums erfolgte damals übrigens gar nicht; sie wurde erst in der Urkunde vom 18. Jänner 1789 nachgeholt.

 

Zu den Reformen mit bleibendem Bestand gehört für Oberösterreich neben der Bistumserrichtung vor allem die Pfarrregulierung. Hatte es im Jahr 1740 im Land ob der Enns 254 Seelsorgesprengel mit eigenen Seelsorgern gegeben, so kamen bis 1790 nicht weniger als 137 weitere dazu. Mit einem einzigen Dekret vom 22. Februar 1784 wurde die Schaffung von 100 neuen Pfarren vorgesehen, sodass dieser Tag für immerwährende Zeiten einen Markstein auf dem Weg der Entwicklung des Pfarrnetzes unserer Diözese bildet. Ein Hofdekret vom 6. März 1784 bestimmte dann, dass die „neu zu errichtenden Pfarren und Lokalkaplaneien“ und die „Regulierung der Stifte und Klöster“ unter dem Aspekt der „Mitwirkung in der Seelsorge“ erfolgen sollen.

 

Die Grundsätze für die Pfarrerrichtung waren vorwiegend pastoraler Natur. Es wurden Richtlinien herausgegeben, nach welchen neue Pfarren zu errichten waren. Darin sind als Gründe angeführt:

  • Wo Pfarrkinder durch Wasser oder über hohes Gebirge oder üble Wege von ihrer bisherigen Pfarrkirche getrennt sind.
  • Wo die Entfernung davon über eine Stunde Gehweges ist.
  • Wo die Seelenzahl über 700, in gemischten Pfarren schon über 400 stark ist.
  • Wo eine Kirche oder wo schon vor alten Zeiten eine Pfarre war oder wo schon ein Fundus (Geld- oder Grundvermögen) zum Unterhalt eines Geistlichen war.
  • Wo der Pfarrer zu seinen Pfarrkindern durch eine fremde Pfarre gehen muss.
  • Wo die Pfarrkinder in eine andere Kirche beträchtlich näher haben als in ihre eigene Pfarrkirche.

Mit Hofdekret vom 6. März 1784 wurde auch in Wolfsegg, welches seit 1750 zur Pfarre Ottnang gehörte, eine sogenannte „Lokalie“ geschaffen. Dieses Datum kann somit als Gründungsdatum der Pfarre Wolfsegg angesehen werden. Die formelle Pfarrerhebung erfolgte erst im Jahre 1858.

 

Seit dem Jahre 1784 werden auch eigene Pfarrmatriken geführt. In diesem Jahr erfolgte auch die Verlegung des Friedhofes, der bis dahin rund um die Kirche angelegt war, auf die Schanze (am 23. August 1784 hatte Kaiser Josef II. verfügt, dass alle Grüfte und Friedhöfe innerhalb der Ortschaften zu schließen sind).

 

Als erster Pfarrer (Lokalist) wurde der bisherige Benefiziat Franz Mayrhofer bestellt. Der erste Pfarrer hatte sein Amt bis zum Jahr 1795 inne.

 

Literaturverzeichnis

  • Rudolf Zinhobler: Kirche in Oberösterreich – von den Anfängen bis zur Bistumsgründung. in: Kirche in Oberösterreich. 200 Jahre Bistum Linz (Ausstellungskatalog zur oberösterreichischen Landesausstellung 1985)
  • Karl Eichmeyer – Herwig Karzel: Kulturgut der Reformationsbewegung bis zur Toleranz und Kirchwerdung. in: Kirche in Oberösterreich. 200 Jahre Bistum Linz (Ausstellungskatalog zur oberösterreichischen Landesausstellung 1985)
  • Franz Neuner, Geschichte der Altpfarre Atzbach (1957)
  • Fritz Strohbach, Luthers Briefe an die Jörger in Tollet und Köppach (in: Der Bundschuh 2002)
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