Donnerstag 25. April 2024

Eine neue Ordnung für das Wolfsegger Pfarrarchiv

Ein Archiv birgt einmalige Objekte, Schriftstücke, Fotografien, Pläne, Handschriften – oftmals auch Urkunden. Diese Einzigartigkeit steckt nicht nur in großen Landes-, Diözesan- oder Stadtarchiven, sondern auch in jedem einzelnen Pfarrarchiv.

Im Juli 2019 wurde das Pfarrarchiv Wolfsegg zur Neuordnung und -verzeichnung in das Diözesanarchiv Linz überstellt. Es handelte sich um einen mehr oder weniger ungeordneten Haufen aus losen Schriftstücken, die im Laufe der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte durch die Pfarrkanzlei gewandert waren, Handschriften, also Bücher mit handschriftlichen Eintragungen etwa zu Messintentionen, Eheaufgeboten oder Gottesdienstordnungen, sowie zahlreiche (etwa 60 bis 70 Stück) Ordner mit Schriftgut, welches allein in den letzten 70 Jahren in der Pfarrkanzlei entstanden ist oder dieser zugesendet wurde.

 

Ein Vorteil gegenüber manch anderem Pfarrarchiv war der, dass das Wolfsegger Archiv schon vor Jahrzehnten einmal grob geordnet worden sein dürfte, da einiges in Schubern mit Beschriftungen steckte. Außerdem wurden unter all diesen Dokumenten auch Pläne zu Kirchen-, Friedhofs- und Pfarrhofbau entdeckt. Diese, zum Teil aus sehr brüchigem Papier bestehenden Pläne werden plan ausgebreitet und in einer großen Mappe für die Zukunft sicher aufbewahrt.

 

 

[Abb. 1:] Das Pfarrarchiv Wolfsegg am Tag der Überstellung ins Diözesanarchiv Linz

 

Ein Archiv birgt einmalige Objekte, Schriftstücke, Fotografien, Pläne, Handschriften – oftmals auch Urkunden. Diese Einzigartigkeit steckt nicht nur in großen Landes-, Diözesan- oder Stadtarchiven, sondern auch in jedem einzelnen Pfarrarchiv. Im Archiv spiegeln sich alle Tätigkeiten der Pfarre seit ihrer Begründung, ihre Bauangelegenheiten, die Seelsorge, die der Pfarre zugehörigen Menschen – die Seelenzahl – die bis 1869 gänzlich der kirchlichen Aufsicht unterstellte Schule eines Ortes und damit verbunden nicht selten Auseinandersetzungen zwischen Pfarrer und Lehrer – oft aber auch zwischen Pfarrer und Kaplan – wider.

 

[Abb. 2]: Die Archivarin in Zeiten der Coronakrise: im Homeoffice mit einem Teil des Pfarrarchivs Wolfsegg

 

Anhand der Quellen eines Pfarrarchivs lassen sich lokal- und sozialhistorische, religiöse sowie gesellschaftspolitische Studien anfertigen. Oder aber es wird die Nadel im Heuhaufen gesucht: etwa, wenn eine Kunsthistorikerin oder ein Kunsthistoriker einen bestimmten Altarbauer oder Orgelbauer untersuchen, der vielleicht auch in Wolfsegg seine Dienste verrichtet hatte. Dann kann es sein, dass sich eine Rechnung oder ein Eintrag über einen Zahlungsausgang in den Kirchenrechnungen erhalten hat.

 

Archive haben aber nicht nur historische, sondern auch rechtliche Relevanz, wenn es etwa um die Niederschrift einer Verpflichtung zur Erhaltung eines Gebäudes geht oder um die Rechte an einem Grundstück. Dann gilt es, gesuchte Urkunden und Bescheide zu finden, um einen Rechtsstatus beweisen zu können.

 

Aus solchen genannten Gründen und damit ein Pfarrarchiv nicht ein trostloses Dasein in Bananenschachteln im Keller oder – aus archivarischer Sicht noch bedenklicher – am Dachboden fristen muss, bemühen wir uns im Diözesanarchiv darum, die Pfarrarchivbestände physisch zu erhalten und benutzbar zu machen.

 

[Abb. 3:] Das gereinigte und geordnete Pfarrarchiv Wolfsegg muss noch verschachtelt werden…

 

[Abb. 4:] …und so wird es aussehen, wenn es wieder in die Pfarre zurückkehrt [hier als Beispiel das erst kürzlich geordnete Archiv der Pfarre Kallham]

 

Zunächst werden die losen Schriftstücke grob gereinigt und – wenn sie nicht bereits in einer älteren Kanzleiordnung zusammenhängend abgelegt wurden – in thematisch zusammengehörende Aktenbündel gebracht. In einem Verzeichnis wird in Stichworten der Inhalt dieser Bündel gelistet, ehe sie in säurefreies Papier eingeschlagen und in ebenso säurefreie Archivschachteln gegeben werden. Außerdem wird ein Teil des Pfarrarchivs skartiert, das heißt: Schriftstücke, die nicht als archivwürdig eingestuft werden, werden fachgerecht zerstört und entsorgt. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Aussendungen zentraler diözesaner Ämter, die als Aktenbildner ihre Schriftstücke selbst archivieren müssen, Kopien von Gesangstexten zur Messgestaltung, Rechnungen mit geringer historischer Relevanz, die älter als sieben Jahre sind und einige andere Unterlagen, die nur befristet aufzubewahren sind.

 

Es könnten viele Geschichten aus dem Wolfsegger Pfarrarchiv erzählt werden… In absehbarer Zeit wird das Archiv gereinigt, geordnet, verzeichnet und verschachtelt in die Pfarre zurückkehren und dort vielleicht Antworten auf so manche Fragestellungen geben.

 

Magdalena Egger, Diözesanarchivarin

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