1685 bis 1800
1685: Als Ergebnis der nunmehrigen Landwirtschaftsblüte darf ein Aufschwung im Bau von stolzen, prunkhaften öffentlichen Gebäuden gesehen werden: Aus der Steinkapelle „Maria Vorbitt“ wurde nun durch Umbau die Filialkirche Schildorns „Maria Heimsuchung“.
So erweiterte man die Steinkapelle um ein Schiff und oben erwähnter Flüchtling aus Regensburg – Thomas Schwanthaler - schnitzte eigenhändig die großen Väter: Josef - Jesu Zieh-Vater; Joachim – Mariens Vater - war Schafhändler und Förderer des Jerusalemer Tempels, gab die kleine Maria als Tempeljungfrau.
Links oben: Die kleine Maria-Mutti mit ihrem Kind Jesus beim Heimbesuch bei ihrer Mutter Anna, heißt seit Alters her „Maria-Selbdritt“ (= Sie selbst und mit Jesus und „Oma“ Anna).
Rechts oben am Hauptaltar ist die Base (=Cousine) Marias, Elisabeth, die trotz angenommener Unfruchtbarkeit im hohen Alter das Kind Johannes gebar, dem Täufer und Verkünder von Jesus (eine Art „Sendungszwilling“ im asketischen Fellkleid).
Bei der Heim(be)suchung Marias bei ihr ruft Elisabeth das bedeutungsübervolle, revolutionäre Magnifikat aus:
Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen
gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
Darauf Maria:
Meine Seele preist die Größe meines Herrn,
mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut;
siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
Der Mächtige hat Großes getan an mir,
sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich über alle, die ihn fürchten;
mit seinem Arm vollbringt er mächtige Taten,
er zerstreut die Hochmütigen,
er stürzt die Mächtigen vom Throne,
er erhöht die Niedrigen,
er gibt den Hungernden Gaben,
Reiche gehen leer aus.
Er nimmt sich seines Dieners Israel an,
er denkt ans Erbarmen,
wie den Vätern und Abraham verheißen und seinen Nachkommen auf ewig.
(Nach Lukas)
Diese Barockisierung stiftete weitgehend der damals am Prameter Ort reichste Mann:
Der Bräuer Abraham Kaser:
Er braute am nebenliegenden passauischen Hof sein begehrtes, dunkles Märzenbier. Es wird vermutet, dass der am Seitenaltar auf der „Frauenseite“ gemalte Hl. Wolfgang seine Porträtzüge trage.
Über den soldatischen Altärchen Wächtern Hl. Georg und Florian (rechter Seitenaltar - „Männerseite“) wurde der semitische Urvater – und Namenspatron des Bräuers Kaser – Abraham dargestellt. Wegen der gefürchteten Türkenbelagerungen von Wien (1663) durch die Osmanen aus Byzanz in dieser Zeit wird er mit islamischem Turban und Krummsäbel dargestellt, wie er (gelebt etwa 2000 vor Chr.) bereit ist, seinen Erstgeborenen sogar zu opfern.
Dass Christen, Juden und Muslime ihn als Urvater verehren ist nicht verwunderlich: Der 70-jährige soll 150 Jahre alt geworden sein und in der letzten Lebensphase sein riesiges Nomadenvolk über Jahre - tausende Kilometer - von Syrien nach Israel geführt haben.
Linker Altar („Frauenseite“): Die sich ohne Macht- und Geldinteressen den Armen und Kranken opfernden Minderbrüder Franziskus und Antonius, sowie der Tierpatron Leonhard dürfen nicht fehlen.
Ihre Nachfolger – die franziskanischen Kapuziner - haben seit vielen Jahrhunderten die Seelsorge in Pramet gestützt; und ihr einfacher, gütiger Glaube des Armen- und Bettelmönchs befruchtete unsere Ortskirche. (Der kleine Kapuziner beim Kripperlopferstock zeigt, dass einer von ihnen über Jahre an unserer Krippe mitgestaltet hat.) Der Münchner Stadtpatron Bischof Benno und der Hl. Bischof aus Syrien Nikolaus sind eindrucksstark überlebensgroß dargestellt.
