Blindenwallfahrt nach Putzleinsdorf
Das Ziel der Wallfahrt der Blinden am Hochfest der Apostel Petrus und Paulus war heuer Putzleinsdorf. Etwa 30 Blinde und Begleiter haben sich zu dieser Wallfahrt angemeldet.
Blinde gestalteten den Gottesdienst um 9.30 Uhr. Frau Marlies Kofler übernahm den Organistendienst und stellte sich in kürzester Zeit auf die Orgel, auf der sie vorher noch nie gespielt hatte, ein. Die Lesung und die Fürbitten wurden von einem blinden Lektor vorgetragen, und auch den Kantorendienst übernahmen zwei Blinde. Diese Wallfahrt sollte einerseits das Unterwegs-Sein im Glauben erfahrbar macht. Eine zweite Absicht der Wahl dieses Ortes war die Begegnung zwischen Menschen der Pfarre und der Gemeinschaft der Blinden.
Der bedeutende Aspekt der christlichen Botschaft, dass der Herr auch Menschen mit Grenzen in seinen Dienst ruft, wurde durch das aktive Mitwirken blinder Menschen konkret erfahrbar. Wer diese Botschaft einmal begriffen hat, der braucht niemals mehr die Ausrede gebrauchen: „ich habe ja zu wenig Talente, um in der Kirche mitwirken zu können.“
Im Anschluss an den Gottesdienst erklärte Monika Aufreiter Kindern und Erwachsenen die Blindenschrift und die Taubblindensprache („Lormen“). Bei strahlendem Wetter bestand vor der Kirche Gelegenheit zur Kommunikation zwischen der Pfarrbevölkerung und den Blinden mit ihren Begleitern.
Am Nachmittag feierte die Gemeinschaft der Wallfahrer in der Kirche Maria Bründl eine Marienandacht zum Thema „Jesus, der uns das Reich Gottes verkündet hat“. Der Abschluss war ein Ausflug auf den Ameisberg. Für diejenigen, die das wollten, bestand die Möglichkeit, das letzte Stück des Weges von Putzleinsdorf bis zur Aussichtswarte des Ameisberges zu Fuß zurückzulegen, was auch von den meisten genutzt wurde.
Nach der Rückkehr nach Linz konnten alle Teilnehmer auf eine durch das schöne Wetter, die schöne Landschaft des Mühlviertels und durch die Begegnung mit Menschen der Pfarre Putzleinsdorf gelungene Wallfahrt zurückblicken.
Und auch die Putzleinsdorfer waren davon sehr angetan, erfahren zu dürfen, dass Blinde trotz der Grenzen, die ihnen gesetzt sind, so wichtige Dienste übernehmen können. Wir alle haben erlebt, wie schön das Miteinander mit Menschen ist. Im Rahmen dieser Wallfahrt ist ein Stück Integration von Blinden ins Alltagsleben der Pfarre gelungen.
(Franz Lindorfer, Blindenseelsorger)