Franz Xaver Bayer, Freund Bruckners, vor 150 Jahren geboren
Franz Xaver Bayer wurde am 25. Juni 1862 in Lambach geboren. Seine Musikalität zeigte sich schon in der Kindheit. So erhielt er schon früh Musikunterricht und wurde Sängerknabe an der Votivkapelle des Linzer Mariendomes, die kurz vorher unter Bischof Franz Joseph Rudigier als erster Teil des Neuen Domes fertiggestellt worden ist. Dann folgte die Lehrerausbildung.
Eine kurze Zeit als Chorleiter und Kapellmeister folgte, ehe Franz X. Bayer 1888 im Alter von 26 Jahren zum Regens chori beider Stadtpfarrkirche in Steyr (Stadtpfarre und Vorstadtpfarre) ernannt wurde. 1894 – 1918 wirkte er außerdem als Chormeister des Männergesangsvereines „Kränzchen“. Von 1899 an war er künstlerischer Leiter der Gesellschaft der Musikfreunde. Franz X. Bayer trat auch als Komponist hervor. Noch vor einigen Jahrzehnten wurden bei der Fronleichnamsprozession in Steyr die Prozessionsgesänge von F.X. Bayer gesungen. Für seine große Leistung in Steyr verlieh Kaiser Franz Joseph I. dem Musiker das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone.
In die Zeit als Regens chori fällt die Freundschaft mit dem großen Musiker und Komponisten Anton Bruckner, der bei Franz X. Bayer oft in seiner Wohnung im Mesnerhaus, Brucknerplatz 6, zu Gast war. Dazu gibt es eine Reihe von Anekdoten. Bruckner selbst hat Franz X. Bayer in einem handschriftlichen Zeugnis vom 10. Dezember 1895 außergewöhnliche Leistungen und Können des „genialen Dirigenten“ bezeugt, und er fügte hinzu: „Auch als Organist steht er oben an.“
Bayer setzte sich als Freund und Schüler Anton Bruckners zeitlebens für dessen Werk ein. 1890 leitete er die Uraufführung des „Pange lingua et Tantum ergo“ (1868 in Kremsmünster entstanden) in der Stadtpfarrkirche Steyr. 1893 folgte die denkwürdige Aufführung der Messe in d-Moll, die Bruckner überaus lobte. In Zusammenarbeit mit Bayer überarbeitete Bruckner sein Requiem, das 1895 beim Begräbnisgottesdienst von Stadtpfarrer Johann Ev. Aichinger gesungen wurde, bei dem Bruckner während der Ferien im Stadtpfarrhof wohnte.
Als Leiter des Männergesangsvereines widmete sich Bayer auch Bruckners Männerchören. Nach 1900 dirigierte F.X. Bayer weiterhin Werke von Bruckner. Ein besonderer Höhepunkt war die Aufführung des „Te Deum“ im Jahre 1901, bei der sämtliche musikalische Vereine in Steyr mit über 200 Sängern mitwirkten. 1904 folgte die Erstaufführung der Zweiten Symphonie Bruckners. Am 14. Juli 1921 ist Franz X. Bayer verstorben und liegt auf dem Steyrer Friedhof begraben.
Quelle: W.E. Partsch, im Ausstellungskatalog von 1996 "Wo ich alljährlich so gerne weilte"
Eine kleine Anekdote von Anton Bruckner und Franz X. Bayer:
An einem Sonntag Nachmittag wollte Franz X. Bayer nachmittags Anton Bruckner zur Segensandacht in der Stadtpfarrkirche abholen. Vor dessen Zimmer im Pfarrhof hörte Bayer, wie Bruckner gerade ein eben komponiertes Motiv auf dem Harmonium spielte. Bayer ging weg, ohne anzuklopfen und begab sich an die Orgel. Als die Glocken zur Andacht riefen, sprang Bruckner verärgert auf: Hat mich der Bayer nicht abgeholt! Und er begab sich in die Kirche. Da erstarrte der Komponist: Das darf es doch nicht geben! Spielte doch Bayer das eben von ihm komponierte Motiv. An der Orgel angelangt die Frage: „Woher haben Sie das?“ Und die lachende Antwort: „Ein Einfall eben!“ – Was waren doch Bruckner und Bayer vor Vollblutmusiker!