Am rechten Seitenaltar bewachen die römischen Soldaten das frühbarocke Hausaltärchen aus etwa 1600 n.Chr.
Die Hl. Barbara mit der Pfauenfeder - als Hinweis aufs ewige Glück der Märtyrer - bekam erst ab 1800 die Schutzbedeutung für die „Kohlstockgraber“ - die Bergmänner. Im Ovalbild die Hl. Ursula, Verteidigerin ihrer Unschuld und ihres frühchristlichen Klosters. Die Tötung durch einen frühmittelalterlichen Hunnenführer mittels Pfeiles verbindet sie mit dem Sebastian, dessen Martyrium lebensecht am Hauptbild rechts erscheint.
Der Sohn des Thomas – Franz Schwanthaler- schuf nach 1700 die Statue des französischen Wanderbischofs und Pestkrankenpflegers Rochus sowie des bairisch-rätischen Wanderbischofs Valentin, zu dem lange Zeit mit Fallsüchtigen (Epileptikern), auch mit vielen davon betroffenen Kindern, gepilgert wurde.
Im Mittelpunkt des Barockaltars aber steht Maria, die Königin, nach dem Münchner Motiv der „Patrona Bavariae“, geschaffen 1622 von Marx Frickinger, Neuburg am Inn 3). (Wie weit ist die Entwicklung gegangen von dem kleinen, einfachen Mädchen Maria zur bajuwarischen Mutterkönigin ! )
1700: Erbfolgebegierden: Wie schon um 1500 begonnen, wollten die Österreicher Bayern - aber auch die Bayern Österreich übernehmen. Nun drangen die Habsburger wiederum über unser Gebiet nach Bayern vor, beuteten die Bevölkerung aus und misshandelten sie aufs menschenunwürdigste.
1761: Der Pfarrhof von Waldzell brannte ab. - Auch alle alten Aufzeichnungen von Schildorn und Pramet wurden vernichtet!
1779: Passauisch - bayrischer, geistlicher aber auch materieller Einfluss reichte damals donauabwärts bis nach Ungarn. 1779 kam Innbayern vertraglich und 1816 – nach Napoleons Untergang - endgültig zu Österreich. Nun aber wurden die österreichischen Bistümer Wien, Wiener Neustadt, St. Pölten und - um 1784 - Linz abgetrennt.
Die Großpfarre Schildorn mit lediglich 1500 (!) Seelen wurde neu errichtet.
1784: Schon 1784 ordnete der junge, tiefgläubige aber auch aufgeklärte, kirchlich bereinigungswütige Mitregent Joseph II. an:
Die damals 100jährige Kirche „ Maria Heimsuchung Pramet“ sollte Pfarrmittelpunkt der neuen „josephinischen“ Pfarre Schildorn werden. 1784 kam es auch zur Gründung eines weltlichen Landtages in Linz, und des „Erzherzogtums Oberösterreich“.
1789: Der Linzer Visitationsbischof ordnete jedoch 1789 an, dass der Pfarrsitz wegen der geräumigeren Schildorner Kirche wieder dorthin verlegt gehörte. Auch der 4 Jahre neue Pfarrhof sollte nun von den Kaplänen bewohnt werden und Pfarrer mussten ab da für 100 Jahre wieder ins veraltete Pfarrhaus nach Schildorn wechseln. Die Hofmark Pramet an der wichtigen „Poststrasse Ried – Frankenburg“ prosperierte mehr als die Hofmark Schildorn: Konkurrenz und Konflikte nahmen zu!
Das alte Bistum Passau schrumpfte auf ein Siebentel seines Territoriums zusammen und ab 1803 war die weltliche Herrschaft der Passauer Bischöfe durch die bayrische Säkularisation beendet. (So gingen bischöflich-passauische Besitzungen ab da – auch in Pramet - in Privatbesitz über.)