Gruß an die Jugend
Meine lieben jungen Freunde, verehrte Leser im Internet!
Immer hektischer wird es, je näher Weihnachten kommt. Auch wenn die Zeit ruhig und besinnlich sein sollte, so ist uns auch heuer wahrscheinlich nicht entgangen, dass in diesen Tagen von Geist des Advents wenig zu spüren ist. Viele Menschen in unserer Zeit sind deswegen auch von der Hektik getrieben, weil sie immer glauben, stets alles allein machen zu müssen. Anstatt sich über die andern zu freuen, nehmen sie sich selber überaus wichtig. Sie haben über den andern auch immer wieder etwas auszusetzen, sodass sie auch nie wirklich zufrieden sein können. Wirklich katholische Christen wollen den andern froh machen!
Gott wird Mensch, damit wir Menschen Mitmenschen werden. Heißt das nicht auch, dass wir auf den andern schauen müssen? Hinschauen und sehen, was den andern beschäftigt und auch bedrängt. Und dann erachte ich es als großes Geschenk, wenn ich helfen kann. Da ich mich nach wie vor bemühe, junge Menschen zu verstehen, freue ich mich, wenn ich mit Jugendlichen ins Gespräch komme. Oft sind es sogar solche, die mit dem Glauben der Kirche nichts zu tun haben, wo ich mich einbringe, um den andern von der Schönheit unseres katholischen Glaubens zu überzeugen. Große Freude habe ich mit jenen, die sich als Firmhelfer gemeldet haben. Da bin ich jenen sehr dankbar, die auch in der Vergangenheit schon dabei gewesen sind, aber auch jenen, die jetzt neu dabei sind. Junge Menschen vom christlichen Glauben überzeugen, ist die schönste Aufgabe, die ich als Priester bis zum heutigen Tag sehe.
Immer wieder freue ich mich, wenn ich jungen Menschen in der Pfarre begegne. So war es zuletzt auch, als wir uns zur Adventfeier der Pfarrjugend im Pfarrheim trafen. Wenn es auch überhaupt nicht selbstverständlich ist, dass junge Leute neben verschiedenen Adventliedern, die sie gesungen haben, drei Gesätzchen vom freudenreichen Rosenkranz beten, so ist es für unsere Jugend überhaupt kein Problem, aus den Quellen des Glaubens zu schöpfen. Immer dort, wo Menschen miteinander beten und singen, entsteht eine Gemeinschaft, die berührend ist. Weil man im Anschluss auch in gemütlicher Runde zusammensitzt, entsteht so etwas wie eine Gemeinschaft, die auch junge Menschen trägt und hält.
Zu Weihnachten feiern wir den Geburtstag des Gottmenschen. Wir feiern das Licht, das stärker ist als die Finsternis. Weil die Tragik immer größer wird, dass auch junge Menschen Gott in ihrem Leben ablehnen, sprechen wir in unserer Zeit sogar schon von der Gottesfinsternis. Demnach besteht das Grundproblem des menschlichen Lebens darin, dass sich die Menschen immer mehr von Gott abwenden. Mich fasziniert die Allmacht der Liebe Gottes, die jedem Menschen gilt, um aus dieser Liebe auch leben und den Weg ins Licht finden zu können.
Am letzten Sonntag – es war der vierte Adventsonntag – habe ich im Schlussgebet folgendes gebetet: „Lass uns das Kommen deines Sohnes in Freude erwarten und mache uns umso eifriger in deinem Dienst, je näher das Fest seiner Geburt heranrückt.“ Und in einer Präfation (V) der Hl. Messe heißt es: „Schon leuchtet auf der Tag der Erlösung, und nahe ist die Zeit unseres Heiles, da der Retter kommt, unser Herr Jesus Christus.“ Selbstverständlich wünschen wir uns gegenseitig ein gesegnetes Geburtsfest des Gottessohnes, dessen Name mit dem Messiastitel zu einem Doppelnamen zusammenwächst, Jesus Christus. Dieser Name wird in der gesamten Feier von Weihnachten durch einen zweiten Namen ergänzt: „Gott mit uns – Immanuel“. In Jesus Christus ist und bleibt Gott uns nahe. Er ist immer gegenwärtig, sodass wir niemals allein und verloren sein werden. Ganz entschieden sollen junge Menschen auch wissen, dass niemand sinnlos ins Dasein geworfen wurde. Die Frage nach dem Sinn Deines Lebens soll Dich nicht loslassen. Schön, wenn wir uns bei einem gemeinsamen Gespräch einmal darüber unterhalten können!
Nun hoffe ich, dass Du schon dabei bist, die Krippe in der Wohnung oder im Haus aufzustellen. Jede Figur sollst Du in die Hand nehmen und spüren, was die Krippenfiguren Dir insgesamt und im Einzelnen sagen wollen. Und den Heiligen Abend vorbereiten sollst Du auch: wenn Deine kleine Schwester oder Dein Bruder mit der Flöte spielt, wenn Dein Vater das Weihnachtsevangelium vorträgt und Ihr gemeinsam wenigstens ein Gesätzchen vom freudenreichen Rosenkranz betet. Schön ist es, wenn in der Familie auch Weihnachtslieder gesungen werden. Wenn zuerst gebetet und dann beschenkt wird, dann ergibt sich in der Logik danach das gemeinsame Essen. Sehr wichtig ist es, dass Du auch die Gottesdienste in den Weihnachtsferien mitfeierst, weil sie erst recht uns helfen, das Geheimnis von Weihnachten zu erschließen. Wenn Du nach Weihnachten von mir etwas brauchst, bin ich gerne für Dich da (0676/87765477) und in der Pfarre erreichbar.
Auf Wiedersehen in der Pfarrkirche
Euer Pfarrer Dr. Gerhard M. Wagner
