Montag 29. April 2024

Gott, der Leben spendet

Zombie-Thriller mit lebendigen Knochen und faulender Leiche?

Auch der auferweckte Lazarus ist letztlich (wieder) gestorben. Also was bedeutet das für uns? Eine leere Phrase? Eine Karotte, die uns vor die Nase gehalten wird, die wir aber nie erreichen?

Ezechiel 37

Da sprach ich als Prophet, wie mir befohlen war; und noch während ich redete, hörte ich auf einmal ein Geräusch: Die Gebeine rückten zusammen, Bein an Bein.

Da sprach ich als Prophet, wie er mir befohlen hatte, und es kam Geist in sie. Sie wurden lebendig und standen auf - ein großes, gewaltiges Heer.

 

Johannes 11

Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt.

 

Jeder Regisseur von Horrorfilmen hätte seine Freude an den Texten, die wir heute  gehört haben: Skelette fügen sich zusammen, kommen in Bewegung, ein Toter – schon in beginnender Verwesung – kommt aus seinem Grab, mit Leichenbinden und strengem Geruch. Dazu noch eine düstere Beleuchtung, eine fesche junge Frau, unheimliche Geräusche und schaurige Musik – und der Zombie-Thriller ist fertig.

Wer ist der Held, der uns rettet? Spätestens bei dieser Frage wird klar, dass es sich nicht um Grusel-Stories handelt. Im Gegenteil: Sie wollen uns nicht schocken, sondern auch uns erwecken.

 

Die Texte sind keine Protokolle und keine Berichte. Die Erzählungen haben als prophetische Terxte und als Evangelium ihren eigenen Wahrheitsgehalt: Beide legen offen, was sie beabsichtigen: Wir sollen erkennen, dass der Ewige die Herrschaft innehat, heisst es bei Ezechiel. Ähnlich die Erweckung des Lazarus: Sie dient zur Verherrlichung Gottes, sagt Jesus.

 

Es sind keine Texte für Totenandachten, sondern Texte für Lebende, für uns. Sie sprechen von Situationen, in denen wir uns „tot“ fühlen: Das Volk Israel, deportiert im Exil in Babylon, ohne Land, ohne das Heiligtum fühlt sich tot. Paulus sieht sich Tag für Tag vom Tod umfangen: Um deinetwillen sind wir den ganzen Tag dem Tod ausgesetzt; wir werden behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat. Die neue "Welt der Frau" hat eine Titelgeschichte über Krisen, in denen man tot war und die zur Auferstehung geführt haben.

In all unseren Toden, in Ängsten und in den Wüsten unseres Lebens kann etwas aufbrechen: Gottes neue Welt. Ich hauche euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig, und ich bringe euch wieder in euer Land sagt der Prophet Ezechiel. Ja, in genau dieser Reihenfolge muss es geschehen: zuerst der Geist Gottes, der Leben und Hoffnung bringt. Dann ist Leben „im eigenen Land“, ist Heimat, sind zu Hause sein und Geborgenheit möglich – im Geist Gottes. Für das Volk Israel, für Lazarus – und für uns.

Und wie diese Heimat im Geist Gottes aussieht, da gibt uns die Bibel sehr klare Richtlinien: Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor allem Leben, soziale Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit für Fremde und Bedürftige. Wir alle sind berufen, diese Zukunft Gottes wahrzunehmen und zu leben – damit die Herrlichkeit Gottes sichtbar wird. Das heißt auch: konkret Leben zu retten, sich für den Schutz jedes Lebens einzusetzen.

 

Wer in der Leben spendenden Gegenwart Gottes lebt, für den gilt, was Jesus im Evangelium sagt:  Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Bitte engt das Wort „glauben“ nicht auf das Wiederholen von irgendwelchen Katechismus-Sätzen ein. Engt Glauben auch nicht auf den Sonntagsgottesdienst ein. „Glauben“ heißt: die Leben stiftende Kraft Gottes in deinem ganzen Leben verwirklichen. Also bedeutet der Satz aus dem Johannesevangelium: „Wer mit Jesus Gottes neues Leben in Zeichen sichtbar macht, wird leben, auch wenn er stirbt. Und jeder, der mit Jesus in der Fülle Gottes lebt, wird auf ewig nicht sterben.“

 

So ist das mit unserem menschlichen Tod: Bei aller Tragik und Trauer ist der irdische Tod letztlich Nebensache, wenn es um ein Leben bei und mit Gott geht. Paulus schreibt im selben Kapitel 8 des Römerbriefs, das ich schon oben zitiert habe: Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

Genau darum geht es. Und insofern sind es natürlich auch Texte für Begräbnisse, die wir heute gehört haben.

 

Markus Himmelbauer, 02.04.2017

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Bibelwort von heute
Quelle

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