Martin – ein Heiliger für alle
Seine Begegnung mit einem Bettler vor dem Stadttor von Amiens, mit dem er seinen Mantel teilte, machte ihn zum Symbol der praktizierten Nächstenliebe. Als Bischof trug er wesentlich zur Christianisierung Frankreichs bei.
Unter den Kindern ist er neben Nikolaus von Myra zweifellos der populärste Heilige. Millionen begehen alljährlich seinen Gedenktag mit Laternenumzügen und Martinsspielen. Die Erwachsenen schätzen eher den „kulinarischen“ Teil des Martinibrauchtums: das traditionelle „Martinigansl“.
Martin wurde um 316 im ungarischen Sabaria (Steinamanger) als Sohn eines römischen Offiziers geboren. Mit einem römischen Reiterregiment wurde der erst fünfzehnjährige nach Gallien, ins heutige Frankreich versetzt.
Der Legende nach teilte er vor dem Stadttor von Amiens seinen Soldatenmantel mit einem frierenden Bettler. Im Traum erschien ihm Christus, bekleidet mit dem abgeschnittenen Mantelstück, was den Ausschlag zur Taufe Martins gegeben haben soll.
356 schied er aus dem Heeresdienst und wurde von seinem Lehrer, dem heiligen Kirchenlehrer und Bischof Hilarius von Portiers in seine pannonische Heimat zurückgeschickt, wo er seine Mutter bekehrte.
Für die Entwicklung des Christentums in Frankreich hat Martin größte Bedeutung. 361 gründete er in Ligugé das erste Kloster Galliens, 375 das Kloster Marmoutier, das zu einem religiösen Zentrum wird und aus dem viele spätere Bischöfe hervorgingen.
Der Legende nach versuchte Martin, seiner Bestellung zum Bischof von Tours um 371 dadurch zu entgehen, indem er sich in einem Gänsestall versteckte. Doch das Geschnatter der Gänse verriet ihn. Darauf ist auch der Brauch zurückzuführen, dass zu Martini eine Gans verspeist wird.
Historisch geht dieser Brauch darauf zurück, dass zu diesem Datum der jährliche Gänsezehent fällig war und daher Gänse in großer Zahl zur Verfügung standen. Es war auch das letzte große Festmahl vor Beginn der sechswöchigen Fastenzeit des gallischen Advents.
Martin war durch seine Verbindung von asketischem Mönchsideal und Apostolatseifer Vorbild für das abendländische Mönchstum. Er missionierte viele noch heidnische Landgebiete. Er starb am 11. November 397 auf einer Visitationsreise in Candes. An seinem Begräbnis nahmen mehrere tausend Mönche und Gläubige teil.
Sein Grab in Tours wurde zum fränkischen Nationalheiligtum und Chlodwig machte ihn zum Schutzherrn der fränkischen Könige. Er wird als Patron der Bettler, Soldaten und Schneider verehrt.
In vielen Orten gedenken auch die Kinder in Laternenumzügen dieses großen Heiligen, die zumeist von einem Kind, als Martin den reitenden Soldaten verkleidet, angeführt werden. Dieser Brauch geht ursprünglich auf die Lichterprozession der feierlichen Vesper am Vortag des Festes zurück.
Quelle: www.dioezese-linz.at