Donnerstag 25. April 2024

Ein Engel für unsere Pfarre

Anwalt und Begleiter in bedrängter Zeit

Was für eine Einladung! Hier sind nicht die versammelt, die den richtigen Glauben haben, sondern jene, die Durst haben. Jene, die suchen und die sich etwas erwarten von Gott dem Ewigen. Und sie bekommen umsonst, was sie brauchen. Welche Großzügigkeit!

Offenbarung des Johannes, Kap. 22
16 Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt

als Zeugen für das, was die Gemeinden betrifft.

Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids,

der strahlende Morgenstern.

17 Der Geist und die Braut aber sagen: Komm!

Wer hört, der rufe: Komm!

Wer durstig ist, der komme!

Wer will, empfange unentgeltlich das Wasser des Lebens!

20 Er, der dies bezeugt, spricht:

Ja, ich komme bald. –

Amen. Komm, Herr Jesus!

 

Die Gemeinde, für die der Autor Johannes seine Offenbarung schreibt, ist in Bedrängnis. Johannes schreibt ein Trostbuch, das in Zeiten von Streit und Verfolgung die Gläubigen aufbauen soll. Am Ende wird eine gute Epoche stehen, die Zeit des Gesalbten Gottes, die Zeit des Richters, der alles wieder auf Gottes Ordnung zurückführt. Komm, Herr Jesus!

 

Erinnert euch an diese Worte aus der Lesung:

16 Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt

als Zeugen für das, was die Gemeinden betrifft.

Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids,

der strahlende Morgenstern.

Diese Zeilen sind unter den letzten Sätzen der Heiligen Schrift. Also die Zusammenfassung, das, worauf alles hinausläuft; das, was wir uns zuletzt noch einmal in Erinnerung rufen sollen. In diesem Vers finden wir zwei Anstöße.

  • Einmal: Was wird ein Engel Jesu sagen, wenn er uns als Gemeinde Gottes hier in Wolfsegg sieht und als Zeuge für uns auftritt?
  • Und: Jesus als Wurzel und Stamm Davids steht unverrückbar in der Tradition des Ersten Testaments, im Judentum.

Das Zweite spreche ich immer wieder an. Immer wieder erzähle ich von Jesus, der als Jude ganz mit der Heiligen Tora Gottes, der Guten Weisung lebt. Johannes stärkt in unserem Abschnitt seine Leserschaft mit Zusagen, die wir aus dem Ersten Testament kennen: Gott ist Quelle lebendigen Wassers (Jer 2,13), es wird genug für alle da sein und was da ist, wird umsonst gegeben (Jes 55). Wer lesen genau dies in der Osternacht. Das ist heute nicht mein Schwerpunkt.

 

Wie sieht es mit dem ersten Punkt aus? Als Gemeinde Gottes in Wolfsegg, als Getaufte im Namen Jesu haben wir Anteil am Königtum Jesu, an seinem priesterlichen Dienst und an seinem profetischen Amt. Das bedeutet: als König und Königin die Welt gestalten, als Priester und Priesterin vor Gott zu stehen und Himmel und Erde zu verbinden und als Profetin und Profet der Wahrheit zum Recht verhelfen, falsche Wege im Namen des Ewigen aufzuzeigen und die Umkehr zum richtigen Weg einzufordern. Das wurde jeder und jedem von uns bei der Taufe zugesagt. Genau das ist’s, wovon heute im Johannesevangelium mit den Worten Jesu gesagt wird: „Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast“ – Jesus meint die Herrlichkeit der Nähe zu Gott dem Ewigen. Diese unüberbietbare Würde ist auch unser Merkmal.

 

Was erzählt ein Engel Gottes, wenn er auf uns schaut? Ich mache hier keine Liste über die Erfolge, Stärken und Schwächen unserer Pfarre. Der Engel Gottes sieht noch tiefer und genauer, was alles an Gutem und Beständigem hier in unserem Ort geschieht. Er entdeckt die guten Seiten von jeder und jedem Einzelnen und rechnet sie unserer Gemeinschaft an. Dafür können wir alle dankbar sein. Was aber sind die Dinge, mit denen wir als Gemeinde, als Pfarre gemeinsam punkten könnten?

 

Einen Hinweis geben uns diese letzten Sätze der Heiligen Schrift: „Wer will, empfange unentgeltlich das Wasser des Lebens!“ In dieser neuen Stadt, die wir erwarten, das neue Jerusalem – kein neuer Garten Eden, kein beschaulicher Nationalpark, sondern eine pulsierende Stadt! – in dieser neuen Stadt wird genug für alle da sein. Und was jeder und jede als Lebensquelle braucht, wird umsonst sein. Welch eine Einladung! Hier sind nicht die versammelt, die den richtigen Glauben haben, sondern jene, die Durst haben. Jene, die suchen und die sich etwas erwarten von Gott dem Ewigen. Und sie erwarten sich das von Gott, weil seine Gemeinde hier auf Erden – unsere Pfarre Wolfsegg – eine Attraktivität ausstrahlt für das, was die Menschen brauchen: Heilung, Trost, Befreiung, Frieden. Und das unentgeltlich – was für ein Widerspruch zu einer Welt, in der sogar Quellwasser verkauft und zu Geld gemacht werden soll! Welche Großzügigkeit!

 

Achtung: Der Engel Gottes ist nicht unser Aufpasser, ob wir alles richtig machen! Die Johannesoffenbarung ist eine Trostschrift für eine Gemeinde in Bedrängnis. Wir leiden hier zwar nicht unter gewaltsamer Verfolgung, aber eine Gemeinde in Bedrängnis, das sind wir durchaus. Der Engel ist Zeuge für unsere Lage, so wie internationale Wahlzeugen es sind in Ländern, in denen die Demokratie bedrängt ist. Der Engel ist unser Anwalt; er trägt unsere Lage vor den Ewigen hin. So sind wir nicht alleingelassen, wir wissen, dass jemand uns hört. Mögen wir daraus Kraft schöpfen für unseren Dienst und für unser Zeugnis. Doch sicherlich schaffen wir es nicht allein, darum rufen wir: Komm, Herr Jesus! Und wir hören erwartungsvoll, dass der unseren Glauben bezeugt, der Quelle unseres Glaubens ist, spricht: Ja, ich komme bald. – Amen.

 

Markus Himmelbauer, 2. Juni 2019

7. Ostersonntag C

Danke an B.H. für den zündenden Gedanken.

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