Brief von Pfarrer Markus Menner an die Pfarrgemeinde
Anstellte der gewohnten Gottesdienstordnung werde ich mich nun in den Zeiten dieser Krise wöchentlich mit einigen kurzen Gedanken zum Sonntagsevangelium und einem Bild dazu sowie mit Gebetsvorschlägen für zu Hause an euch wenden.
Wichtiger denn je ist es ja, nachdem uns das Feiern der Quelle und des Höhepunktes unseres Glaubens, also der Eucharistie, in unserer schönen Kirche nicht möglich ist, die Beziehung zu Gott im persönlichen Gebet und im Gespräch und Beten mit euren Familien „in den eigenen vier Wänden“ zu pflegen. Nur dadurch, so ist es meine feste Überzeugung, können wir in dieser Ausnahmesituation unfassbaren Ausmaßes Glaube, Hoffnung und Liebe leben und gerade dadurch ertragen und überstehen, was uns auferlegt ist.
Am vierten Fastensonntag, der am 22.3., gefeiert wird, stellt uns das Evangelium die Heilung eines Blinden durch Jesus vor. Vielleicht dürfen wir diese Heilungsgeschichte ja auch auf die gegenwärtige Notzeit beziehen: Mögen auch uns mit Gottes Hilfe die Augen geöffnet werden, dass wir erkennen, wie wir die nächsten Tage und Wochen trotz allem gut gestalten können, ja mehr noch, dass wir, so reduziert auf das Nötigste unseres Daseins, auch mit Blick auf die Zukunft wieder klarer sehen, was wirklich notwendig und Not wendend ist: der Maßstab des Evangeliums, die Werte Jesu also, die er uns hinterlassen hat: Solidarität, Konzentration auf das Gute und Wahre und das Vertrauen, dass Gott uns durch die Stimme unseres Gewissens den richtigen Weg weist. Oder um es mit einem nur auf den ersten Blick veralteten, aber, wie ich meine, sehr wichtigen Begriff zu sagen: Achten wir nicht nur auf unsere Gesundheit sondern auf unser „Seelenheil“ und das der uns anvertrauten Menschen!
In die kommende Woche mitgeben möchte ich euch mein Lieblingsgebet, das so gut auch für diese schweren Tage passt!
Lass meine Seele, Herr, ein Leuchten sein,
und meine Hände, Herr, ein stiller Segen,
für alle die da müd‘ und wartend steh’n
an meines Lebens bunt verzweigten Wegen.
Lass meine Seele, Herr, voll Güte sein,
die Trost und Frieden wunderbar bereitet,
auch wenn sie selbst durch Nacht und Finsternis
durch Lebenssturm und Einsamkeiten schreitet.
Es ist die Welt an Weh und Leid so voll,
blutrote Wunden weinen um Erbarmen,
Schuld, Grau’n und Sünde irr’n nach Himmelslicht,
verstein’te Herzen gilt es zu umarmen.
Nicht um des Lebens Kronen bitt‘ ich, Herr,
dass Glück und Lachen meinem Sein begegnet;
lass meine Seele, Herr, ein Leuchten sein von deinem Licht!
Dann bin ich reich gesegnet. Amen
(John Henry Newman 1801-1890, 2019 von Papst Franziskus heiliggesprochen)
Im Gebet und in Gedanken mit Euch verbunden
Euer Pfarrer Markus Menner
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