Gruß von Pfarrer Dr. Wagner
Meine lieben Pfarrangehörigen, verehrte Leser im Internet!
Alle kennen ihn, den Valentinstag am 14. Februar, der traditionsgemäß der Tag der Verliebten und der Paare ist. Von Millionen Euro Umsatz spricht die Wirtschaft, weil man sich in den Beziehungen, in denen die Menschen leben, Blumen schenkt, um sich die gegenseitige Liebe in allen Variationen zu bezeugen. Dass der Valentinstag als „Tag der Liebenden“ in vielen Terminkalendern vermerkt ist, dafür haben nicht zuletzt geschäftstüchtige Vertreter der Floristenzunft gesorgt. Valentin soll ein sehr hilfsbereiter Mensch gewesen sein, denn er hatte ein offenes Ohr für jene, die Rat und Trost für ihr Leben suchten. Es wird erzählt, dass ihm vor allem die Verliebten und Verheirateten sowie das Sakrament der Ehe am Herzen gelegen hätten. Auch in Beziehungskrisen soll er den Paaren mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. Obwohl wir uns nicht ganz sicher sind, war es wahrscheinlich der Bischof von Terni, der im 3. Jahrhundert im Amt war und um 268 das Martyrium wegen seines Glaubens erlitt. Obwohl es strengstens verboten war, traute er Brautleute, die zu ihm kamen, nach christlichem Ritus.
Im liturgischen Kalender der katholischen Kirche steht heute aber ebenfalls ein Paar im Mittelpunkt des Gottesdienstes, allerdings kein Liebespaar, sondern ein Brüderpaar. Es sind die zwei der bedeutendsten Heiligen der Ostkirche: der hl. Cyrill, der eigentlich Konstantinos hieß und der den Namen Cyrill erst später im Kloster annahm, und Method, die „Apostel der Slawen“ genannt werden. Sehr grundsätzlich verdanken wir diesen beiden Herren die Tatsache, dass sich im Osten Europas das Christentum ausgebreitet hat. Beide Brüder stammten aus Thessaloniki, was im damaligen Byzanz, dem heutigen Griechenland liegt. Da beide sehr gebildet waren – Cyrill als Philosoph und Method als Jurist – genossen sie ein großes Ansehen am kaiserlichen Hof. Dann war es der byzantinische Kaiser Michael III., der die beiden Brüder im Jahr 862 beauftragte, in das großmährische Reich zu ziehen, um dort den christlichen Glauben zu verkünden und mit den Menschen Gottesdienst zu feiern. So kamen die beiden zu den Slawen und folgten ihrem Auftrag. Als sie dorthin kamen, gab es sehr schnell viele Hindernisse: vor allem fehlte eine Schrift und mangelnde Kenntnis des Lateinischen und Griechischen schufen große Probleme. Cyrill entwickelte deshalb eine eigene Sprache, die auf die slawischen Laute abgestimmt war. Noch heute verwendet man das kyrillische Alphabet, das von den Menschen auf dem Balkan bis nach Russland benutzt wird.
Da die Slawen kein Griechisch und kein Latein beherrschten, ergriffen die beiden Missionare die Initiative und übersetzten die Texte der Bibel und der Messfeier ins Slawische. Obwohl zuerst Protest von Rom kam, gelang es dem Brüderpaar, die kirchliche Leitung von dieser Landessprache für die gottesdienstliche Feier zu überzeugen. So wurde der Gottesdienst bei den Slawen also in der Landessprache gefeiert. Was im westlichen Teil der Kirche erst durch das 2. Vatikanische Konzil möglich wurde, schafften Cyrill und Method für die Slawen bereits im 9. Jhdt. Und dann war es der hl. Papst Johannes Paul II., der zugleich der erste slawische Papst auf dem Papstthron war, der das Brüderpaar im Jahr 1980 zu den Schutzpatronen Europas erhob. Europa sollte auf zwei Lungenflügel atmen: dem römisch-katholischen und dem slawisch-byzantinischen. Am Freitag, 14. Februar wird es um 17.00 Uhr Beichtgelegenheit geben, um 18.20 Uhr Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten und um 19.00 Uhr die Abendmesse zu Ehren des Hl. Cyrill des Hl. Method.
Wenn wir schließlich heute auf Europa schauen, dann merken wir sofort, dass der christliche Glaube zunehmend an Boden verliert, weil sich eine gewisse Gleichgültigkeit Gott und der Kirche gegenüber immer mehr breit macht. Und das auf einem Kontinent, der seine Kultur der Prägung durch die christliche Religion über Jahrhunderte hinweg verdankt und nicht zuletzt der Missionstätigkeit so vieler Menschen, darunter auch die beiden Slawenmissionare. Europa soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen, so ließ Papst Johannes Paul II. einst schon beten. Mit Cyrill und Method haben Missionare einen entscheidenden Beitrag zur Bildung Europas geleistet. Wer in unserer Zeit Christ ist, muss Baumeister an der Gemeinschaft in der Kirche und in der Gesellschaft werden. So müssen auch wir in unserer Zeit die frohe Botschaft den Menschen verkünden und das Licht der Wahrheit weitergeben. Und dann sollen wir als Volk im wahren Glauben und im rechten Bekenntnis geeint leben.
Und wenn jetzt die Semesterferien kommen, dann lade ich Sie sehr herzlich ein, die Zeit mit Ihren Kindern wirklich zu nützen. Dazu braucht es eine gewisse Liebe zu unserer Heimat und viel Freude zum Land, damit wir uns auch zuhause so richtig wohlfühlen. Eine schöne Reise wünsche ich allen, die wegfahren.
Das wünscht sich und unserer Kirche auf dem Weg
Euer Pfarrer Dr. Gerhard M. Wagner